Infektionskrankheiten

Was Umweltzerstörung mit Pandemien zu tun hat

Die Ausbeutung der Natur verursacht immer mehr Krankheiten. Forscher warnen, dass Infektionskrankheiten durch Umweltzerstörung künftig noch häufiger auftreten könnten als bislang.

Durch Abholzug wird auch der Kontakt zu wilden Tieren enger. | © Erik Karits/ Pixabay

Juliet Ackermann
19.12.2020 | 19.12.2020, 00:00

Berlin. Vogelgrippe, Schweinegrippe, Ebolafieber und das SARS - alles Epidemien des 21. Jahrhunderts - haben eines gemeinsam: Sie gehen alle auf Krankheitserreger tierischen Ursprungs zurück, sogenannte Zoonosen. Aus einem Bericht geht nun hervor, dass der Mensch selber maßgeblich für Zoonosen verantwortlich ist.

Initiator der Untersuchung war der Weltbiodiversitätsrat (IPBES), der als globale Schnittstelle Politiker wissenschaftlich zum Thema biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen beraten soll. 22 internationale Experten des Rats haben im Auftrag von mehr als 130 Regierungen den aktuellen Wissensstand zur Entstehung von Pandemien zusammengetragen und analysiert. Ergebnis ist, dass Infektionskrankheiten durch Naturzerstörung künftig noch häufiger auftreten könnten als bislang.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze bezeichnete die Naturzerstörung als "die Krise hinter der Krise". Die menschliche Gesundheit hänge direkt von einer intakten Natur ab, sagte die SPD-Politikerin. "Die Coronakrise zeigt uns eindrücklich, dass wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen und die Biodiversität besser schützen müssen, um künftigen Pandemien besser vorzubeugen." Es sei deshalb wichtig, bei aller akuten Krisenbewältigung die tieferen Ursachen der Pandemie nicht zu vergessen und "alles dafür zu tun, die Entstehung künftiger Pandemien zu verhindern".

Kontakt zu Wildtieren ermöglicht das Überspringen von Erregern

Die Ursachen für Pandemien sind nach Einschätzung der Experten die gleichen, die auch zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen. Dazu gehört die die Übernutzung arten- und virenreicher Regionen in den Tropen durch Abholzung von Regenwäldern und Siedlungsbau sowie der unkontrollierte Handel mit Wildtieren. Denn durch den engen Kontakt zwischen Wildtieren und Menschen wird das Überspringen von Erregern, die natürlicherweise in Wirtstieren wie Fledermäusen vorkommen, auf Menschen ermöglicht.

Kritisch sehen die Forscher auch eine hohe Fleischnachfrage, die zur Zerstörung großer Naturflächen für Viehzucht führe. Sie schlagen deshalb eine Fleischsteuer vor. Als weiterer Grund für Abholzung gilt Palmöl, das unter anderem Biosprit beigemischt wird. Um das Risiko künftiger Pandemien zu reduzieren, empfehlen die Experten, stärker in Naturschutz zu investieren. Sie schätzen, dass es die Weltgemeinschaft hundertmal weniger kostet, das Risiko für eine weitere Pandemie wie Corona zu reduzieren und ihr vorzubeugen als eine solche erneut bewältigen zu müssen.