Raphael Obermair bleibt beim SC Paderborn: Sportlich richtig, menschlich bitter

Die Entscheidung des SC Paderborn, Raphael Obermair nicht zum 1. FC Köln ziehen zu lassen, ist auf den ersten Blick eine rein sportliche. Und sie ist sportlich betrachtet zweifellos die richtige. Der 29-Jährige ist ein Fixpunkt im Spielsystem, ein Leistungsträger in der 2. Bundesliga, dessen Abgang ein Loch gerissen hätte, das nicht ohne Weiteres zu stopfen gewesen wäre. Gerade auf den Außenpositionen ist der Kader ohnehin dünn besetzt. Obermairs Verbleib ist damit mehr als nur eine Personalentscheidung. Er ist ein Bekenntnis zu sportlicher Stabilität in einer Phase, in der der SCP mit dem Kreuzbandriss von Marcel Hoffmeier ohnehin einen schwerwiegenden Rückschlag verkraften muss. Doch die Tragweite geht über das Sportliche hinaus. Mit der Absage an Köln folgt der Verein einer Linie, die Präsident Thomas Sagel erstmals im Januar 2023 angekündigt hatte: &bdquo;Wir werden unsere Substanz zunehmend schärfer verteidigen und die Qualität, die wir selbst hervorbringen, länger halten“, sagte er damals. Bislang war Paderborn oft gezwungen – oder bereit –, seine besten Spieler abzugeben, insbesondere dann wenn Bundesliga-Klubs anklopften. Diesmal nicht. Es ist ein Signal an die Konkurrenz, aber auch an die eigenen Anhänger: Wir lassen uns nicht mehr so einfach ausverkaufen. Diese neue Härte mag finanziell vielleicht schmerzen, ist aber für die sportliche Entwicklung notwendig. Lesen Sie auch: Kein Obermair-Wechsel nach Köln - so geht der SC Paderborn ins Transferfinale SC Paderborn 07: Raphael Obermair hat erfahren, wie sich Profifußball anfühlt Für Raphael Obermair allerdings ist es eine bittere Geschichte. Mit 29 Jahren steht er im Herbst seiner Karriere. Die Chance, in die Bundesliga zu wechseln, könnte für ihn womöglich die letzte gewesen sein. Dass er einmal ein Training aussetzte, um den Kopf freizubekommen, zeigt, wie sehr ihn die Situation belastet hat. Von Streik kann man nicht sprechen, wohl aber von einem Spieler, der unter enormem Druck stand. Obermair hat in diesen Wochen erfahren, wie sich das Geschäft Profifußball anfühlt, wenn plötzlich alles an einer Personalie hängt. Noch nie stand er derart im Rampenlicht. Nie zuvor wurde sein Name in solch einer Frequenz durch die Schlagzeilen gejagt – und das, ohne dass er selbst jemals etwas dazu gesagt hätte. An diesem Punkt lohnt sich ein selbstkritischer Blick auch auf die Rolle der Medien. Denn wir haben – und da schließe ich auch unsere eigene Zeitung ein – dazu beigetragen, dass dieses Thema immer wieder gespielt wurde. Aus journalistischer Sicht war das legitim: Leserinnen und Leser erwarten jede kleine Information zu solch einem möglichen Wechsel. Insbesondere dann, wenn es um ihren Lieblingsverein geht. Aber es ging unweigerlich auf Kosten des Spielers, dessen Alltag dadurch zum öffentlichen Dauerthema wurde. Für einen Profi, der sich bislang eher durch Bodenständigkeit und Unaufgeregtheit ausgezeichnet hat, war das eine völlig neue Erfahrung und sicher keine angenehme. Dafür kann man sich nur entschuldigen. Wechsel oder Verbleib? Was der Obermair-Poker für den SC Paderborn 07 bedeutet Der SC Paderborn 07 hat sich für die Vernunft entschieden Dass der SCP nun hart blieb, hängt auch mit der Vorgeschichte dieses Sommers zusammen. Schon früh in der Transferperiode verließen Ilyas Ansah (Union Berlin) und Aaron Zehnter (VfL Wolfsburg) den Verein – beide für Summen, die dem SCP Rekordeinnahmen in Höhe von etwa 8,5 Millionen Euro bescherten. Nach diesen Abgängen war es kaum vermittelbar, erneut einen Leistungsträger abzugeben. Finanziell hätte man mit den zwei bis drei Millionen Euro für Obermair sicher nicht viel falsch gemacht. Sportlich jedoch wäre das Risiko enorm gewesen. Und genau hier zeigt sich das Dilemma: Der Verein hat richtig entschieden, Obermair aber zahlt den Preis dafür, dass der SCP bereits zuvor gut verkauft hat. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von SC Paderborn 07 (@scp07_official) Am Ende bleibt ein ambivalentes Bild. Der SC Paderborn hat sportlich das Beste für sich herausgeholt, ein deutliches Signal gesetzt und &bdquo;seine Substanz“, wie es Sagel formulierte, verteidigt. Raphael Obermair dagegen verliert seinen Traum von der Bundesliga – oder zumindest vorerst. Er wird weiterhin alles für den SCP geben, daran besteht kaum ein Zweifel. Aber die Enttäuschung bleibt, und sie ist menschlich nur zu verständlich. Zwischen sportlicher Vernunft und individueller Sehnsucht hat sich der Verein diesmal für die Vernunft entschieden. Für den SCP ist das ein Schritt nach vorn. Für Raphael Obermair fühlt es sich wie zwei Schritte zurück an. Lesen Sie auch: Hiobsbotschaft für den SC Paderborn: Marcel Hoffmeier fällt monatelang aus

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