Studie der University of Sussex

Fleißige Bienchen, aber Motten sind die effizienteren Bestäuber

Britische Wissenschaftler haben dargelegt, wie Motten zu gesunden Ökosystemen beitragen.

Bienen, Hummeln, Schmetterlinge - aber eben auch Motten gehören zu den Bestäuberinsekten. | © Symbolbild Pixabay

Talin Dilsizyan
04.04.2023 | 04.04.2023, 13:36

Sussex. Honigbienen und Hummeln werden sehr oft dabei beobachtet, wie sie von Blüte zu Blüte fliegen, Pollen einsammeln und damit zur Vermehrung der Pflanzen beitragen. Allerdings gehören auch zahlreiche weitere Arten zu den Bestäuberinsekten, zum Beispiel Schmetterlinge. Dass ausgerechnet Motten eine wichtige Rolle spielen, das haben nun Wissenschaftler der University of Sussex festgestellt.

Ein Forscherteam aus den Biologen Max Anderson, Ellen L. Rotheray und Fiona Mathews hat zehn Gebiete in Südengland im Juli 2021 untersucht. Rund 390.000 Fotos von Brombeersträuchern und den Insekten, die sie angeflogen haben, haben sie über einen Zeitraum von drei Tagen in bestimmten Intervallen erstellt. Sie stellten fest, dass 83 Prozent der Besuche von Insekten bei diesen Sträuchern tagsüber waren. Mehrheitlich näherten sich Zweiflügler (hierzu zählen Fliegen und Bienen). Nachts flogen nahezu ausschließlich Motten zu den Brombeersträuchern. Erstaunlich: Die Verbreitungsrate der Pollen war nachts sehr viel höher als am Tag. Auch wenn nur 16 Prozent der Besuche auf das Konto der Motten ging, gelang es ihnen laut der Studie sehr viel schneller, die Blumen zu bestäuben.

Fleißige Bienen und andere Bestäuber, die tagsüber von Blüte zu Blüte ziehen, haben mehr Zeit, aber Motten nutzen die geringere Zeit in der Nacht besonders gut. "Motten sind wichtige Bestäuber, sie werden aber viel zu sehr unterschätzt und sind noch viel zu wenig untersucht worden", erläutert Max Anderson. Die meisten Untersuchungen zur Bestäubung konzentrierten sich auf Insekten, die tagsüber fliegen.

Sträucher für mehr Motten

Wenig sei bekannt, was nachts passiere. Aus Sicht des Biologen und seiner Kollegen ist die Studie ein wichtiger Hinweis darauf, dass es sich lohnt, mehr blühende Sträucher zu pflanzen und für die nachtaktiven Bestäuber Beleuchtungen auszuschalten. Die Mottenpopulation ist in Großbritannien im Zeitraum 1968 bis 2017 gesunken. Das hat auch Konsequenzen für Arten, die sich von den Faltern ernähren wie Fledermäuse und Vögel. "Unsere Arbeit zeigt, dass einfache Maßnahmen, wie Brombeersträucher blühen zu lassen, wichtige Nahrungsquellen für Motten schaffen", sagt Fiona Mathews. "Gleichzeitig haben wir etwas davon, weil wir am Ende zahlreiche Brombeeren ernten."