Neue Strategie

Acker-Stiefmütterchen verzichtet inzwischen auf Insekten als Bestäuber

Französische Wissenschaftler haben festgestellt, dass sich zudem das Aussehen der Blumen geändert hat.  

Acker-Stiefmütterchen ziehen normalerweise Hummeln und andere Insekten an. | © Symbolbild: picture alliance / Eibner-Pressefoto

Talin Dilsizyan
20.12.2023 | 20.12.2023, 15:50

Paris. Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und weitere Insekten leisten als Bestäuber einen wesentlichen Beitrag zur Pflanzenvielfalt. Der Klimawandel lässt in verschiedenen Regionen die Zahl der Insekten sinken, die die wichtige Aufgabe haben, Pollen verschiedener Pflanzen zu übertragen. Wie nun eine Studie französischer Wissenschaftler zeigt, gibt es eine Art, die sich offenbar inzwischen selbst zu helfen weiß.

Die Evolutionsbiologen Samson Acoca-Pidolle, Perrine Gauthier, Louis Devresse, Antoine Deverge Merdrignac, Virginie Pons und Pierre-Olivier Cheptou haben Acker-Stiefmütterchen in der Region um Paris untersucht. Dort sind nur wenige Bestäuberinsekten zu finden. Wie sie im Fachmagazin „New Phytologist“ darlegen, haben sie festgestellt, dass infolge von veränderten Umweltbedingungen die Blumen in den vergangenen dreißig Jahren zunehmend dazu übergegangen sind, sich selbst zu bestäuben.

Evolution der Blumen

Von 1990 bis 2021 ist der Anteil der Blumen, die sich in der untersuchten Region selbst bestäuben, auf 27 Prozent gestiegen. Sie haben eine um 10 Prozent kleinere, unauffälligere Blütenkrone, produzieren um 20 Prozent weniger Nektar, da sie weniger Insekten anlocken wollen. Diese Acker-Stiefmütterchen nutzen ihre eigenen Pollen, um ihre Eizellen zu befruchten. Diese Strategie könnte über einen längeren Zeitraum zu einer geringeren genetischen Vielfalt führen. Laut der Wissenschaftler gibt es überdies das Risiko, dass diese Blumen bei künftigen Herausforderungen in ihrer Umwelt weniger anpassungsfähig sind. Auch hat dies Folgen für Insekten. Ihr Nahrungsangebot verringert sich, wenn mehr Pflanzen dazu übergehen, sich selbst zu bestäuben. Zu den bekannten Selbstbestäubern gehören Gerste, Bohnen, Erbsen, Hafer und Reis.