Gütersloh. 18 Monate war Welsh-Terrier-Dame Elli (6) der Sonnenschein von Helmut (81) und Ingrid Kruse (81). "Der Hund hat uns so gut getan. Sie war fröhlich vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Meist hat sie uns morgens geweckt, wenn sie ihren Kopf ins Bett gesteckt hat.
Sie war so eine verschmuste Hündin. So einen tollen Hund hatten wir in 50 Jahren nicht", erzählt die Schwester des 2007 verstorbenen Imbiss-Besitzers Jürgen Hallmann mit belegter Stimme. Seit vergangenem Mittwoch muss das an der Bismarckstraße in der Nähe des Bartels-Geländes lebende Rentnerehepaar ohne das vierbeinige Familienmitglied mit den großen schwarzen Kulleraugen auskommen.Elli ist tot. Sie starb qualvoll, vermutlich an Rattengift.
Ob ein Hundehasser Giftköder ausgelegt hat, lässt sich nicht klären.
Ob ein Hundehasser zugeschlagen hat, oder Elli beim Gassi gehen im Bereich Bismarckstraße, Ackerstraße, Grüne Straße, Berliner Straße (REWE) trotz Leine Opfer ihrer eigenen Neugier wurde (Ingrid Kruse: "Sie hat immer allen Unrat, Schnuller und anderes in die Schnauze genommen") lässt sich nicht aufklären.
Für das tieftraurige Ehepaar spielt es auch keine Rolle. Sonntag ist Ingrid Kruse 81 geworden. Es war der traurigste Geburtstag ihres Lebens: "Sie ist ein Riesenverlust". Von dem munteren Sonnenschein mit dem braunen Fell und den lustigen Knopfaugen bleiben nur noch ihr Geruch in der Wohnung und eine Kiste voller Fotos übrig.
Im Bauch eines Nachbarhundes fand die Bielefelder Tierklinik Rattengift
Obwohl die Autopsie in der Pathologie in Detmold noch aussteht, ist sich Helmut Kruse felsenfest sicher: "Sie ist nachweislich vergiftet worden". Der schreckliche Verdacht fußt auf dem Befund bei einer Hündin aus der Nachbarschaft.
In deren Magen fand eine Bielefelder Tierklinik das Rattengift Cumarin. Der Wirkstoff blockiert die Gerinnung des Blutes, führt zu Leberschäden und innerem Verbluten. Weil Helmut Kruse die Besitzerin nach Ellis Ableben ausdrücklich gewarnt hatte, konnte der Jack-Russell-Terrier nach dem Auftreten der gleichen Symptome gerade noch gerettet werden. 780 Euro waren Frauchen die Untersuchungs- und Behandlungskosten wert.
Mittlerweile hat sich die Nachbarin schriftlich ausdrücklich für den lebensrettenden Hinweis bedankt: "In der Tierklinik hat man festgestellt, dass sie eine Vergiftung durch Rattengift hat. Dank Ihrer Warnung waren wir rechtzeitig vor Ort. Mittlerweile ist unser Hund auf dem Weg der Besserung".
Ohne den Tipp wäre vermutlich auch der zweite Hund gestorben
Ohne den entscheidenden Tipp wäre vermutlich auch der zweite Vierbeiner gestorben. Mittlerweile wurde in beiden Fällen Anzeige bei der Polizei gestellt. Wann genau das Rattengift eingenommen wurde, lässt sich aufgrund der bis zu 48-stündigen Karenzzeit zwischen Verzehr und Tod nicht genau klären.
Vergangenen Mittwoch Nachmittag war die Welt noch in Ordnung. Gegen 16.30 Uhr brach Helmut Kruse mit Elli zur dritten Runde des Tages auf. Dem Übergeben auf dem Weg sowie später in der Wohnung mass das Ehepaar keine besondere Bedeutung bei. Ingrid Kruse: "Wir sind vor neun Jahren von Marienfeld nach Gütersloh gezogen. In der ganzen Zeit ist in der Gegend nie etwas mit Hunden passiert.Eine Magenverstimmung kommt ja dann und wann mal vor".
Als der Hund Kot verlor, schrillten bei Frauchen Alarmglocken
Als der Hund bei einer weiteren Runde um 19 Uhr Kot verlor und die Muskulatur schlaff wurde, schrillten die Alarmglocken. Bis heute kann Ingrid Kruse die schrecklichen Bilder nicht vergessen: "Sie hat sich auf die Seite gelegt, fing an zu zittern und war innerhalb von zehn Minuten tot".
Währenddessen versuchte Helmut Kruse vergeblich, einen in der Nähe wohnenden Tierarzt zu erreichen. Nach Feierabend lief nur der Anrufbeantworter. Ingrid Kruse: "Der hätte es wahrscheinlich auch nicht mehr geschafft unsere Elli zu retten. Es war einfach zu spät". Der ganze Vorgang habe nicht länger als "zweieinhalb bis drei Stunden gedauert".
Die Gütersloher Kreispolizeibehörde ermittelt
Die Gütersloher Kreispolizeibehörde hat mittlerweile die Untersuchungen aufgenommen. Pressesprecherin Corinna Koptik: "Wir sind für Straftaten zuständig. Selbstverständlich ermitteln wir". Dabei gehe es auch um die Fragen: "Sind bewusst Köder ausgelegt worden, oder handelt es sich um ein Versehen, waren die Hunde an der Leine, oder sind sie frei umher gestreift? All das ist wichtig für die Ermittlungen." Sie sehe in diesem Fall "sehr gute Ansätze. Wer etwas gesehen oder gehört hat, kann sich gerne unter 05241/8690 an uns wenden".
Ob sich Helmut und Ingrid Kruse noch einmal einen Hund zulegen, wollen sie in den nächsten Wochen entscheiden: "Wir sind uns nicht sicher". Mittlerweile sind sie einfach nur geknickt. Helmut und Ingrid Kruse: "Es ist alles traurig, ganz, ganz traurig".