
Paris. Gerade in der Ferienzeit ist viel los auf französischen Autobahnen. Nicht nur Staus, sondern auch das hohe Aufkommen an illegal entsorgtem Müll bereitet Probleme, wie eine Studie von Vinci Autoroutes, dem größten Betreiber von Autobahnen in Europa, bestätigt.
Im Auftrag des Unternehmens führte das Meinungsvorschungsinstitut Ipsos vom 10. bis 14. Juli eine Online-Umfrage durch, an der 2.160 Personen teilnahmen. Ergebnis: 30 Prozent gaben zu, während der Fahrt Müll aus dem Fenster zu werfen. Ähnlich viele waren es auch bei der ersten Umfrage 2015. Im vergangenen Jahr waren es sogar 39 Prozent. Warum? 82 Prozent gaben an, dass ja die Mülleimer entlang der Route meist voll oder gar nicht vorhanden seien. Vinci, das 4.443 Kilometer Autobahn betreut, weist diesen Vorwurf aber zurück.
12 Prozent gaben zu, regelmäßig Zigarettenstummel aus dem Autofenster zu werfen. 38 Prozent der Befragten räumten allgemein ein, dass sie ab und zu Müll auf die Straße werfen. 5 Prozent gaben an, dass sie schon einmal einen Mund-Nasen-Schutz bewusst so entsorgt oder ihn einfach auf der Straße verloren hätten. 25 Tonnen illegal entsorgter Müll müssen laut Vinci jeden Tag entlang französischer Autobahnen aufgesammelt werden.
Kein Umdenken? So stehen Franzosen zum wilden Müll
Den größten Anteil mache Plastik aus, danach folgen Papier und Karton, Metalle und auf Platz fünf Zigarettenstummel. Dass ihr Verhalten nicht richtig ist, das scheint einer Mehrheit der Franzosen klar zu sein: 86 Prozent fühlen sich schuldig, wenn sie ihren Müll in der Landschaft oder auf Straßen entsorgen. Jeder zweite empfindet es zudem als unangenehm, wenn an einem Ort, wo man seine Freizeit verbringen möchte, Müll liegt - so sehr, dass sie ihn dann lieber verlassen. Dass der einmal weggeworfene Müll zu erheblichen Problemen für die Umwelt führt, Wasser und Boden verschmutzt, ist ebenso einer Mehrheit bewusst (76 Prozent). Die Gefahr von Unfällen, wenn der weggeworfene Abfall ein nachfolgendes Auto trifft, ist ebenso vielen Befragten klar (59 Prozent).
Dennoch weist die Umfrage, die Vinci Autoroutes seit 2015 jährlich durchführt, nicht darauf hin, dass die Diskussionen um mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren zu einem wesentlich veränderten Verhalten der Franzosen geführt hätten. Immerhin gaben 2020 etwa mehr Befragte an, ihr Licht auszuschalten, bevor sie ihre Wohnung verlassen, ihren Müll zuhause zu trennen sowie beim Zähneputzen den Hahn abzustellen (jeweils mehr als 70 Prozent). Frankreich zählt 67 Millionen Einwohner.
Täglich tonnenweise illegal entsorgter Müll in NRW
Die Menge an Abfall, der allein entlang von Autobahnen und Straßen in Nordrhein-Westfalen illegal entsorgt wird, lässt darauf schließen, dass das Problem bei uns keineswegs geringer ist. Der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW) spricht von durchschnittlich rund 6.000 Tonnen im Jahr. Das wären somit 16 Tonnen pro Tag. Auch bei uns nimmt der Müll mit dem Verkehr während der Ferienzeiten zu.
Vor allem an den Autobahnen müssen sich Straßenwärter darum kümmern, illegal entsorgten Müll aufzusammeln. Wie groß das Problem in ganz Deutschland ist, dazu teilt das Bundesverkehrsministerium mit: "Überschlägig ist davon auszugehen, dass pro Jahr im Netz der Bundesfernstraßen für die Beseitigung von rund 17.000 Tonnen widerrechtlich weggeworfenem Müll (davon etwa zwei Drittel auf Parkplätzen und ein Drittel an der Strecke) Kosten in Höhe von circa 18 Millionen Euro entstehen." Im 83-Millionen-Einwohner-Land werden also jeden Tag im Schnitt rund 47 Tonnen Müll illegal entsorgt.