15 Euro Mindestlohn: Welche Arbeitnehmer würden im Kreis Höxter profitieren?

Kreis Höxter. Im Kreis Höxter arbeiten heute rund 4.000 Menschen zum Mindestlohn. Sie verdienen 12,82 Euro pro Stunde. Das geht aus dem Mindestlohn-Monitor hervor, den das Pestel-Institut als regionale Lohndaten-Analyse für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gemacht hat. Die NGG Ostwestfalen-Lippe ist unzufrieden mit dem Mindestlohn. Die Gewerkschaft will, dass &bdquo;sich beim Niedrigstlohn etwas bewegt“ – nach oben: &bdquo;Steigende Mieten, höhere Preise im Supermarkt, steigende Eintrittspreise und Gebühren. Dazu der Tank vom Auto als Euro-Fresser. Und auch die Bahn, die ständig an den Ticketpreisen schraubt: Die dünnen Portemonnaies müssen dringend dicker werden. Der Mindestlohn muss deutlich nach oben gehen“, fordert Thorsten Kleile. Der Geschäftsführer der NGG Ostwestfalen-Lippe setzt dabei auf die Mindestlohnkommission: &bdquo;Sie muss die unterste Lohnkante jetzt unbedingt deutlich anheben. Wichtig ist, dass das nicht in Tippelschritten passiert, sondern schnell in Richtung 15 Euro ansteigen wird. Wer Vollzeit arbeitet und den gesetzlichen Mindestlohn verdient, hätte dann am Monatsende rund 375 Euro brutto mehr“, rechnet Thorsten Kleile im Detail vor. Kaufkraft im Kreis Höxter würde enormen Push erhalten Von einem 15-Euro-Mindestlohn würden nach Berechnungen des Pestel-Instituts rund 13.200 Menschen im Kreis Höxter profitieren. &bdquo;So viele arbeiten heute nämlich für weniger als 15 Euro pro Stunde“, sagt NGG-Geschäftsführer Kleile. Gerade Mini-Jobber bekämen oft nur einen Niedriglohn für ihre Arbeit. Eine Anhebung des Mindestlohns um 2,18 Euro auf 15 Euro pro Stunde würde vor allem der Kaufkraft im Kreis Höxter einen &bdquo;enormen Push“ bringen: Rund 8,6 Millionen Euro hätten die Mindestlohn-Beschäftigten im Kreis Höxter dann pro Jahr mehr in der Tasche. Das hat das Pestel-Institut berechnet. Lesen Sie auch: &bdquo;Gefahr“: Goeken sieht Mindestlohn als Treiber für Fachkräftemangel &bdquo;Das macht also auch volkswirtschaftlich richtig viel Sinn, denn wir reden immer noch vom Niedriglohnbereich und hier geht jeder Cent nahezu eins zu eins in den Konsum. Wer nämlich wie viele Beschäftigte beispielsweise in der Systemgastronomie am untersten Lohn-Limit verdient, der braucht das Geld für alles, was nötig ist – von der neuen Waschmaschine bis zum ausgewogenen Essen. Wer nur den Mindestlohn verdient, der hat sowieso keine Chance, Geld auf die hohe Kante zu legen“, sagt Thorsten Kleile von der NGG Ostwestfalen-Lippe. Es sei deshalb auch &bdquo;richtig und wichtig“, dass die schwarz-rote Koalition in Berlin einen Mindest-Stundenlohn von 15 Euro als Zielmarke gesetzt habe. Jetzt komme es auf die Mindestlohnkommission an. Ihr gehören Arbeitgeber und Gewerkschaften an. Mehr Respekt bedeutet auch mehr Lohn &bdquo;Die Kommission muss bereits bei ihrer nächsten Sitzung Ende Juni den ersten entscheidenden Lohn-Pflock Richtung 15 Euro setzen“, so Kleile. Wichtige Kriterien für eine Anhebung des Mindestlohns seien nicht nur die generelle Tarifentwicklung, sondern auch die Kaufkraft des gesetzlichen Mindestlohns. Hier solle die 60-Prozent-Marke vom mittleren Bruttolohn erreicht werden. Ein Einschreiten des Gesetzgebers wäre laut Kleile demnach derzeit gar nicht erforderlich, denn: &bdquo;Die Kommission hat für die sinnvolle Erhöhung auf 15 Euro ja alle notwendigen Kriterien zur Hand.“ Auch interessant: Vor der Entscheidung: Kommen 15 Euro Mindestlohn? Der Geschäftsführer der NGG Ostwestfalen-Lippe sagt auch, warum er aufs Tempo drückt: &bdquo;Wer am unteren Lohn-Limit arbeitet, hat mehr Respekt verdient. Mehr Respekt bedeutet dabei vor allem aber auch mehr Lohn. Es ist traurig genug, dass viele Menschen auf Bürgergeld angewiesen sind. Aber es ist bitter, dass die, die heute zum Mindestlohn arbeiten, nur ein Bürgergeld plus im Job verdienen“, so Thorsten Kleile. Wirklich fair bezahlt werde ohnehin nur, wer den Tariflohn seiner Branche bekomme. Führt der Mindestlohn zu mehr Arbeitslosigkeit? Der gesetzliche Mindestlohn wurde in Deutschland 2015 eingeführt und lag damals bei 8,50 Euro. So alt wie der Mindestlohn ist auch die Kritik daran. Hauptsächlich wird argumentiert, dass durch den Mindestlohn Arbeitsplätze wegfallen könnten, weil die Unternehmen die höheren Löhne nicht zahlen könnten beziehungsweise die gestiegenen Lohnkosten nicht auf ihre Produkte oder Dienstleistungen umlegen könnten, weil diese sonst zu teuer würden. Mehr zum Thema: Tarif-Plus: Droht im Kreis Höxter jetzt die Haushaltssicherung? Aber stimmt das? Im Mai 2014, also vor dem Mindestlohn, lag die Arbeitslosenquote im Kreis Höxter bei 5,8 Prozent, wie aus Daten der Arbeitsagentur hervorgeht. Ein Jahr später, als bereits fünf Monate lang Mindestlohn gezahlt wurde, lag die Quote bei 4,8 Prozent. Im vergangenen Monat lag die Quote bei 4,6 Prozent. Mindestlohn sorgt für weniger geringfügige Beschäftigung Der Kreis Höxter ist hier kein Phänomen. &bdquo;Auf die Arbeitslosigkeit hat sich der Mindestlohn kaum ausgewirkt“, erklärte Oliver Holtemöller, Vize-Präsident des Leibniz-Institus für Wirtschaftsforschung dazu dem &bdquo;MDR“. Er schränkt ein: &bdquo;Wir sehen aber, dass im Bereich der geringfügigen Beschäftigung durch die Einführung des Mindestlohns viele Arbeitsplätze weggefallen sind. Menschen, die diese Arbeitsplätze verloren haben, sind aber nicht arbeitslos geworden, sondern haben sehr schnell in anderen Bereichen eine neue Beschäftigung gefunden.“ Gesamtwirtschaftlich sähen die Wissenschaftler keine großen Arbeitsplatzeffekte, sehr wohl aber einen Rückgang der geringfügig Beschäftigten. 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