Bielefeld. Schwere Stürme, lang anhaltende Trockenheit und Schädlinge machen dem deutschen Wald zu schaffen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) spricht von einem „Waldsterben 2.0." Experten aus der Region schließen sich dem Alarm-Rufen an – auch in OWL stehen die Wälder vor massiven Herausforderungen.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner fordert nun ein „Mehrere-Millionen-Bäume-Programm", um den Problemen Herr zu werden. Sie will gut eine halbe Milliarde Euro in die Aufforstung stecken. Für September ist ein nationaler Waldgipfel angesetzt. „Nur mit vereinten Kräften stemmen wir die Mammutaufgabe, die vor uns liegt, um unseren Wald zu retten", sagt die Ministerin. Es gehe zum einen um die Investitionen bei der Aufforstung und zum anderen um eine langfristige Anpassung des Waldes an den Klimawandel.
Es darf kein "Waldpalaver" geben
Der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates, Georg Schirmbeck, begrüßte die Idee eines Waldgipfels. „Dieser muss im Kanzleramt mit der Bundeskanzlerin und allen Ministerpräsidenten stattfinden. Unsere Wälder gehen uns alle an", sagte Schirmbeck der Neuen Osnabrücker Zeitung. Zuvor mahnte er, es dürfe im Angesicht der Probleme kein „Waldpalaver" geben – es brauche konkrete Beschlüsse.
„Es ist gut, dass diese Probleme jetzt in aller Munde sind", sagt Hans-Ulrich Braun, oberster Förster des Landesverbandes Lippe. Er ist für rund 15.000 Hektar Wald zuständig und sagt: „Wir können ganz klar von einem massiven Waldsterben sprechen. Es ist gut, dass die Öffentlichkeit jetzt langsam wach wird." Die Probleme im Wald würden von Jahr zu Jahr stärker.
Die Forstwirtschaft ist auf Hilfe angewiesen
Die Idee der Ministerin, öffentliche Gelder in die Aufforstung zu stecken, begrüßt Braun ausdrücklich. „Aus eigenen Erträgen heraus wird die Forstwirtschaft einen klimafesten Umbau nicht stemmen können." Er hoffe, dass der Wald jetzt als Thema präsent bleibe und die versprochenen Hilfen nicht bloß ein Strohfeuer werde. Es bleibe außerdem abzuwarten, was am Ende überhaupt bereitgestellt werde und wie unbürokratisch die Hilfe sein werde.
Dem schließt sich auch der Landesbetrieb Wald und Holz NRW an: „Was wir jetzt brauchen, ist schnelle Hilfe für den Waldbesitz durch ausreichende Mittel, zusätzliche Forstleute und weniger Förderbürokratie", heißt es in einer Pressemitteilung. Die Aufforstung der entstandenen Kahlflächen sei eine Herkulesaufgabe für die nächsten Jahre.
INFORMATION
Klimabonus für den Wald
Der Verband der Waldbesitzer hat einen Klimabonus für die Waldeigentümer gefordert. Wenn über eine Abgabe für CO2-Verursacher nachgedacht werde, sei die umgekehrte Überlegung nur folgerichtig, erklärte der Verband gegenüber der Rheinischen Post.