Zwölf Minuten Stille beim SC Paderborn: Das sagen Spieler und Trainer zum Fanprotest

Paderborn. Die Protestwelle der Fußballfans in Deutschland hat am Wochenende auch Paderborn erreicht. Wie in sämtlichen Stadien der 1. und 2. Bundesliga stellten die Anhänger des SC Paderborn und von Hannover 96 (0:2) ihre Unterstützung zu Beginn der Partie am Samstagnachmittag ein. Der versagte Support zu Spielbeginn diente als Zeichen des Widerstands gegen die geplanten sicherheitspolitischen Maßnahmen, die bei der Innenministerkonferenz vom 3. bis 5. Dezember in Bremen diskutiert werden sollen. Erst nach zwölf Minuten endete der stille Protest beider Fanlager, der das Spielgeschehen spürbar prägte. Auf großen Bannern in beiden Fankurven war die Frage zu lesen: &bdquo;Soll das die Zukunft des Fußballs sein?“ Die organisierten Fans von Hannover und Paderborn richteten sich damit gegen politische Überlegungen wie personalisierte Tickets und eine Verschärfung der Stadionverbotsrichtlinien. Deutschlandweit formiert sich Widerstand unter dem Motto: &bdquo;Der Fußball ist sicher! Schluss mit Populismus – Ja zur Fankultur!“ Erst am vergangenen Wochenende hatten Tausende in Leipzig demonstriert. SCP kassiert Heimpleite: Hannover 96 stoppt Paderborns Erfolgsserie &bdquo;Es ist immer ein bisschen komisch, wenn nichts kommt“ Auch die Profis auf dem Platz blieben von der ungewohnten Atmosphäre in der ausverkauften Home-Deluxe-Arena nicht unberührt. SCP-Mittelfeldspieler Sebastian Klaas beschrieb das Gefühl, vor stillem Publikum zu spielen, so: &bdquo;Es ist immer ein bisschen komisch, wenn nichts kommt von außen. Aber das ist deren Sache. Wir sind vorher informiert gewesen, deswegen konnten wir uns darauf einstellen. Aber das hat ja nichts mit uns zu tun, sondern hat andere Gründe. Wir freuen uns immer über Support. Aber wenn es dann Gründe gibt, wieso er eingestellt wird, dann ist das so.“ Er ergänzte: &bdquo;Ich habe mich ehrlich gesagt nicht so tief mit der Thematik beschäftigt. Sie werden ihre Gründe haben. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich kann es auch nicht beeinflussen. Aber wir brauchen die Jungs und Mädels da auf der Tribüne und wir freuen uns, wenn sie so schnell wie möglich wieder Vollgas geben.“ Kapitän Felix Götze gab sich solidarisch: &bdquo;Das wurde uns mitgeteilt und ich habe das vollste Verständnis für unsere Leute. Näher möchte ich mich aber nicht dazu äußern.“ Zum Spielstart ohne Unterstützung sagte er außerdem: &bdquo;Am Anfang ist es schon ein bisschen komisch. Aber der Austausch mit den Fans war vorher gut, sodass wir wussten, was auf uns zukommt. So konnten wir uns anpassen.“ &bdquo;Heute war Grütze“: Das sagen die SCP-Fans nach der Heimniederlage gegen Hannover 96 Paderborns Trainer äußert sich zur Atmosphäre, nicht zu den Gründen Nach zwölf Minuten löste sich die Stille im Rund dann schlagartig auf: In der Home-Deluxe-Arena ertönte lautstark &bdquo;Steht auf, wenn ihr Paderborner seid!“, und ein Großteil des Stadions erhob sich. Der Fußball auf dem Platz wurde fortan auch mit lauthalsen Fangesängen atmosphärisch untermalt. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von SC Paderborn 07 (@scp07_official) Für SCP-Trainer Ralf Kettemann war die Situation im Stadion dennoch ungewohnt: &bdquo;Es war ganz komisch“, erklärte er. Zu den Gründen des Protests fügte er hinzu: &bdquo;Ich bin da nicht deep im Game’, das ist nicht mein Business. Aber ich finde es natürlich schade. Auch für die Fans. Denn ich glaube, sie hatten großen Bock über 90 Minuten Gas zu geben und nicht nur 78. Es hat sich sehr komisch angefühlt.“ Beratung folgt Anfang Dezember in Bremen Im Zentrum der Fan-Kritik stehen sicherheitspolitische Erwägungen, die die Innenministerinnen und Innenminister Anfang Dezember in Bremen beraten werden. Neben personalisierten Eintrittskarten könnten auch härtere Regeln für Stadionverbote auf den Weg gebracht werden. Die Fanszenen warnen seit Wochen vor einer pauschalen Kriminalisierung der Kurven und einem Eingriff in die Fankultur. Dass ihre Botschaften am Wochenende überall im Land sichtbar waren, zeigt, wie geschlossen sich die Ultras und organisierten Fanvereinigungen in dieser Frage positionieren. Auch in Paderborn dürfte das Schweigen – laut in seiner Wirkung – ein deutliches Signal an die Politik gewesen sein. Wie lange die Proteste andauern werden, bleibt abzuwarten. Lesen Sie dazu: Politik plant härtere Regeln für Fußballfans – obwohl es weniger Verletzte in Stadien gibt

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