„Ich bin da und ich bleibe“: Bünder begleiten Sterbende vor der letzten Ruhe

Bünde. Sie halten Menschen in den letzten Tagen ihres Lebens die Hand. Gehen mit ihnen spazieren, lesen ihnen vor und reden über ihre Ängste und Sorgen. Die Ehrenamtlichen der Hospizgruppe Bünde begleiten Sterbende, bevor sie ihre letzte Ruhe finden. Beate Theiling ist eine von ihnen. Die 57-Jährige engagiert sich seit fünf Jahren bei der Hospizgruppe Bünde. In dieser Zeit hat sie sieben Menschen in den letzten Momenten ihres Lebens begleitet. Manche von ihnen hat Theiling erst wenige Tage vor ihrem Tod kennengelernt, andere hat sie rund eineinhalb Jahre begleitet. &bdquo;Man geht spazieren, führt Gespräche über Interessen der Menschen, aber auch über Gott und die Welt“, erzählt die Ehrenamtlerin im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Neben lockeren Gesprächen gehören aber auch die ernsten dazu. Denn eins sei bei allen Begleitungen wichtig: Die Betroffenen sollen &bdquo;Ballast abwerfen können“, so Theiling. &bdquo;Es ist wichtig, dass da jemand sitzt, der sich auch die Wut und Sorgen der Patienten anhört“. Persönliches Schicksal als Motivation Und ebenso wichtig sei es, dem Patienten stets rückzuversichern: &bdquo;Ich bin da und ich bleibe.“ Dass die Ehrenamtler, die oftmals eine wichtige Bezugsperson für die Sterbenden sind, plötzlich nicht mehr wiederkommen, sei eine intensive Angst von Betroffenen. Die 57-Jährige, die aktuell zwei Menschen begleitet, ist durch ihr persönliches Schicksal zur Arbeit in der Hospizgruppe gekommen. Wie sie im Gespräch erzählt, ist ihr Vater vor 27 Jahren an Krebs erkrankt und gestorben. &bdquo;Ich hatte immer das Gefühl, dass ich ihn schlecht begleitet habe, das hat lange an mir genagt“, sagt sie. Nun möchte sie anderen Menschen vor ihrer letzten Ruhe ein gutes Gefühl geben. Die Hospizgruppe Bünde wurde 1996 gegründet. Sie gehört zur Lukas gGmbH – eine Tochtergesellschaft des Lukas-Krankenhauses. Jahrelang trug sie den Namen &bdquo;Hospizgruppe am Lukas-Krankenhaus“. Im Juli dieses Jahres wurde sie schließlich umbenannt. 53 Ehrenamtliche und zwei Koordinatorinnen Die Hospizgruppe begleitet sterbende Menschen in Bünde, Kirchlengern, Rödinghausen, Enger, Spenge und Eilshausen. Neben den 53 Ehrenamtlichen gehören auch Petra Vogt und Birgit Wonderschütz zum Team. Als fest angestellte Koordinatorinnen sind sie Ansprechpartner für die Ehrenamtlichen, organisieren Veranstaltungen und Aktionen der Hospizgruppe und führen die Erstgespräche mit den Sterbenden und ihren Angehörigen. Anhand Letzterem entscheiden sie jeweils, welcher der Ehrenamtlichen am besten zu der Person passt. &bdquo;Wir fragen dann zum Beispiel nach dem Beruf und den Hobbys der Patienten“, sagt Birgit Wonderschütz. Auch die Kirchenzugehörigkeit kann bei der Sterbebegleitung eine Rolle spielen. Wenn es trotzdem mal zwischenmenschlich nicht passt, können sowohl die Betroffenen als auch die Ehrenamtler offen mit den Koordinatorinnen darüber sprechen. &bdquo;Es ist uns sehr wichtig, dass das passt“, betont Petra Vogt. Mutter wurde von der Hospizgruppe begleitet Bevor die Ehrenamtlichen eine Sterbebegleitung bei der Hospizgruppe Bünde machen können, müssen sie einen Vorbereitungskurs belegen. Der enthält 100 Unterrichtseinheiten und wird ebenfalls von Birgit Wonderschütz und Petra Vogt gehalten. In diesem Jahr war Christine Lehmann eine der Kursteilnehmerinnen. Die 60-Jährige hat den Kurs im Juli abgeschlossen und ist nun Teil der Hospizgruppe. Eine Begleitung hat sie seitdem noch nicht gemacht, doch allein der Kurs habe ihr schon einiges gebracht, wie sie sagt. &bdquo;Die Auseinandersetzung mit dem Tod hat dazu geführt, dass ich mein eigenes Leben viel mehr genieße und wertschätze“, erzählt die Ehrenamtlerin. Auch sie ist durch eine persönliche Geschichte zur Hospizgruppe Bünde gekommen: &bdquo;Meine Mutter wurde von der Hospizgruppe begleitet“, erzählt sie. Und zwar von Kollegin Beate Theiling. Ein gutes Gefühl – auch für die Angehörigen Sie war von Beginn der Krankheit bis zum Tod an der Seite von Christine Lehmanns Mutter. Auch ihr als Angehörige habe es zu der Zeit immer ein gutes Gefühl gegeben, &bdquo;dass Beate jeden Montag drei Stunden bei meiner Mutter ist“, erinnert sich die 60-Jährige. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte Lehmann das Bedürfnis, sich ehrenamtlich zu engagieren, wie sie sagt. &bdquo;Ich hatte Respekt davor, ich wusste nicht, ob ich es schaffe“, erzählt sie. Doch Petra Vogt und Birgit Wonderschütz haben ihr die Ängste genommen. Durch die Teilnahme an dem Vorbereitungskurs sei sie viel sensibler geworden. Denn dort werde stets vermittelt: &bdquo;Denkt immer vom Patienten aus“. Seitdem reflektiere Lehmann auch ihren persönlichen Umgang mit ihrer Mutter noch intensiver. Das Angebot ist komplett kostenlos Wie Koordinatorin Vogt berichtet, hat die Hospizgruppe Bünde im vergangenen Jahr 60 Menschen beim Sterben begleitet. Manchmal kümmern sich auch mehrere Ehrenamtliche um eine Begleitung. &bdquo;Wir setzen manchmal zwei bis drei Ehrenamtliche ein, wenn möglichst viel Zeit am Tag abgedeckt werden soll“ erklärt sie. Die Begleitungen sind komplett kostenlos. Wer für sich oder einen Angehörigen eine Sterbebegleitung der Hospizgruppe Bünde in Anspruch nehmen möchte, kann sich telefonisch bei den Koordinatorinnen unter Tel. 05223 167738 (Petra Vogt) oder Tel. 05223 167383 (Birgit Wonderschütz) melden. Auch eine E-Mail an info@hospizgruppe-buende.de ist möglich.

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