
Sportfans aus Ostwestfalen-Lippe sollten bei den Olympischen Spielen besonders genau hinschauen. Nicht nur, dass Olympia 2024 in Paris und damit nicht allzu weit von der Heimat stattfindet. Auch sind in der französischen Hauptstadt einige Sportlerinnen und Sportler aus der Region dabei und kämpfen bei den Wettbewerben in der Zeit vom 26. Juli bis 11. August gegen die Weltbesten ihres Fachs um olympische Medaillen.
„NW.de“ gibt einen Überblick über die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Region und informiert außerdem darüber, wann die Wettbewerbe mit ostwestfälischer Beteiligung jeweils stattfinden:
Amanal Petros, Marathon

Im Jahr 2012 kam der Flüchtling aus Äthiopien nach OWL und fand in Bielefeld seine sportliche Heimat. Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris tritt der 29-Jährige im Marathonlauf an und hatte sich für die 42,195 Kilometer lange Strecke viel vorgenommen. Eine Medaille schien angesichts der übermächtigen Konkurrenz aus Ostafrika vermessen. Trotzdem wollte Petros auf der anspruchsvollen Strecke ein Ausrufezeichen setzen.
Doch er war noch von den Folgen einer Corona-Infektion geschwächt und gab wie der zweimalige Olympiasieger Eliud Kipchoge aus Kenia auf. „Gesundheitlich bin ich okay, aber der Körper ist komplett zerstört“, sagte Petros, der eigentlich unter die Top fünf wollte. „Ich bin bei 32 Kilometern ausgestiegen, weil es einfach nicht mehr ging.“ Gold sicherte sich mit Olympia-Rekord von 2:06:26 Stunden der Äthiopier Tamirat Tola, der 2016 in Rio de Janeiro Bronze über 10.000 Meter holte und 2022 Marathon-Weltmeister war.
Der harte Weg zur Überraschung: OWL-Marathonläufer Amanal Petros im Porträt
Mieke Kröger, Radsport

Im Einzelzeitfahren reichte es für die 31-jährige Bielefelderin zwar am Samstag, 27. Juli, nur für Platz 13. Doch für Kröger, die in Paris bereits ihre dritten Olympischen Spiele bestreitet, bot sich wenige Tage später schon die nächste Chance.
„Bin sehr langsam gefahren“: Bielefelderin Mieke Kröger kommt im olympischen Einzelzeitfahren auf Platz 13 ins Ziel
In der Mannschaftsverfolgung über 4 Kilometer hoffte sie im Vorfeld auf ähnliche Erfolge wie im Jahr 2021. In Tokio reichte es damals für Gold. „Eine Medaille ist machbar, aber die Konkurrenz ist enger geworden“, sagte Kröger vorab.
Schon in der Qualifikation, in der die Teams im Gegensatz zu den Finalwettbewerben einzeln statt im direkten Duell auf der Bahn starteten, belegte Kröger gemeinsam mit ihren Mannschaftskolleginnen den fünften Platz. Damit war nur noch die Bronzemedaille möglich.
Doch in der Zwischenrunde am Mittwochmittag belegte der Deutsche Bahnrad-Vierer erneut nur den fünften Platz und so ging es im abschließenden Rennen am Mittwochabend nur noch um Platz 5 oder 6. Weil die Radfahrerinnen das Duell gegen Frankreich verloren, belegten Mieke Kröger und ihre Mannschaftskolleginnen nur den sechsten Platz in der Teamverfolgung. Im Kampf um Bronze setzte sich Großbritannien gegen Italien durch. Gold holte etwas überraschend die USA, während Neuseeland sich nach verlorenem Finale mit Silber tröstete.
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Louisa Lippmann, Beachvolleyball

Eine besondere Reise hat die Herforderin Louisa Lippmann hinter sich. Die 29-Jährige gilt als eines der Gesichter des deutschen Volleyballs, als sie sich im Jahr 2022 für eine Umschulung entscheidet. Ihr Plan: Sie möchte eine neue Sportart erlernen und an der Seite der mittlerweile 38-jährigen Olympiasiegerin Laura Ludwig im Beachvolleyball antreten.
„Es war ein Himmelfahrtskommando“, sagt Lippmann im Nachhinein über die mutige Entscheidung. Beide Sportlerinnen müssen jeweils viel Geduld mitbringen, um sich auf die neue Situation einzulassen. Gemeinsam erreichen sie jedoch ihr ambitioniertes Ziel: die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024.
In Paris läuft es dann jedoch nicht wie erhofft: schon nach der Vorrunde ist das Duo ausgeschieden. Lippmann und Ludwig starteten gegen die Lokalmatadorinnen Alexia Richard und Lezana Placette mit 0:2 (14:21, 20:22) und verschenkten mit Blick auf die kommenden Herausforderungen einen wertvollen Sieg.
Auch im Spiel gegen die Europameisterinnen Nina Brunner/Tanja Hüberli (Schweiz) reichte es nicht für einen Sieg. Lippmann und Ludwig unterlagen den Schweizerinnen mit 2:0 (21:9, 21:15). „Da zu stehen, beballert zu werden und nicht die richtige Lösung parat zu haben, ist frustrierend“, sagte Lippmann.
Zum Abschluss der Vorrunde verlor das Duo gegen die spanischen EM-Zweiten Daniela Alvarez/Tania Moreno16:21, 19:21 und beendete die Gruppenphase auf dem letzten Rang. Gegen die Spanierinnenzeigten sie sich zunächst deutlich verbessert. Immer wieder pushten sich die beiden Deutschen nach gelungenen Aktionen gegenseitig. Doch dann fanden Alvarez/Moreno mit angelupften Bällen ins Hinterfeldimmer wieder Erfolg und holten sich den ersten Satz. Im zweiten Durchgang zogen beim deutschen Duo dann auch wieder die Fehler aus den vorherigen Spielen ein, doch sie kämpften sich noch zurück. Doch die Aufholjagd blieb ohne Erfolg.
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Kristin Pudenz, Diskuswurf

Lange war nicht sicher, ob die 31-Jährige sich überhaupt für die Olympischen Spiele 2024 qualifizieren würde. Mit Saisonbestleistung von 65,93 Metern und dem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften Ende Juni in Braunschweig sicherte sich die Löhnerin ihr Ticket für das Saisonhighlight in Paris. Die Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom hatten Anfang Juni noch ohne die erfolgreichste Diskuswerferin Deutschlands stattgefunden, weil ihre Form zu schlecht war.
Umso größer war die Erleichterung: „Im wichtigsten Wettkampf des Jahres habe ich noch die Kurve bekommen. Ohne diesen Wurf und den Meistertitel wäre ich nicht nach Paris gefahren“, sagt die Silbermedaillen-Gewinnerin von Tokio.
Im Diskuswurf-Finale in Paris hat Pudenz die erhoffte Medaille und auch eine neue Saisonbestleistung allerdings deutlich verpasst. 60,38 Meter in ihrem ersten Versuch reichten am Ende nicht für den Endkampf der besten acht, sondern nur für Platz zehn. Den Sieg sicherte sich die US-Amerikanerin Valarie Allman mit einer Weite von 69,50 Metern.
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Pauline Starke, Judo

Die Grundlagen für eine erfolgreiche Karriere legte die 26-jährige Judoka beim HLC Höxter und beim PSV Herford, in Paris erfüllte sie sich jetzt den Traum von Olympischen Spielen. „Papa hat mir Judo beigebracht“, beschreibt die in Höxter aufgewachsene Athletin ihren frühen Einstieg in den faszinierenden Sport. Mittlerweile hat Starke ihre sportliche Heimat in Hannover gefunden, Unterstützung aus Herford gibt es jedoch auch weiterhin.
Für die Sportlerin war es die Olympia-Premiere. Sie wollte in Paris die Tradition erfolgreicher Judoka aus Deutschland fortsetzen: „Jedes Mal gab es ein bis zwei Medaillen, in letzter Zeit eher für die Frauen“, sagte die studierte Biologin und setzte sich selbst als Ziel ebenfalls Edelmetall. Im Einzelwettbewerb am 29. Juli platzte dieser Traum für Starke. In der Champ-de-Mars-Arena kam sie nicht über das Achtelfinale hinaus. Starke trat in der 57-Kilo-Kategorie gegen die Mongolin Enkhriilen Lkhagvatogoo an und musste in die Verlängerung, den sogenannten Golden Score. Dort kassierte sie ihre dritte Strafe und schied aus.
Das deutsche Judo-Team hat zum Abschluss der Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Paris eine Medaille im Mixed hauchdünn und ganz unglücklich verpasst. In einem dramatischen Kampf um Bronze unterlag die DJB-Auswahl 3:4. Für die Höxteranerin Pauline Starke war gegen Silber-Gewinnerin Huh Mi Mi nichts zu holen.
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