Wechsel oder Verbleib? Was der Obermair-Poker für den SC Paderborn 07 bedeutet

Paderborn. Die Zukunft von Raphael Obermair bleibt wenige Tage vor Transferschluss am kommenden Montag, 1. September (20 Uhr), offen. Der 1. FC Köln hat sein Interesse öffentlich hinterlegt, der SC Paderborn betont dagegen den hohen sportlichen Wert des 29-Jährigen. Was passiert, hängt am Ende vor allem davon ab, ob die Kölner bereit sind, die Forderungen der Ostwestfalen zu erfüllen. Angeblich soll beim SCP ab einer Ablösesumme von rund 2,5 Millionen Euro – so heißt es in diversen Medienberichten – Gesprächsbereitschaft bestehen. Klar ist: Rund um einen möglichen Transfer von Raphael Obermair sind nun verschiedene Szenarien denkbar – und jedes von ihnen hat Folgen für Spieler, abgebenden und potenziell neuen Verein. Lesen Sie auch: Zwei Profis im Gespräch: SC Paderborn reagiert auf Gerüchte um Obermair-Ersatz Szenario 1: Der 1. FC Köln erfüllt Paderborns Forderungen Ein Transfer würde dem Bundesliga-Aufsteiger die erhoffte Verstärkung auf der Außenbahn bringen. Für Obermair wäre es die Chance, den nächsten Karriereschritt zu machen und sich in einem Traditionsverein zu beweisen. Köln erhielte zudem einen flexiblen Spieler, der auf beiden Schienen wie auch im defensiven Mittelfeld einsetzbar ist. Allein die Vielseitigkeit des 29-Jährigen spräche für viel Einsatzzeit, selbst in der Bundesliga. Auch die persönliche Verbindung zu Trainer Lukas Kwasniok, den Obermair noch aus gemeinsamen Zeiten in Jena und Paderborn kennt, könnte die Eingewöhnung im Rheinland erleichtern. Für den SC Paderborn allerdings käme dieses Szenario wohl nur dann infrage, wenn noch ein Ersatz auf der linken Schiene gefunden wird. Im Hintergrund läuft die Suche nach einem Nachfolger sicher akribisch, denn ohne Obermair wäre die Schienenposition mit Laurin Curda, Anton Bäuerle und Ruben Müller quantitativ sehr dünn besetzt. Aber: Im Gespräch mit dieser Zeitung betonte SCP-Sportchef Sebastian Lange immer wieder, mit dem aktuellen Kader zufrieden zu sein. Zuletzt wies er auch den Kontakt zu dem in Paderborn öffentlich gehandelten Lucas Brumme (Rot-Weiss Essen) entschieden zurück. Klar ist: Sportlich würde der SCP wohl geschwächt in den Herbst gehen, würde die Obermair-Position doch eher mit einem Spieler nachbesetzt, der zwar sicher Potenzial hätte, sein Können in der 2. Liga aber erst noch beweisen müsste. Auch wenn die Ablöse dem SC Paderborn in Sachen strukturelles Defizit sicherlich finanziell Luft verschaffen würde. Lesen Sie auch: Poker um Raphael Obermair: SC Paderborn und 1. FC Köln sprechen beim Sport-Bild-Award Szenario 2: Raphael Obermair bleibt in Paderborn Der SCP behielte einen der besten Flügelspieler der Liga, der Trainer Ralf Kettemann auf Anhieb Stabilität und Qualität garantiert. Doch das Wechselwirrwarr geht nicht spurlos an Obermair vorbei: Am 20. August hatte er eine Trainingseinheit ausgelassen – offiziell, um den Kopf freizubekommen. Während dies öffentlich in diversen Medien als Streik oder Schwänzen interpretiert wurde, dürfte es auch schlicht Ausdruck der mentalen Belastung des Spielers gewesen sein. Nie zuvor stand der 29-Jährige so sehr im Fokus der Medien, und im Spätherbst seiner Karriere möchte er verständlicherweise noch einmal den Sprung in die Bundesliga schaffen. Ob sich ihm diese Chance in Zukunft noch einmal bietet, ist ungewiss. Klar, dass dies nicht spurlos an ihm vorbeigeht. Gleichzeitig gilt Raphael Obermair als Musterprofi, seine Leistungen in den ersten Saisonspielen waren zuletzt stabil. Auch wenn er wegen der Hängepartie um einen Wechsel nervös sein wird, gilt es als unwahrscheinlich, dass er die Saison – sollte der Transfer noch platzen – mit langem Groll oder gar Arbeitsverweigerung bestreiten würde. Dafür ist Obermairs Charakter schlichtweg zu einwandfrei. Lesen Sie auch: Gelbe Karten für den SC Paderborn 07: Diese Spieler wurden bislang verwarnt Platzt der Obermair-Wechsel? Signalwirkung für andere Spieler Ein geplatzter Wechsel könnte zudem eine weitere Dimension haben: Paderborn gilt seit Jahren als Sprungbrett für Talente, die den nächsten Karriereschritt suchen. Beispiele wie zuletzt Aaron Zehnter oder Ilyas Ansah belegen das. Sollte Obermair trotz lukrativer Anfrage der Kölner nicht wechseln dürfen, könnte das die Wahrnehmung verändern und für junge Spieler weniger attraktiv wirken. Intern würde sich sicherlich auch der eine oder andere Profi zweimal überlegen, ob er seinen Vertrag beim SCP noch einmal verlängert. Gleichzeitig könnte der Verein aber auch ein Zeichen setzen, nicht jeden Leistungsträger verkaufen zu müssen und so sportlich ambitionierter auftreten als bislang. Am Ende aber bleibt der Obermair-Poker eine Gratwanderung für alle Beteiligten. Der SC Paderborn muss dabei abwägen: zwischen sportlichen Zielen, wirtschaftlichen Zwängen und persönlichen Karriereplänen eines verdienten Spielers.

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