Kein Badesee für Gütersloh: So geht es mit dem Luttersee weiter

Gütersloh. Es hat sich ausgebaggert: Der Abbau von Sand im Baggersee des Gütersloher Ortsteils Blankenhagen ist seizt Freitag, 14. April, Geschichte. &bdquo;Wir haben die Abgrabungen jetzt abgeschlossen. Damit ist die Restentsandung im Luttersee für uns erledigt“, erläutert Frank Wagemann (39), Betriebsleiter der Erdbaufirma Kurt Wagemann aus Halle. Seit Anfang Dezember hatte das Unternehmen nach gut zehnjähriger Pause wieder Sand abbauen lassen – vorläufigen Schätzungen zufolge noch einmal 100.000 Kubikmeter. Dadurch hat sich die Wasseroberfläche laut der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises um etwa einen Hektar vergrößert, Anfang März lag sie bei 7,8 Hektar. Tiefbau-Spezialist Wagemann erläutert, was vor Ort nun weiter passiert. Auch der Eigentümer und die Stadt Gütersloh haben sich gegenüber der &bdquo;Neuen Westfälischen“ zur Zukunft des Sees geäußert. Der Saugbagger einer niederländischen Firma hat seine Arbeit erledigt. &bdquo;Die Maschine bleibt eventuell noch ein paar Tage vor Ort liegen, um dann zur Folgebaustelle gebracht zu werden“, erläutert Frank Wagemann. Für sein Unternehmen hingegen beginnt nun der Prozess der Vermarktung des Sandes mittlerer Qualität, der sich bis Ende 2026 hinziehen könnte. So äußert sich der See-Besitzer aus Sassenberg &bdquo;In den nächsten zwei Wochen muss der Sand noch entwässern. Danach rücken wir mit dem Radlader an.“ Geplant sei ein tagtäglicher Einsatz, um das unter anderem von der Bauindustrie im Haus- und Straßenbau verwendete Produkt entsprechend ausliefern zu können. Im Hinblick auf die Rekultivierung des 16,2 Hektar großen Geländes an der Brockhagener Straße passiert laut Frank Wagemann &bdquo;an der einen oder anderen Stelle“ bereits jetzt etwas. Doch generell werde die auch im Landschaftsplan Gütersloh des Kreises Gütersloh unter der Ziffer 1.2.3. als Entwicklungsziel geführte naturnahe Wiederherstellung am Ende des gesamtes Prozesses abgeschlossen, also frühestens in zwei bis drei Jahren. Und was passiert dann? Konkrete Pläne hegt Eigentümer Christoph Habrock aktuell nicht: &bdquo;Ich selber möchte kein Strandbad oder eine Ferienhaussiedlung dort betreiben. Es gab mal solche Pläne, aber die sind letztlich nicht weiter verfolgt worden, weil die Umsetzung nicht möglich war.“ Der Diplom-Ingenieur aus Sassenberg hatte das Areal im April 2013 bei einer Zwangsversteigerung für 250.000 Euro erworben. Schon damals hatte er geäußert, man müsse sehen, was möglich und wie offen die Stadt Gütersloh sei. &bdquo;Ich kannte den See aus früheren Unternehmungen und hatte Interesse daran, weil Grund und Boden nicht mehr werden.“ Christoph Habrock hatte auch mit dem 2012 verstorbenen Vorbesitzer Heinrich Schöning in Kontakt gestanden. Weshalb die Idee vom naturnahen Badesee ad acta gelegt wurde Bereits fünf Jahre zuvor, am 23. Oktober 2007, wurde der Flächennutzungsplan 2020 der Stadt Gütersloh wirksam, der die Fläche des Luttersees als Wasserfläche mit der Zweckbestimmung &bdquo;Badeplatz“ darstellt. Seinerzeit hatte es Überlegungen gegeben, dort nach Abschluss der Entsandung einen naturnahen Badesee zu ermöglichen. Ähnliche Ideen wurden in den vergangenen Jahren immer wieder von verschiedenen Interessengruppen und Parteien befeuert – allerdings vergeblich. &bdquo;Die Überlegungen wurden später als nicht umsetzbar erachtet“, erklärt Annette Blumenstein, Pressesprecherin der Stadt Gütersloh. Die Gründe sind vielfältig: Zum einen werden die um den See liegenden Flächen als Grünfläche mit der Zweckbestimmung &bdquo;naturnahe Grünanlage“ dargestellt sowie als &bdquo;Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft“. Auch der Landschaftsplan des Kreises sieht die Wiederherstellung einer geschädigten und vernachlässigten Landschaft vor. Bestandteil der Genehmigung des Sandabbaus sind entsprechende Rekultivierungsmaßnahmen für den Betreiber, die Abgrabungsflächen in einen naturnahen Zustand zu versetzen. Dafür hat er laut Unterer Naturschutzbehörde eine Frist von einem Jahr nach Ende aller Tätigkeiten, inklusive Vermarktung. Aufwand für Anpassung wäre &bdquo;wirtschaftlich nicht zu vertreten“ Die Bestrebungen der Stadt Gütersloh zu Beginn der 2000er-Jahre, die Fläche in einen Badesee umzuwandeln, wurden zudem eingestellt, weil die erfolgten Abgrabungs-Profile einem Badebetrieb entgegenstehen. &bdquo;Der Aufwand für notwendige Anpassungsarbeiten wäre wirtschaftlich nicht zu vertreten“, erläutert Annette Blumenstein. Zudem gebe es Bedenken hinsichtlich der Wasserqualität – vor allem in Bezug auf Nährstoffgehalt und die einzuhaltenden Sichttiefen. Das Schwimmen im See ist verboten. Doch immer wieder hat es in den vergangenen Jahren Ärger mit illegalen Badegästen gegeben. Sie beschädigen unter anderem die Zäune, um sich Zutritt zu verschaffen. &bdquo;Auch wären die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur, etwa für eine Rettungsstation, Sanitäranlagen, Umkleiden sowie Parkplätze, beträchtlich“, sagt Annette Blumenstein hinsichtlich einer Umwandlung zum Badesee. Aus diesen Gründen hätte die Stadt Gütersloh schon vor langer Zeit Abstand von diesen Bestrebungen genommen – und dabei bleibe es auch. Auch Investoren-Lösungen seien gescheitert, weil für die Flächen kein Planungsrecht und Einschränkungen aufgrund von Hochwasserschutz bestehen würden.

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