
Paderborn. Im September 2020 hatte die gemeinnützige Gesellschaft „cum ratione" aus Paderborn ihre erste Studie mit dem Titel „Die Vereine im Ranking - so nachhaltig sind unsere Fanshops" präsentiert. Darin war untersucht worden, wie ernst es die Klubs aus der 1. und 2. Fußball-Bundesliga in Sachen Merchandising mit dem Thema Nachhaltigkeit nehmen. Dem SC Paderborn attestierte „cum ratione" damals einen gewissen Nachholbedarf. Und tatsächlich hat sich beim OWL-Zweitligisten in Sachen faire Fanartikel seitdem allerhand getan.
Während der SCP bei der Erstauflage der Studie mit 16,8 von 100 möglichen Punkten haarscharf an einem Abstiegsrang vorbeigeschrammt war, steigerten sich die Paderborner ein Jahr später auf 33,75 Zähler und einen Platz im unteren Mittelfeld. Nun präsentierte „cum ratione" im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund die insgesamt dritte Auflage von „Die Vereine im Ranking". Ergebnis: Der SC Paderborn konnte seine Punktausbeute abermals auf nunmehr 65 Zähler verdoppeln und wird jetzt als „Europa-League-Klub" geführt. Das ist die dritthöchste von insgesamt sieben Kategorien.
Lediglich elf von 36 Vereinen verbuchen eine höhere Punktzahl. „Der SC Paderborn macht dort weiter, wo er beim letzten Mal aufgehört hat. Ein toller Erfolg, der mit der Teilnahme am internationalen Geschäft belohnt wird", resümiert „cum ratione", die den Beitrag über den SCP mit der Überschrift „Vom Kellerkind zum Euro-Starter" betitelte.
Neuer Ausrüster dürfte für weitere Verbesserungen sorgen
Zur Saison 2021/22 führte der OWL-Zweitligist seine erste nachhaltige Kollektion ein. Inzwischen liegt der Anteil nachhaltiger Textilien im SCP07-Shop bei mehr als 70 Prozent. Das Vereinsziel von 100 Prozent soll schon bald erreicht werden. Die volle Punktzahl erreichen die Paderborner schon jetzt in der Unterkategorie „Überproduktion", da eben jene Überproduktion weitgehend vermieden wird. Fast alle Trikots und andere „alte" Textilien werden rabattiert abverkauft oder für sogenannte Upcycling-Kollektionen verwendet.

Auch in Sachen Transparenz und Kommunikation kann der SCP fleißig punkten. „Die nachhaltigen Artikel werden im Online-Shop sehr übersichtlich dargestellt", heißt es in der Studie. Keinen einzigen Zähler ergattert der SC Paderborn dagegen in der Kategorie „Ausrüster". So macht der Sportartikel-Hersteller Saller laut „cum ratione" keine Angaben zur Nachhaltigkeit oder entsprechenden Produktstandards.
Ab der Saison 2025/26 werden die Paderborner von Hummel ausgerüstet. Dann kann der SCP wohl auch bei den Trikots und der Trainingsbekleidung in Sachen Nachhaltigkeit punkten. „Zudem wird es mit Hummel eine nachhaltige Streetstyle-Kollektion geben", sagt Neele Rickers, Leiterin Marketing, CSR und Entwicklung beim SC Paderborn.
Doch trotz der Nullnummer mit dem aktuellen Ausrüster ist der SCP im Kreis der 36 Erst- und Zweitligisten der Klub, der mit einem Plus von 33 Zählern die drittgrößte Steigerung verbucht. Lediglich Zweitligakonkurrent SSV Jahn Regensburg (plus 48 Punkte), der nun ebenso wie der SCP auf insgesamt 65 Zähler kommt, und Borussia Dortmund (plus 41 Punkte) legten noch kräftiger zu.
Der deutsche Rekordmeister hat noch viel Nachholbedarf
Die Durchschnittspunktzahl der Vereine liegt bei 54,7 Punkte, die 18 Zweitligisten bringen es im Schnitt auf 47,5 Zähler. Im Vergleich zu den ersten beiden Studien sind das deutliche Steigerungen. Dies freut auch Kerstin Haarmann. „Nachhaltigkeit im Milliardengeschäft mit den Fanartikeln muss kein Nischenthema bleiben. Dies ist auch dringend erforderlich, damit die Vorbildfunktion des Profisports erhalten bleibt", betonte die cum-ratione-Geschäftsführerin bei der Preisverleihung in Dortmund.
Und in der Studie wird bilanziert: „Der Trend geht in die richtige Richtung. Immer mehr Klubs nehmen sich der Verantwortung an und setzen sich mit fairen Produktionsbedingungen und transparenten Lieferketten auseinander. Und die drei Vereine ganz oben liefern schon jetzt eine meisterliche Leistung ab." Bei eben jenen drei Vereinen handelt es sich um Titelverteidiger FC St. Pauli, den SV Werder Bremen und den Hamburger SV, die mit jeweils 90 Punkten gemeinsam auf Rang eins landen. Die Abstiegsränge belegen unterdessen der Karlsruher SC und Preußen Münster. Nur knapp davor landen mit dem FC Bayern München und RB Leipzig zwei Erstliga-Schwergewichte.
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„Angesichts der Ressourcen und der globalen Präsenz des Vereins ist es enttäuschend, dass der FC Bayern München beim Thema Nachhaltigkeit im Merchandise hinterherhinkt", urteilt „cum ratione". Doch auch beim deutschen Rekordmeister seien erste positive Ansätze erkennbar. Vielleicht wenden sich die Bayern ja mal an eine gemeinnützige Paderborner Gesellschaft, die nicht nur beurteilen, sondern auch unterstützen will. „Jeder interessierte Verein aus dem Profisport kann sich an uns wenden", erklärt Lara Schröder, Nachhaltigkeitsreferentin bei „cum ratione".
INFORMATION
So schneiden die Klubs in der Studie ab:
Meister: FC St. Pauli, Hamburger SV, SV Werder Bremen.
Champions League: VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt, SC Freiburg, Borussia Dortmund, VfL Bochum, VfL Wolfsburg, 1. FC Union Berlin, Hertha BSC.
Europa League: SC Paderborn, SSV Jahn Regensburg.
Conference League: 1. FC Köln, FC Augsburg, Fortuna Düsseldorf, TSG Hoffenheim, SV Darmstadt 98, 1. FC Nürnberg, Holstein Kiel.
Mittelfeld: Borussia Mönchengladbach, Bayer 04 Leverkusen, FC Schalke 04, SpVgg Greuther Fürth, Hannover 96, FSV Mainz 05, 1. FC Heidenheim, Eintracht Braunschweig, 1. FC Kaiserslautern.
Abstiegskampf: SV Elversberg, SSV Ulm 1846, 1. FC Magdeburg, FC Bayern München, RB Leipzig.
Absteiger: Karlsruher SC, SC Preußen Münster.