Bielefeld. Der TSVE führt zwar das Wort "Einigkeit" im Vereinsnamen. Doch so richtig einig sollen sich Vorstand und Mitglieder des Turn- und Sportvereins Einigkeit 1890 Bielefeld seit vergangener Woche nicht mehr gewesen sein. Denn der Vorstand des Hermannslauf- Ausrichters war vorgeprescht und hatte beim Landgericht Bielefeld beantragt, dem Bielefelder Pendragon-Verlag den Verkauf des Regional-Krimis "Tödlicher Hermannslauf" per einstweiliger Verfügung zu untersagen (diese Zeitung berichtete mehrfach).
Ein Vorgehen, das nicht nur in der Öffentlichkeit, bei Parteien und Verbänden für Kopfschütteln sorgte, sondern auch im Verein selbst (3.400 Mitglieder), unter Hermannsläufern und Trainern auf wenig Zustimmung stieß.
Gestern gabs nun die Rolle rückwärts des Vorstands. Per Fax ließ der Vereinsvorsitzende Günter Entgelmeier verbreiten: "Nachdem uns der Verlag und auch die Autorin nunmehr erklärt haben, dass der Hermannslauf nicht diskreditiert werden sollte, und auch die Öffentlichkeit, insbesondere die Läufer, eine Beeinträchtigung des Hermannslaufes nicht erkennen, werden wir die beantragte einstweilige Verfügung zurückziehen." Schließlich sei der Verein nicht streitsüchtig, heißt es in der Stellungnahme weiter.
Wie berichtet wollte der Verein gerichtlich gegen das Buch vorgehen, weil er in dessen Titel eine "Diskriminierung" des Volkslaufes sah. Zudem sei die Marke urheberrechtlich geschützt. Der TSVE-Anwalt sprach gar von einem "sittenwidrig hässlichen Titel".
Mit Erleichterung reagierte Verleger Günther Butkus auf den Rückzieher. "Das ist eine gute Nachricht für meinen Verlag und die Literatur." Er glaube aber, dass der Verein nur durch den öffentlichen Druck und den Widerstand aus den eigenen Reihen zur Einsicht gekommen sei. "Hätte es diesen nicht gegeben, dann hätte der Vorstand und dessen Anwalt das gerichtlich sicherlich durchgezogen." Da sei er sich sicher. Butkus erinnerte daran, dass der Vorstand noch am Freitag erneut in einem Telefonat gedroht habe, den gerichtlichen Weg zu beschreiten, wenn der Titel nicht geändert werde. "Von Einsicht sei da noch nichts zu spüren gewesen", so Butkus, der betont: "Ich hätte den Prozess durchgestanden, denn hier ging es ja grundsätzlich auch um die Freiheit der Kunst."
Autorin Renée Pleyter sagte auf Nachfrage: "Nun hat der Verein wohl endlich eingesehen, dass das Vorgehen eher negativ für ihn war." Dennoch wird die 43-Jährige am Mittwoch, 1. April, nach Bielefeld reisen. Denn an der spontan organisierten Lesung mit Autorin und Verleger hält der Geschäftsführer des Ratscafés, der auch Trainer beim TSVE ist, fest.
Lesung aus dem Krimi "Tödlicher Hermannslauf" am Mittwoch, 1. April, 19 Uhr, im Bielefelder Ratscafé. Eintritt frei.