EU-Urheberrechtsreform

Umstrittene Gema-Kampagne: Unterstützt Lena Meyer-Landrut Artikel 13?

Unter dem Hashtag #yes2copyright unterschreiben unzählige Künstler für die neue Urheberrechtsreform. Doch nicht alle scheinen auch glücklich über den umstrittenen Artikel 13.

Lena Meyer-Landrut ist musikalisch, aber auch in den sozialen Netzwerken sehr aktiv. | © picture alliance/dpa

Matthias Schwarzer
25.03.2019 | 27.07.2022, 11:15

Berlin. Zehntausende sind am Samstag gegen die umstrittene Urheberrechtsreform und Artikel 13 auf die Straße gegangen. Allein in München waren 40.000 Menschen unter dem Motto "Rette Dein Internet" auf der Straße. Viele weitere demonstrierten in anderen deutschen Großstädten, darunter auch in OWL.

Doch der Kampf um die neue EU-Reform wird von zwei Seiten ausgetragen: Unzählige Verbände sowie Parteien wie die CDU/CSU machen seit Wochen mobil für das neue Urheberrecht. Unter den Befürwortern sind auch viele Kreative - zumindest, wenn man dem Twitter-Account der Verwertungsgesellschaft Gema Glauben schenken mag.

Hier bekennen sich seit einigen Wochen unter dem Hashtag #yes2copyright Songwriter, Musikproduzenten, Konzertmusiker und Sänger zur neuen Urheberrechtsrichtlinie.

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Lena unterschreibt für Artikel 13. Oder doch nicht?

Auf unzähligen Fotos unterschreiben unter anderem der Musikproduzent Moguai, Rockmusiker Henning Wehland, die Sängerinnen und Sänger Namika, Andreas Bourani und Mark Forster, Produzent Alex Christensen und Rapperin Sabrina Setlur auf einer großen gelben Wand, auf der groß "JA zur EU-Urheberrechtsrichtline" steht. Andere blicken durch einen gelben Bilderrahmen mit selber Aufschrift und dem Hashtag #yes2copyright.

Für besonders viel Aufsehen sorgt ein Bild von Lena Meyer-Landrut. Die Sängerin unterschreibt laut Gema auf einer Wand explizit für Artikel 13. "Unsere liebe @Lenas_view gibt mit ihrer Unterschrift beim Deutschen #Musikautorenpreis auch ein klares JAAA zur EU-Urheberrechtsrichtlinie! #Yes2Copyright #vote4culture #artikel13", twittert die Verwertungsgesellschaft.

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Viele Fans wundert das. Meyer-Landrut ist bekanntermaßen nicht nur musikalisch aktiv - sondern auch in den sozialen Netzwerken enorm erfolgreich. Müsste nicht gerade sie der neuen Reform kritisch gegenüberstehen? Ein Twitter-Nutzer schreibt beispielsweise: "Tja @Lenas_view, wenn Artikel 13 so durchgekommen sollte, wird es Twitch EU-weit nicht mehr geben! Solltest dich mal Informieren!"

Meyer-Landrut reagiert prompt auf den Tweet - und relativiert ihre Unterstützung: "Nur dass ich nicht für Artikel 13 unterschrieben habe, sondern für Copyright an sich. Man kann hier nicht pauschalisieren, denk ich", so die Sängerin.

"Künstler werden instrumentalisiert"

Lena Meyer-Landrut beim deutschen Musikautorenpreis.  - © picture alliance / Schroewig
Lena Meyer-Landrut beim deutschen Musikautorenpreis.  | © picture alliance / Schroewig

Viele Gegner der Urheberrechtsreform fühlen sich von der Gema-Kampagne veräppelt. Der YouTuber LeFloid schreibt beispielsweise: "Man wirft uns vor, dass wir instrumentalisiert und nicht neutral sind. Und dann ist da die Gema. Die 'ihre' Künstler... Ähhh wadde mal... ah ja... tatsächlich instrumentalisiert und ausnutzt. Respekt. So viel Scheinheiligkeit muss man sich leisten können. Ihr Dullis."

YouTuber Felix von der Laden schreibt: "Ist das euer Ernst? @Lenas_view hat ausdrücklich geschrieben, dass sie Artikel 13 nicht unterstützt. Mir war klar, dass ihr viel Scheiße abzieht, aber dass ihr jetzt noch Musiker für eure politischen Zwecke missbraucht ist echt Wahnsinn!"

Viele Nutzer werfen die Frage auf, inwiefern die abgebildeten Künstler tatsächlich für die Reform unterschreiben - oder ob ihnen möglicherweise etwas anderes vorgegaukelt wurde. Aufgenommen wurden die Fotos beim Deutschen Musikautorenpreis am 14. März - also zwei Wochen vor den Massenprotesten gegen Artikel 13.

Artikel 13 spielt Gema in die Hände

Die Verwertungsgesellschaft Gema vertritt in Deutschland rund 72.000 Komponisten und Textdichter. Läuft ein Song im Radio, in einer Diskothek oder in einem Streaming-Dienst, wird der entsprechende Urheber zu einem gewissen Anteil mit Gema-Tantiemen vergütet. Anbieter zahlen deshalb für das öffentliche Aufführen von Musik einen Gema-Beitrag.

Die Gema gilt als einer der größten Verfechter der neuen Urheberrechtsreform. Der umstrittene Artikel 13 würde der Gesellschaft deutlich mehr Möglichkeiten bieten als bislang. Bei Verhandlungen mit Internetkonzernen wie Google und Facebook säß die Gema am längeren Hebel. Konzerne würden verpflichtet, ihre Lizenzen zu erwerben - oder urheberrechtlich geschützte Inhalte umgehend zu blocken. Das wiederum ist die hauptsächliche Kritik vieler Artikel-13-Gegner.

Vertreter der Union verärgern Artikel-13-Gegner

Seit Wochen liefern sich Gegner und Befürworter der Reform in den sozialen Netzwerken einen erbitterten Kampf. Zuletzt hatte vor allem die Europagruppe von CDU und CSU für Unmut gesorgt. Politiker Daniel Caspary hatte den Demonstranten vorgeworfen, von Internetkonzernen gekauft worden zu sein. Dies stieß auf harsche Kritik.

Kurz zuvor hatte der CDU-Politiker Axel Voss mit einem Vice-Interview für Aufsehen gesorgt. Twitter-Nutzer starteten wegen seiner vermeintlich Unkenntnis in netzpolitischen Belangen den ironischen Hashtag #axelsurft. Der Bielefelder CDU-Abgeordnete Elmar Brokbeklagte eine massive und von Algorithmen gesteuerte Kampagne der großen Internetkonzerne gegen das Vorhaben. Auf Twitter merkten Gegner der Uploadfilter an, dass Brok nicht neutral sei, da er lange Jahre für Bertelsmann gearbeitet habe.

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Über die neue Urheberrechtsreform und Artikel 13 soll am Dienstag im Europaparlament abgestimmt werden.

Offenlegung: Der Autor dieses Textes ist Musiker und damit GEMA-Mitglied.