Gütersloh. Vor einem halben Jahr habe ich noch in Lemgo gewohnt, wo ich mit meiner Ernährungs- und Lebensweise immer wieder auf neue Hürden gestoßen bin. Ich bin nämlich Veganerin. Das bedeutet, ich verzichte auf alle tierischen Produkte. In Gütersloh angekommen, war ich erstaunt über das große Angebot.
Schon beim Einkaufen tun sich hier zahlreiche Möglichkeiten auf. In gängigen Supermärkten wie im Edeka oder Marktkauf bietet sich Veganern eine große Auswahl an tierfreien Lebensmitteln. Egal, ob Milch, Schlagsahne oder Tofu: Hier wird man auf jeden Fall fündig. Selbst bei spezielleren Lebensmitteln, wie beispielsweise Sojamehl oder Nussmus eröffnet sich eine große Bandbreite an Angeboten. "In Bioläden wie Löwenzahn, Schenke oder auch in Reformhäusern wird man meist fündig", sagt Jessica N?Guessan, die sich seit einiger Zeit ebenfalls vegan ernährt. Wer nicht direkt auf vegane Ernährung umsteigen möchte, aber trotzdem nachhaltig und umweltbewusst einkaufen und essen möchte, der ist in diesen Läden ebenfalls gut bedient.
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Einkaufen als Veganer ist also kein großes Problem in Gütersloh. Aber was ist, wenn man sich mal auf Kaffee und Kuchen mit jemandem in der Stadt treffen möchte? Ein Tipp: das Miga's. Ein kleines, rustikal eingerichtetes Café mit Wohnzimmeratmosphäre. Und auch die kleine, aber besondere Speisekarte gibt etwas her. Vor allem eine große Auswahl an Smoothies ist erhältlich, aber auch Waffeln, Kaffee und Kuchen, unter anderem vegan. "Wir beschränken uns nicht nur auf vegan, da die Zielgruppe doch relativ klein ist", sagt Miga's-Geschäftsführer Michael Gajewski. Die Nachfrage und damit das Angebot wachse jedoch. Es seien vor allem jüngere Menschen, die sich dafür interessieren, aber nicht ausschließlich. Michael Gajewski und seine Frau Vivien ernähren sich selbst nicht vegan, jedoch reduzieren auch sie ihren Konsum von tierischen Produkten. "Wir wollten nicht direkt vegan sein, aber trotzdem nachhaltig und umweltbewusst leben", sagen sie. In ihrem Café benutzen sie kompostierbare Becher und Servietten und beziehen regionale Produkte. Der Zuspruch sei groß.
Doch vegan schreckt auch ab. "Wir bieten veganes Bananenbrot an. Als das jemand las, verzog er das Gesicht und wollte es nicht einmal probieren", sagt Gajewski. Dies sei keine Seltenheit. Dabei schmecke man keinen Unterschied zu herkömmlichem Bananenbrot.
Wenn einem Veganer zur Mittagszeit mal der Magen knurrt, dann besteht die Möglichkeit im "La Flamme" einen veganen Flammkuchen zu essen. Aber auch viele andere Restaurants bieten vegane Speisen an, ohne diese als solche auszuweisen. Meist wird einem jedoch weiter geholfen, wenn man explizit danach fragt. "Bruschetta ist meist vegan und auch Pizzateig nach Originalrezept enthält weder Milch, noch Eier", sagt Jessica N'Guessan. Wenn man Salat bestellt, muss man zwar auf das Dressing achten, aber auch da gibt es meist vegane Angebote. "Sogar Pommes sind oftmals vegan, da sie meist in pflanzlichen Fett frittiert werden."
Doch ist das überhaupt gesund? Fehlen einem nicht wichtige Nährstoffe, die in Fleisch, Eier oder Milch enthalten sind? Die Gütersloher Ernährungsexpertin Claudia-Anna Böwingloh erklärt, dass dies nicht zwangsläufig der Fall sein muss. "Wie bei jeder Ernährung muss man darauf achten, dass man sich ausgewogen und abwechslungsreich ernährt", sagt sie. Als gesunder, erwachsener Mensch könne man auf jeden Fall von der veganen Ernährung profitieren. Allerdings nur, wenn man sich ausreichend damit auseinandersetze. "Veganer müssen sich informieren, durch welche Lebensmittel sie ausreichend Eiweiß, Eisen und B-Vitamine aufnehmen", sagt Böwingloh. Bei Kindern und Jugendlichen sollte man darauf verzichten oder eher auf eine vegetarische Ernährung zurück greifen, denn für ihr Wachstum benötigen sie mehr Eiweiß als Erwachsene. Auch für kranke Menschen sei die Ernährungsweise eher ungeeignet.