Trend zum Selbersprudeln

Ist selbstgesprudeltes Wasser besser als gekauftes Mineralwasser?

Die Beliebtheit des Selber-Sprudelns ist ungebrochen. Warum ist das so? Ist selbst gesprudeltes Wasser gesünder oder nachhaltiger als gekauftes? Ein Check.

Wer kein stilles Wasser trinken möchte, kann entweder Mineralwasser kaufen oder Leitungswasser sprudeln. | © Jemima Wittig

Jemima Wittig
08.07.2021 | 21.07.2021, 14:50

Gerade jetzt im Hochsommer sind die Gaskartuschen für Wassersprudler auch in OWL oft ausverkauft - und das, obwohl sie inzwischen in immer mehr Drogerien und Supermärkten im Tausch gegen eine leere Kartusche erhältlich sind. Die Beliebtheit des Selber-Sprudelns scheint also auch nach Jahren noch nicht gebrochen. Warum ist das so? Ist selbst gesprudeltes Wasser gesünder, billiger und nachhaltiger als gekauftes? Oder liegt es einfach daran, dass man keine Kisten schleppen muss?

Wie gesund ist Leitungswasser?

Leitungswasser gehört zu den am strengsten kontrollierten Lebensmitteln in Deutschland. Das Bundesministerium für Gesundheit kommt in seinem aktuellen Qualitätsbericht, in dem die Jahre 2017 bis 2019 ausgewertet wurden, zu dem Schluss, dass "das Trinkwasser in den berichtspflichtigen deutschen Wasserversorgungsgebieten eine sehr gute Qualität hat". In einigen Punkten wird Leitungswasser sogar strenger kontrolliert als Mineralwasser.

Im Ökotest schnitt etwa das italienische Mineralwasser San Pellegrino wegen seines leicht erhöhten Uranwerts lediglich mit der Note „ausreichend" ab. "Es gibt überhaupt keinen Grund, nicht das Wasser aus dem Hahn zu trinken", so auch Michael Bilharz vom Umweltbundesamt. So wie es die Trinkwasserverordnung vorsieht, ist Leitungswasser also in der Regel "rein und genusstauglich".

Bei einem Test von Ökotest im Jahr 2018 von mehreren Wassersprudlern konnten weder in der Geräten noch in den Flaschen Schadstoffe nachgewiesen werden.

Also ist selbstgesprudeltes Wasser immer gesund?

Nicht unbedingt, denn das Umweltbundesamt hat an einigen Zapfhähnen Verunreinigungen mit Blei gefunden. Das sei ein Indiz für noch vorhandene Bleileitungen, die eigentlich verboten sind. Vor allem in Nord- und Ostdeutschland wurden Bleileitungen zum Teil noch bis Anfang der Siebzigerjahre genutzt, deshalb könnten sie in teil- und unsanierten Altbauten theoretisch noch vorkommen. Das kann vor allem für Kleinkinder und Schwangere gefährlich werden. Wer aber in einem Gebäude mit neuen Leitungen wohnt, kann Leitungswasser ohne Bedenken trinken.

Bei lange nicht genutzten Wasserhähnen - etwa nach dem Sommerurlaub oder bei der Rückkehr ins Büro - sollte erst etwas Wasser durchlaufen, bevor man etwas davon abfüllt. Wer selbst sprudelt sollte das Wasser nicht zu warm aufbewahren und die Flasche und das Gerät regelmäßig reinigen, mahnt der TÜV SÜD. Bei entsprechender Kennzeichnung kann die Reinigung der Flaschen auch die Spülmaschine übernehmen.

Selbst gesprudeltes oder gekauftes Mineralwasser - was ist günstiger?

Je nach Kartusche zahlt man im Handel im Tausch für eine leere Flasche Preise ab sechs Euro aufwärts. Damit lassen sich nach Packungsangabe bis zu 60 Liter Wasser aufsprudeln. Die Geräte sind ab etwa 50 Euro erhältlich. Die Plattform utopia.de stellt folgende Rechnung auf: "Wasser aus dem Sprudler kostet zwischen 17 und 30 Cent pro Liter. Beim Discounter kostet der Liter Mineralwasser zwar nur rund 13 Cent, dabei sind allerdings die Transport- und hohen Umweltkosten, die man beim Gang zum Discounter verursacht, noch nicht einberechnet." Bei Markenwasser habe sich der Wassersprudler schon nach wenigen Wochen gerechnet.

Ist Wasser-sprudeln umweltfreundlich?

Getränke belegen laut Malte Rubach, dem Autor des Buchs „Die Ökobilanz auf dem Teller", zufolge Platz zwei beim Beitrag zur Entstehung von Treibhausgasen in Deutschland, direkt nach Fleisch. „Pro Liter ist der CO2-Fußabdruck natürlich kleiner, durch die tägliche Trinkmenge insbesondere abgefüllter Getränke steigt er aber in die Höhe."

Gegenüber dem Nachrichtenportal watson.de befürwortete Janine Korduan vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland die Nutzung von Wassersprudlern: "Wir befürworten jegliche Maßnahmen, die zu einer tatsächlichen Reduktion von Verpackungsmüll führen und das tun diese Systeme unserer Meinung nach", so Korduan. Auch Viola Wohlgemuth, Konsum-Expertin bei Greenpeace, sprach sich in puncto Nachhaltigkeit auch wegen des Pfandystems der Kartuschen dafür aus.

Allerdings mit kleiner Einschränkung: "Solche Systeme müssen flächendeckend zur Verfügung stehen", sagte sie. Denn wer weiter fahren muss, um einen Markt zu finden, der die Gasflaschen anbietet, oder öfter zum Supermarkt muss, weil die Kartuschen gerade ausverkauft sind, tut dann doch wieder nichts für die Umwelt.

Die Deutsche Umwelthilfe steht insbesondere den Zusätzen zum Wasser kritisch gegenüber. Denn durch die Sirupflaschen, die man ohne Pfand kaufen kann, fällt doch Verpackungsmüll an. Zudem müsse man beachten, wie lange das Gerät und die Flaschen halten und wie hoch die Gasdosierung ist. Wie immer hängt die Umweltfreundlichkeit also vom individuellen Gebrauch ab.