
Mit eindeutiger Gesinnung an der Gitarre
Wie rechtsradikale Musiker in und aus OWL versuchen, Jugendliche für ihre Ideologie zu begeisternBielefeld. „Terror 88", „Die Weissen Jäger" oder „Sleipnir" sind nur einige Bands, deren CDs das rechtsradikale Plattenlabel und Musikversandhandel Wewelsburg Records vertreibt. „Chef des Labels war bis vor kurzem Hendrik Stiewe. Seit er sich wieder aktiv bei seiner Burschenschaft, der Normannia Nibelungen engagiert, hat er sich jedoch aus dem Musikgeschäft zurückgezogen", sagt Jan Raabe. Er ist Rechtsrock-Spezialist. 2004 gab er den Sammelband „Rechtsrock. Bestandsaufnahme und Gegenstrategie" heraus. 15 Jahre seines Lebens hat er diesem Thema gewidmet.
„OWL ist Heimat und Ausgangspunkt einer ganzen Reihe von musikalischen Projekten, die für die rechte Szene in ganz Deutschland wichtig ist", sagt Raabe. Eines dieser Projekte ist die Band Sleipnir aus Verl – eine der bekanntesten Rechtsrockbands in Deutschland. Seit 1996 hat die Gruppe um Sänger Marco Bartsch (geb. Laszcz) über 100 Konzerte gespielt – weltweit. „Sleipnir tritt nicht mehr auf Wald- und Wiesenfestivals auf, sondern nur noch auf ausgesuchten großen Konzerten", erklärt Raabe. Ihr letztes Konzert habe die Band im Mai vor über 1.500 Zuschauern gespielt.
Nicht so erfolgreich, dafür mit nicht weniger eindeutiger politischer Gesinnung musiziert die Hooligan-Gruppe Knock Out. „Ihr Sänger Maurice Quakernack aus Gütersloh hat zuvor zeitweise bei Sleipnir gespielt. Sie präsentieren sich als nicht politisch, haben aber eine CD mit Sleipnir aufgenommen", erinnert sich Raabe. Quakernack habe sich in der Vergangenheit auch bei der Road Crew in Lage engagiert. Weitere rechte Bands aus OWL seien die Angry Bootboys, eine klassische Skinhead-Gruppe, so wie die Aryan Devils (dt.: Arische Teufel).
Rechtsradikale Einflüsse in der Musik betreffen nicht nur den Rockbereich. Auch Rapmusik nutzen Rechtsradikale wie der Gütersloher Julian Fritsch für ihre Propaganda. Unter dem Künstlernamen Makks Damage rappt Fritsch Songs wie „Ich bin ein Rassist", „Die Faust geht zum Kopf" und „Europa, erwache". „Er hatte eine unglaubliche Bedeutung für die rechte Musikszene und ist auffällig in der Radikalität und Eindeutigkeit seiner Texte", schätzt Raabe den Nazi-Rapper ein.
Im Frühjahr 2015 brachte Fritsch seine neueste CD „2033" auf den Markt, die trotz der Eindeutigkeit seiner Texte nicht indiziert ist. Ende 2014 gründete Fritsch zudem das Label „Reconquista". Den Song „Die Faust geht zum Kopf" nahm er zusammen mit dem Bielefelder Rapper King Bock auf. Bock wurde vor dem Landgericht Bielefeld wegen Volksverhetzung verurteilt.
Weitere rechte Musiker aus der Region sind Gerd-Oskar Rothe, Vorstandsmitglied der Löhner Justizopferhilfe, und der Liedermacher Jan Peter Kersting aus Lippstadt, der zuletzt mit der Rechtsrock-Band Libertin aus Dortmund ein Album veröffentlichte.
Auf den weiteren Seiten lesen Sie neben Daten und Fakten auch jeweils eine Einschätzung des Staatschutzes zu:
(2) Die Justizopferhilfe in Löhne
(3) Das Collegium Humanum in Vlotho
(4) Die Normannia Niebelungen in Bielefeld
(5) Rechtsextreme Kindererziehung in Lippe
(6) Die Nationale Offensive in Schaumburg/Minden
(7) Rechte Netzwerke im Süden
(8) Meinolf Schönborn in Herzebrock-Clarholz
(9) Der Stützpunkt Hermannsland und Der Dritte Weg
(10) Die Road Crew in Lage
Außerdem stellen wir vor:
(11) Rechtsradikale Musiker in und aus OWL
(12) Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Detmold