Sport mit Gottes Segen: Die Kletterkirche in Mönchengladbach

Mönchengladbach. Ob sich der damalige Papst Benedikt XVI. getraut hätte, selbst einmal die Wände emporzusteigen, fällt in das Reich der Spekulationen. Zumindest wurde das einstige Oberhaupt der katholischen Kirche darüber informiert, dass 2010 in den Innenräumen der Mönchengladbacher Pfarrkirche St. Peter die erste Kletterkirche Deutschlands eröffnet wurde. Seit dieser Zeit erfreut sich der außergewöhnliche Ort für den Klettersport großer Beliebtheit. &bdquo;Als wir damals an den Start gingen, waren wir sogar die einzige Kletterkirche in ganz Europa“, sagt Josef Jakobs nicht ohne Stolz. Mittlerweile sind aber noch andere hinzugekommen. Der 67-jährige ehemalige Industriekletterer bildet zusammen mit Simone Laube und Klaus Fasbender das Kernteam, das den entweihten Ort am Laufen hält. &bdquo;Die Idee zur Umgestaltung der Kirche hatten damals Simone und Klaus“, sagt Jakobs. Beide kennen sich schon eine lange Zeit und teilen ebenso lang die Begeisterung für den Klettersport. Als 2007 die Gemeinden St. Peter Waldhausen und St. Anna in Windberg zusammengelegt wurden, gab es keine Verwendung mehr für den zwischen 1932 und 1933 vom österreichischen Architekten Clemens Holzmeister errichteten Sakralbau. &bdquo;Es wurde vonseiten der Gemeinde eine neue Verwendung für das Kirchengebäude gesucht“, erinnert sich Jakobs. Der leere Kirchenraum, der sich aufgrund seiner unverschnörkelten Würfelbauform wie für Kletterwände geschaffen anbot, stieß auf den Lebenstraum von Laube und Fasbender. Nach einem Jahr der Planung und einem weiteren halben Jahr des Umbaus öffnete im Juni 2010 das Kirchengebäude mit neuer Ausstattung. Die Kletterwände sind bis zu 13 Meter hoch Wo einst vom Altar aus gepredigt wurde, finden seit 15 Jahren Hobby- und Profikletterer, Einsteiger oder Freizeitsportler eine große Bandbreite an verschiedenen Kletterrouten mit unterschiedlichen – farblich abgesetzten – Schwierigkeitsgraden vor. Die bis zu 13 Meter hohen Kletterwände bieten beim Klettern reichlich Abwechslung. Neben den geraden Wänden gibt es auch solche mit verschiedenen Neigungen und Überhängen. Die Strukturen bei den Kletterwänden änderten sich ständig. &bdquo;Es gibt immer wieder neue Trends, und denen passen wir uns an“, sagt Jakobs. Deshalb legen er und sein Team inzwischen auch selbst Hand an, und bauen in Eigenregie viele Kletterwände selbst. Für ein sicheres Klettern &bdquo;haben wir insgesamt zehn automatische Sicherungswinden“, sagt Jakobs. An diesen kann nach einer kurzen fachmännischen Einweisung jeder alleine den Aufstieg Richtung Kirchendecke beginnen. Die klassische Seilsicherung durch einen Helfer gibt es aber auch. Auf der rund 1.300 Quadratmeter großen Fläche der Kletterkirche &bdquo;können ungefähr 100 Leute gleichzeitig klettern“, sagt er weiter. Lesen Sie auch: Besondere Ausflugsziele in NRW: Einzigartige Erlebnisse für jede Jahreszeit Neben den klassischen hohen Kletterwänden bietet die Kirche auf der Empore, dem ehemaligen Standort der Orgel, sowie im Außenbereich des Gebäudes, einen großen Boulderbereich – also das Klettern ohne Seil und Kletter. Die dortigen Kletterwände mit ebenfalls verschiedenen Routen und Schwierigkeitsgraden sind nur wenige Meter hoch. Dicke Schaumstoffmatten federn ein Abstürzen weich ab. Nicht nur der Ort ist zum Klettern ein besonderer. Besonders sei auch die Stimmung, die unter allen Besuchern herrsche. &bdquo;Viele Leute spiegeln uns wider, dass es hier keine Anonymität wie in anderen Kletterhallen gibt“, sagt Jakobs. &bdquo;Jeder kommt hier mit anderen ins Gespräch“, sodass es &bdquo;weiterhin ein Ort der Begegnung und des Austausches ist“. So wie damals zu Zeiten, in denen noch Gottesdienste hier gefeiert wurden. Generell sei Klettern ein sehr kommunikativer Sport und Jakobs beobachtet oft, dass sich die Kletterer viel untereinander unterstützen und helfen. Das 15-jährige Bestehen wurde mit einem Bouldercoup gefeiert Die Kletterkirche hat sich in der Region einen Namen gemacht, weshalb nicht nur Kletterer aus Mönchengladbach regelmäßig vorbeikommen. &bdquo;Unsere Gäste reisen auch viel aus dem Raum Aachen und Erkelenz an“, sagt Jakobs. Auch viele Schulklassen zählt die Kirche zu ihren Stammgästen. &bdquo;Darüber hinaus haben wir auch größere Veranstaltungen mit Kindergeburtstagen oder Jubiläen“, sagt er. Viel Werbung haben er und sein Team nicht machen müssen. &bdquo;Es hat sich durch Mundpropaganda in der Szene herumgesprochen, was wir hier aufgebaut haben.“ Weitere Ausflugstipps: Zehn Ziele für die Sommerferien in OWL Auch wenn die Kletterkirche ihre bundesweite Einzigartigkeit im Laufe der Zeit eingebüßt hat, hat sie von ihrer Anziehungskraft nichts verloren. Dafür sorgen auch besondere Veranstaltungen wie das Schwarzlichtklettern, bei dem der gesamte Kirchenraum und die Klettergriffe in buntfluoreszierendem Licht erstrahlen. Mitte Juni wurde zudem das 15-jährige Bestehen der Kletterkirche mit einem Bouldercoup und weiteren Aktionen gefeiert. Für die Zukunft wollen Jakobs und sein Team so weitermachen wie bisher. Obwohl es schon Anfragen für Expansionspläne für andere ungenutzte Kirchengebäude in der Region gab, wollen sie sich erst mal nur auf &bdquo;ihre“ Kirche beschränken. Mehr zum Thema: Das sind die schönsten Ausflüge mit Kindern in Ostwestfalen-Lippe Infos zur Kletterkirche 📍Adresse: Nicodemstraße 36, 41068 Mönchengladbach 🕐Öffnungszeiten: Montags von 16 bis 22 Uhr, Dienstag bis Freitag 12 bis 22 Uhr und Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 9 bis 20 Uhr 💶 Preise: Erwachsene zahlen für ein Tagesticket 14,50 Euro, Kinder und Jugendliche 11,50 Euro. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Abo-Angeboten mit verschiedenen Laufzeiten. Detaillierte Infos zu allen Preismodellen gibt es auf der Homepage der Kletterkirche unter www.kletterkirche.de. 🚗Parkmöglichkeiten: Es sind wenige Parkmöglichkeiten direkt vor der Kirche vorhanden. Dafür gibt es in den umliegenden Seitenstraßen viele Parkgelegenheiten.

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