So viele Menschen im Bünder Land wollen ihren Geschlechtseintrag ändern lassen

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Seit dem 1. November gilt das neue Selbstbestimmungsrecht. Das Gesetz ermöglicht es, den Eintrag über das Geschlecht und den Vornamen bei den Behörden einfacher ändern zu lassen, wenn die gefühlte Geschlechtsidentität vom biologischen Geschlechtseintrag abweicht. Bereits seit August konnten entsprechende Anträge bei den Standesämtern gestellt werden. Wie viele Menschen im Bünder Land machen jetzt davon Gebrauch? Aus dem Bünder Rathaus heißt es dazu auf Nachfrage: &bdquo;Bislang sind dem örtlichen Standesamt insgesamt sieben schriftlich eingereichte Anmeldungen zur Geschlechtsänderung im Personenstandseintrag vorgelegt worden. Diese beinhalten vier Personen, die von weiblich auf männlich, zwei Personen von männlich auf weiblich und eine Person, die von männlich auf divers wechseln möchten.“ Sowohl in Kirchlengern als auch in Rödinghausen sind derweil noch keine dieser Anträge eingegangen. &bdquo;Es liegen lediglich Anfragen über das Verfahren vor. Die Anzahl ist im unteren einstelligen Bereich“, teilt Niklas Krämer als Gemeindesprecher für Rödinghausen mit. Aber wie läuft das Verfahren überhaupt ab? &bdquo;Die Änderung des Geschlechts und der Vornamen erfolgt in zwei Stufen“, erklärt Ann-Kathrin Nedderhoff, Standesbeamtin und Leiterin Bürgerservices bei der Gemeinde Rödinghausen. Die erklärende Person muss zunächst eine Anmeldung zur Änderung des Geschlechtseintrags und der Vornamen beim zuständigen Standesamt abgeben. Dies muss mindestens drei Monate vor der eigentlichen Erklärung erfolgen. Drei Monate Bedenkzeit Nach Ablauf von drei Monaten kann die Person durch eine Erklärung gegenüber dem selbigen Standesamt den Geschlechtseintrag in den Personenstandsregistern ändern. Wird die Erklärung nicht innerhalb von sechs Monaten nach der Anmeldung abgegeben, wird die Anmeldung gegenstandslos. Es muss eine erneute Anmeldung erfolgen. Die dreimonatige Bedenkzeit bis zur eigentlichen Erklärung beginnt dann auch erneut. &bdquo;Der Zeitraum zwischen Anmeldung und Abgabe der Erklärung dient als Überlegungs- und Reflexionsfrist. Hierdurch soll vermieden werden, dass nicht ernsthaft gemeinte Erklärungen abgeben werden. Außerdem soll die Bedeutung der Änderungserklärung verdeutlicht werden“, sagt Ann-Kathrin Nedderhoff. Eine Änderung des Geschlechtseintrags ist laut Nedderhoff nur in Verbindung mit einer gleichzeitigen Anpassung der Vornamen möglich. Der neu gewählte Vorname muss dem gewählten Geschlecht entsprechen. Möglich sind laut dem neuen Selbstbestimmungsrecht die Bezeichnungen männlich, weiblich und divers. Es kann aber auch auf einen Geschlechtseintrag verzichtet werden, dann wird in den Ausweisdokumenten kein Geschlecht vermerkt, sondern ein &bdquo;x“. Lesen sie auch: Paderborner Transfrau im Interview Eine Begründung für die gewünschte Änderung des Geschlechtseintrages muss nicht abgegeben werden, heißt es aus dem Bünder Rathaus. Die Stadtverwaltung geht auch auf die Änderung des Vornamens noch näher ein und erklärt: &bdquo;Wenn ein Geschlechtseintrag von männlich auf weiblich oder umgekehrt geändert werden soll, muss auch der jeweilige Name oder Doppelname entsprechend geschlechtsspezifisch angepasst werden. Eine Ausnahme ergibt sich, wenn der Geschlechtseintrag gestrichen werden soll, dann kann der bisherige Name beibehalten werden. Eine Änderung zum diversen Geschlecht zieht eine Namensänderung zu einem eigens gewählten geschlechtsneutralen Namen nach sich.“ Besondere Regeln bei Kindern und Jugendlichen Auf die Frage, ob Anträge auch abgelehnt werden könnten, heißt es seitens der Bünder Verwaltung: &bdquo;Alle gewünschten Erklärungen müssen als Einzelfall betrachtet und beurteilt werden. Repräsentative Erfahrungswerte liegen dem Standesamt Bünde noch nicht vor.“ In Rödinghausen verweist man darauf, dass eine Ablehnung nicht vorgesehen sei. Martina Stallmann als Gemeindesprecherin für Kirchlengern verweist darauf, dass eine Ablehnung aus formellen Gründen möglich sei – wenn der Antrag also nicht die Vorgaben erfüllt. Bei Kindern greifen übrigens besondere Regeln. Laut Selbstbestimmungsrecht müssen Eltern die Erklärung für ihr Kind bei den Behörden einreichen, wenn dieses noch nicht 14 Jahre alt ist. Jugendliche ab 14 Jahren können einen Antrag selbst stellen, müssen dazu aber das Einverständnis &bdquo;ihres gesetzlichen Vertreters“ – in der Regel also der Eltern – vorweisen. Die gesetzlichen Vertreter müssen wiederum erklären, dass sie sich der Auswirkungen bewusst sind. Mit dem neuen Selbstbestimmungsrecht wurde das Verfahren zur Änderung des Geschlechtseintrags grundsätzlich deutlich vereinfacht. Denn: Vorher mussten zwei psychologische Gutachten eingeholt werden, und ein Gericht hat final über den Antrag entschieden. Das fällt nun weg.

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