Denkfabrik in Bielefeld: Anwohner fürchten Schatten durch Neubau

Bielefeld. &bdquo;Insgesamt fühlt man sich verschaukelt. Was uns zugemutet wird, ist zu viel.“ Darin sind sich die Anwohner an der Graf-von-Galen-Straße einig. &bdquo;Wir gucken demnächst von der Terrasse aus auf eine Hauswand“, sagt Dagmar Schulte. Dabei hatten sich die zwei Dutzend Bewohner der kleinen Siedlung berechtigte Hoffnungen gemacht. Es gab in der Vergangenheit zahlreiche Diskussionen, auch Ortspolitiker und Stadtentwicklungsausschuss votierten dafür, den Entwurf für die Denkfabrik noch einmal überarbeiten zu lassen. Bei dem umstrittenen Projekt handelt es sich um ein Vorhaben der Bautra GmbH, die auf dem Eckgrundstück Voltmann-Kurt-Schumacher-Straße zwei Gebäude für die Initiative BRIC &bdquo;Bielefeld Research and Innovation Campus“, errichtet. Stadt, Universität, Hochschule Bielefeld und Industrie- und Handelskammer verfolgen bei dem Vorhaben gemeinsame Interessen: Ziel ist, Uni und HSBI mit der Privatwirtschaft zu verzahnen sowie den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Bielefeld mit dem Millionenprojekt zu stärken. &bdquo;Die Schildescher Politiker waren sogar vor Ort und wir hatten einen Hubsteiger organisiert, damit die Massivität, die die beiden Gebäude einnehmen werden, sichtbar wird“, berichtet Christian Schulte. Zu dem Zeitpunkt standen mehrere Varianten in der Diskussion, die auf dem Areal ein acht- und zweigeschossiges Gebäude vorsahen oder ein sechs- und viergeschossiges Gebäude. Im Dezember 2024 lag der dritte Entwurf auf dem Tisch – mit zwei- bis sechs Geschossen. Wohnzimmer liegt komplett im Schatten Während einer Infoveranstaltung stellte das Architekturbüro Crayen, Bergedieck, Klasing nun die überarbeitete Planung vor, bei der es zwei Baukörper mit jeweils fünf Etagen gibt, die durch ein Foyer miteinander verbunden sind und durch ein zweigeschossiges Sockelgeschoss verlängert werden. Weil hier Raumhöhen von 3,70 Meter nötig sind, reduziert sich die Höhe der Gebäude kaum. Eines der Gebäude ist wegen der Abschüssigkeit des Geländes sogar 1,50 Meter höher. &bdquo;Wir haben dann ein fast 20 Meter hohes Haus vor uns. Wohnzimmer und Terrasse liegen komplett im Schatten. Nur ein ganz kleiner Teil des Gartens bekommt noch Licht“, sagt Schulte. &bdquo;Das wird ein riesen Klotz. Es gibt nur einen minimalen Abstand zu unserem Haus, weil der Investor die Fläche bis auf den letzten Meter ausnutzt.“ Die Nutzfläche liege bei rund 5.000 Quadratmetern. Lesen Sie auch: Acht Stockwerke hoch Anwohnerprotest gegen neues Start-up-Gebäude in Bielefeld &bdquo;Was uns hier zugemutet wird, ist zu viel“, betonen auch Christoph und Elisabeth Jaroschek, Christina Kaschuba, Daniel Scheering und Melanie Schwarz. Rund 20 Hauseigentümer und -eigentümerinnen an der Graf-von-Galen-Straße haben sich zu einer Initiative zusammengeschlossen, um für eine verträgliche Lösung zu kämpfen. Dabei betonen sie, dass sie nicht generell gegen das Forschungs- und Bürogebäude sind. Hoffnung auf Kompromiss &bdquo;Wir wollen eigentlich keine rechtliche Auseinandersetzung, lassen uns aber von einem Anwalt beraten“, erklärt Sprecher Christian Schulte. Alle hoffen, dass es noch zu einem Kompromiss kommen wird. Eine Klage gegen den Bau sei mithin das letzte Mittel. Nicht zuletzt hatte auch der Stadtentwicklungsausschuss beschlossen, dass geprüft werden müsse, &bdquo;welche Kubatur des Vorhabens zu einem Minimum an Verschattung der Fenster der Aufenthaltsräume des Wohnhauses auf dem Grundstück Graf-von-Galen-Straße 3b führen würde“. Geprüft werden sollte, den Mittelteil zweigeschossig zu planen. Auch interessant: Neue Pläne für umstrittenes Bielefelder Forschungs-und-Bürogebäude Sorgen macht den Anwohnern auch, dass der Bau der Tiefgarage mit 20 Plätzen von der schmalen Graf-von-Galen-Straße aus erfolgen soll. Bezirksbürgermeister Gerd-Peter Grün (Grüne) erklärt, dass es entlang der Voltmannstraße eine Starkstrom-Leitung der Stadtwerke gebe. Deshalb könne das Gebäude nicht näher an die Straße heranrücken. Zudem seien die Anwohner unterschiedlich stark betroffen. &bdquo;Es geht hier in erster Linie um die Interessen des Investors“, glaubt Daniel Scheering. Auch das Architekturbüro habe signalisiert, dass weitere Entwürfe nicht möglich seien. Die Bautra GmbH will die sogenannte Denkfabrik über der Tiefgarage errichten. Forschungseinrichtungen und Start-ups sollen die Räume künftig nutzen. Das Bauamt teilt auf Nachfrage mit, dass bislang &bdquo;zahlreiche Gespräche“ mit Anwohnern geführt worden seien. Ein Entwurf der Planung soll den politischen Gremien nach der Kommunalwahl vorgeschlagen werden. Anschließend habe die Öffentlichkeit noch einmal offiziell die Möglichkeit, Stellungnahmen zur konkreten Planung abzugeben: &bdquo;Die Entscheidung über das endgültige Planungsrecht bleibt beim Stadtrat.“ Gerd-Peter Grün rechnet Anfang 2026 mit dem Entwurfsbeschluss.

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