Jagd mit neuen Regeln

Kreis Paderborn wappnet sich gegen die Afrikanische Schweinepest

Um die Tierseuche im Fall der Fälle eindämmen zu können, wird jetzt ein Gelände genutzt, das in Vergessenheit geraten war. Der Notfallplan ist nicht günstig.

Die Sorgen vor einer Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest sind groß. Der Kreis Paderborn handelt. | © dpa

22.01.2025 | 22.01.2025, 12:00

Kreis Paderborn. Aktuell ist es still am früheren Kreisbauhof in Klausheide. Längst sind Gerät und Mitarbeiter zum Neubau an der Alten Schanze in Elsen umgezogen. Das Areal an der Südstraße im Grenzgebiet zwischen Hövelhof und Sennelager könnte bei einer besonderen Notlage allerdings nochmal eine zentrale Bedeutung für den Kreis Paderborn einnehmen: falls die Afrikanische Schweinepest (ASP) in der Region ausbricht.

Der Kreistag hat beschlossen, dort für rund 50.000 Euro eine „Kühlzelle“ zur Zwischenlagerung von Tierkadavern und Aufbrüchen von Schwarzwild (Wildschweine) zu errichten. Das Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen der Kreisverwaltung hatte „dringenden Bedarf“ für eine solche Kühlmöglichkeit zur Zwischenlagerung von Tierkadavern bis zum Transport ins Untersuchungsamt gesehen.

Der frühere Kreisbauhof zwischen Hövelhof und Sennelager soll Standort eines Kühlcontainers werden. - © Jens Reddeker
Der frühere Kreisbauhof zwischen Hövelhof und Sennelager soll Standort eines Kühlcontainers werden. | © Jens Reddeker

Den Tierärzten des Kreises seien im Sommer an Wochenenden vermehrt in der Landschaft liegende Kadaver (Wildschweine, Schafe, Ziegen) gemeldet worden, die zur Abklärung eines Tierseuchenverdachts in amtliche Verwahrung genommen werden mussten. Aktuell besteht für solche Fälle jedoch keine geeignete Lagermöglichkeit des Veterinäramts. Daher soll die Kühlmöglichkeit in Klausheide errichtet werden. Sie soll nach Angaben der Kreisverwaltung unter anderem mit Tonnen für die Abfälle des Wildaufbruchs (Konfiskattonnen) ausgestattet werden und Jägern im Kreisgebiet die Möglichkeit bieten, Aufbrüche von Wildschweinen an einer zentralen Stelle auch nachts und am Wochenende entsorgen zu können.

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Weiterer Container an der Alten Schanze

Aufgrund der aktuellen Seuchenlage sollten tierische Nebenprodukte von Schwarzwild generell nicht im Revier im Wald entsorgt werden, eine rechtliche Verpflichtung dazu besteht jedoch nicht.

Im Jahr 2019 ist nach Angaben der Kreisverwaltung bereits ein Kühlcontainer mit Vorraum und Rohrbahn angeschafft worden, um im Ausbruchsfall der ASP Wildschweine zentral aufzubrechen, zu beproben und bis zum Vorliegen der Befunde amtlich zu verwahren. Dieser Container soll an der Alten Schanze nun dauerhaft in Betrieb genommen werden.

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Damit sei sichergestellt, dass auch Jägern, die außerhalb des Kreises zur Jagd gehen und Schwarzwild aus potenziell infizierten Regionen mitbringen, eine hygienische Möglichkeit zur Beseitigung des Aufbruchs zur Verfügung stehe. Zudem soll die Sammelstelle denjenigen als Entsorgungsmöglichkeit dienen, die im eigenen Jagdrevier keine Tonne für Schlachtabfälle vorhalten.

Tonnen sollen Entsorgung von Abfällen ermöglichen

Im Falle eines ASP-Ausbruchs bei Wildschweinen könnte eine bereits etablierte flächendeckende Beseitigung von Schwarzwildaufbrüchen das Risiko einer weiteren Ausbreitung Seuche verringern. Das Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen hält daher nach Abstimmung mit dem Kreisjagdberater die Einrichtung einer flächendeckenden und für Nutzer kostenfreien Entsorgungsmöglichkeit für tierische Nebenprodukte von Schwarzwild für erforderlich.

Zudem plant das Amt auch die flächendeckende Ausgabe von Konfiskattonnen an die Jägerschaft. Die Standorte sollen durch die Hegeringe selbst organisiert werden.

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Abhängig von der Zahl des jährlich erlegten Schwarzwilds und der Akzeptanz der Maßnahmen in der Jägerschaft fallen voraussichtlich jährliche Entsorgungskosten von bis zu 45.000 Euro an. Für den Betrieb und die Einrichtung von zwei zentralen Sammelstellen mit Kühlzelle kalkuliert der Kreis Paderborn mit jährlichen Betriebskosten von etwa 10.000 Euro. Die einmaligen Kosten für die Beschaffung der Tonnen werden mit rund 15.000 Euro angegeben.

INFORMATION


Mensch verbreitet das Virus

Die Afrikanische Schweinepest ist eine Tierseuche, deren Vorkommen ursprünglich auf Afrika begrenzt war. In Deutschland wurde sie erstmals 2020 in Brandenburg festgestellt, seit Juni 2024 gibt es laut Paderborner Kreisverwaltung ein großflächiges Ausbruchsgeschehen bei Wildschweinen und Hausschweinen im Rhein-Main-Gebiet, das sich mittlerweile bis nach Baden-Württemberg erstreckt.

Die Ausbrüche haben enorme wirtschaftliche Folgen für die Land-, Forst- und Fleischwirtschaft sowie die Jagd. Die Verhinderung einer weiteren Ausbreitung des Virus innerhalb der Schwarzwildpopulation in Deutschland habe daher höchste Priorität, heißt es vom Kreis Paderborn.

Die Ausbreitung des Virus über große Strecken hinweg erfolge in der Regel durch den Menschen, der das Virus aus infizierten Regionen weiterträgt, etwa durch kontaminierte Speiseabfälle, Wildtierkörper oder Gegenstände. Grundsätzlich bestehe daher das Risiko des Eintrags des Erregers in den Kreis Paderborn auch durch aus anderen Regionen mitgebrachte Schwarzwildstücke und deren Nebenprodukte.