Umwelt

A 33: Was passiert, wenn es regnet

Wenn es auf der Autobahn regnet, muss das Wasser abfließen können - und dann umweltverträglich wieder in die Natur gelangen. Dazu wurden entlang der A 33 Rückhaltebecken eingerichtet. Wie diese funktionieren, zeigt ein Besuch.

Der Niederschlag von der A 33 wird zunächst in ein Betonbecken geleitet und dort vorgeklärt. Über den „großen Teich“ nebenan wird es wohldosiert wieder in den natürlichen Kreislauf gebracht. Hier am Lönsweg fließt es in den Loddenbach. | © Monika Dütmeyer

24.11.2019 | 24.11.2019, 09:00

Halle. Thomas Kämpfer von Straßen.NRW und sein Kollege kommen zu Fuß zum verabredeten Treffpunkt. Es drängt sich inmitten der Natur die Frage auf, wie sie fernab vom Netz öffentlicher Verkehrsmittel wohl dahin gekommen sind. „Wir haben auf der neuen Autobahn geparkt“, sagt Kämpfer und lacht. Während Fahrten auf der neuen Trasse für ihn und seine Kollegen im Moment, ein paar Tage vor der Eröffnung, noch zu den Berufsprivilegien gehören, können ab dem 18. November alle Autofahrer von der A 33 und auch vom ausgeklügelten Entwässerungssystem profitieren. Wie das funktioniert, kann man sich in Halle ansehen.

Direkt neben dem Loddenbach auf Höhe des Lönsweges befindet sich eine Konstruktion, die aus zwei Becken besteht. Eines davon ist aus Beton und mit einer Art Schleuse ausgestattet, das andere sieht aus wie ein ganz normaler Teich in der Natur, in dem das Wasser etwa kniehoch steht. Genau wie das Betonbecken ist er mit Maschendraht eingezäunt und mit einem „Bitte-bloß-nicht-baden-gehen“-Schild ausgestattet. Denn als Alternative zum fehlenden Freibad im Halle ist das Ganze wirklich nicht gedacht. Das System sieht für das Wasser eine ganz andere Verwendung vor.

Ölspuren werden aus dem Wasser gefiltert

Viele Brücken über vergleichsweise kleine Bäche haben einen großen Durchlass, damit sie auch von Fledermäusen akzeptiert und genutzt werden. - © Monika Dütmeyer
Viele Brücken über vergleichsweise kleine Bäche haben einen großen Durchlass, damit sie auch von Fledermäusen akzeptiert und genutzt werden. | © Monika Dütmeyer

Wenn Niederschläge wie Regen, Schnee oder Hagel auf die Autobahn fallen, dann werden sie durch ein Rohrsystem zur Beckenkombi geleitet. „Zunächst fließen die Niederschläge in das Betonbecken“, erklärt Kämpfer. Dort werden beispielsweise Ölspuren aus dem Wasser gefiltert. Über eine Verbindung fließt das vorgeklärte Wasser in den großen Teich, an dem heute wasserstandstechnisch noch viel Luft nach oben ist. Genau diese Kapazitätsreserve macht ihn zum Rückhaltebecken, das es auch bei Starkregenereignissen ermöglicht, Niederschläge zunächst aufzufangen und dann dosiert an die Natur „zurückzugeben“.

Der natürliche Empfänger des Wassers ist in diesem Fall der Loddenbach, der über ein ausgeklügeltes Rohrsystem mit dem Rückhalteteich verbunden ist. Und für einen überschaubaren Bach, der heute in aller Ruhe vor sich hinplätschert, scheint er mit einer gigantisch wirkenden Autobahnbrücke überspannt worden zu sein. Doch das aus einem guten Grund, wie Thomas Kämpfer zu berichten weiß.

Bäume locken Insekten an - und diese Fledermäuse

„Manche der Brücken über die Sennebäche haben wir auf zwölf bis 15 Meter Breite aufgeweitet – das haben wir gemacht, damit sie auch von den Fledermäusen genutzt werden.“ Wer den Autobahnbau verfolgt hat, hat vielleicht lange vorm Bau der Bahn schon die fertigen Brücken gesehen. Auch die gerichtlich beschlossenen Maßnahmen zum Naturschutz werden von Anfang an umgesetzt. Aus diesem Grund wurde der Bach beispielsweise mit einer Sohlgleite ausgestattet und links und rechts vom Ufer wurden in den Jahren 2013 und 2014 reihenweise Erlen gepflanzt.

Die sind auch für die Fledermäuse. „Wo Bäume sind, da sind auch Insekten. Und die Fledermäuse fliegen dort, wo es für sie Insekten zu fressen gibt“, erklärt der erfahrene Landschaftsplaner. Auch die vermeintlichen Lärmschutzwände sind als Irritationsschutz für die Flugtiere gebaut worden. „Da können sich die Anwohner eigentlich bei den Fledermäusen bedanken“, sagt er und lacht.

Seinem Empfinden nach hat bei der Sensibilität für Umweltverträglichkeit ein Umdenken stattgefunden. „Früher hätte da keiner nach geguckt“, weiß der Diplom-Ingenieur für Landespflege, der auch das Monitoring von Tieren vor, während und nach dem Bau begleitet. Dass man heute viel mehr Rücksicht auf die Tiere nimmt, findet er „total gut“. Und profitiert auch selbst davon: „Das macht für mich den Sinn meines Berufes aus, dass man sich für die Tiere stark macht.“