Paderborns Trainer Lukas Kwasniok über Neuzugänge, Testspiele, Wünsche und Ziele

Benidorm. Eine arbeitsreiche Woche liegt hinter den Zweitligakickern des SC Paderborn. So bereiteten sich die Schützlinge von Trainer Lukas Kwasniok im spanischen Benidorm auf die Rückrunde der Zweitliga-Saison 2024/25 vor. Kurz vor der Rückreise zog der Chefcoach im Interview mit &bdquo;nw.de" eine Trainingslager-Bilanz, um zugleich über Testspiele, Winterneuzugänge und das Comeback von Felix Platte zu urteilen. Zudem redete Kwasniok über seine Ziele, Wünsche und Zukunftspläne. Herr Kwasniok, wie fällt ihr Trainingslager-Fazit aus? Lukas Kwasniok: Es war ein sehr gelungenes Trainingslager mit zwei guten Testspielen. Und keiner hat sich ernsthaft verletzt. Im Sommer ist die Gesamt-Stimmungslage immer ein wenig euphorischer, weil jeder noch um seinen Platz kämpft. Im Winter ist ein Trainingslager immer viel näher am ersten Punktspiel. Die Stimmung ist zielgerichteter und jeder ist fokussierter. Die Jungs, die hinten dran sind, sind dann manchmal garstig. So muss es ja auch sein. Sie müssen dann einfach weiter Gas geben. Wir sind frohen Mutes, was den Rückrunden-Start betrifft. Liveticker zum Nachlesen: So war das Trainingslager des SC Paderborn in Spanien Und wie urteilen Sie über die Testspiele gegen Heerenveen (1:1) und Pilsen (2:2)? Auf einer Skala von 1 bis 10 habe ich das Spiel gegen Heerenveen so bei 6,5 bis 7 gesehen. Gegen Pilsen war es eine 8 bis 8,5. Das sagt eigentlich alles aus. Und es gibt uns ein gutes Gefühl, mit so einer Leistung wieder heimzufahren. Ich kann mich aber generell an kein richtig schlechtes Testspiel in einer Winter- oder Sommer-Vorbereitung erinnern, seitdem ich Trainer beim SCP bin. Daheim gab es dagegen schon schlechtere Testspiele. Sie waren bei den Tests in diesem Trainingslager wieder ziemlich lautstark. In einer Saison hab ich auch mal versucht, mich in den Tests mit Kommandos zurückzuhalten und einfach zu beobachten. Aber das war dann meist Schlafwagen-Fußball. Ich habe den Eindruck, die Spieler brauchen einen gewissen Antrieb. Dann sind sie aber auch voll da. Die Jungs wissen schließlich, dass ich berechenbar unberechenbar bin. Und wenn so ein Testspiel wie gegen Pilsen komplett in die Hose gehen würde, weiß ich nicht, ob sie anschließend einen schönen Abend gehabt hätten. Dann hätte vielleicht eine Video-Analyse oder Ähnliches angestanden. Welche Spieler haben Sie in diesem Trainingslager überrascht? Und wer hat Sie enttäuscht? (antwortet erst nach einer ausgiebigen Denkpause) Sie merken, wenn man so lange überlegen muss, gibt es nicht den einen Spieler, der in diesem Trainingslager alles auf den Kopf gestellt hat. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass die Erwartungshaltungen an alle so hoch sind. Andererseits hat mich auch kein Spieler enttäuscht, auch wenn nicht alle immer am Limit gewesen waren. Aber das ist auch gar nicht möglich. Wie kann Neuzugang Casper Terho der Mannschaft weiterhelfen? Das Spiel gegen Pilsen hat gezeigt, wie wertvoll er für uns sein kann. Durch Casper wird Raphael Obermair gleich eine Klasse stärker. Casper verändert unser Spiel auf der rechten Seite immens, weil sich Raffa völlig anders bewegen kann. Die Positionsvariabilität zeichnet die Jungs aus. Und für Casper war der Assist, den er gegen Pilsen hatte, wichtig. So etwas hilft, wenn du zu einem neuen Team kommst. Er hat eine Wachsamkeit in seinem Spiel und kann Situationen lesen. Was zeichnet den anderen Winterneuzugang Marvin Mehlem aus? Auch Marvin hat gegen Pilsen bewiesen, warum er ein Mehrwert für die Mannschaft sein kann. Er ist einfach ein schlauer Spieler. Er ist nicht der klassische Zehner, der sich über seine Scorerquote definiert. Marvin ist ein Übergangsspieler, der uns bislang gefehlt hat. Einen offensiven Sechser oder Achter, der nicht bereit ist, dem defensiven Sechser zu helfen, hätten wir nie geholt. Der hätte nicht zu uns gepasst. Marvin aber kann unser Spiel ankurbeln. Und er ist mit vielen Freiheiten ausgestattet. Dabei kommt es auch aufs Wechselspiel mit Filip Bilbija an. Beide können sich austoben, aber unter einer Bedingung: Einer muss immer mit einem Auge nach hinten schauen. Und bei Ballverlust Gas geben. Ich hoffe, dass Marvin mit seinen Qualitäten das Scoring des gesamten Teams nach oben heben kann. Denn wir können jedes Tor gebrauchen. Es war schon wichtig, dass Terho und Mehlem gegen Pilsen ein gutes Spiel gemacht haben. Felix Platte ist endlich wieder einsatzbereit. Wie wertvoll kann er fürs Team werden? Felix macht einen richtig guten Eindruck. Aber mal schauen, wie lange er gesund bleibt. Wenn er gegen Hertha auf dem Platz stehen kann, wäre das schon mal ein guter Anfang. Wenn du Mehlem, Terho und Platte auf dem Platz hast, ist das für einen Trainer ein Luxus. In ihrer ersten Saison waren Felix Platte und Sven Michel das Traumduo im Sturm. Was erhoffen Sie sich vom Zusammenspiel dieser beiden Stürmer? Ich mag es nicht, in Erinnerungen zu schwelgen. Jede Saison ist anders. Wir definieren uns aktuell nicht darüber, dass zwei Spieler vorne den Unterschied ausmachen. Das war vor mittlerweile fast vier Jahren so. Derzeit spielen wir mit einer klaren, zentralen Spitze. Aber wenn Felix und Sven topfit sind, würde ich mich nicht dagegen wehren, das System situativ anzupassen. Aber dazu müssen sie auch eine Topleistung bringen, denn die Konkurrenz ist groß. Und an einem Filip Bilbija kommt man nicht so leicht vorbei. Und ich glaube, dass Filip in der Lage ist, zu explodieren und noch mehr zu scoren. Die Saison ist lang, es kann viel passieren. Würden Sie sich, was Feldspieler betrifft, noch weitere Winterneuzugänge wünschen? Nein. Ich mag es auch nicht, am 28. Januar noch einmal nachzuschießen. Wir hatten auch vorher eine gute Mannschaft. Mir fehlten nur zwei Elemente im Spiel, die wir durch Mehlem und Terho abgedeckt haben. Ich bin da sehr zufrieden. Das dritte Element fehlt allerdings noch. Wird vielleicht schon an diesem Montag im Test gegen Verl ein neuer Torwart im SCP-Kasten stehen? Wenn wir die Möglichkeit haben, einen Torwart einer anderen Kategorie zu verpflichten, und die Tür für einen Transfer geht auf, dann werden wir das versuchen. Das habe ich Markus Schubert auch offen kommuniziert. Wenn es nicht klappen sollte, ist Markus Schubert unsere klare Nummer eins. Er ist ein guter Torverteidiger, das hat auch das Testspiel gegen Pilsen wieder gezeigt. Lassen Sie uns auf die Rückrunde blicken. Sie haben sich früh auf den 1. FC Köln als mit Abstand stärkstes Zweitligateam festgelegt. Wen sehen Sie dahinter als Aufstiegsfavoriten? Prognosen sind schwierig, denn die 2. Liga ist einfach nicht vorhersehbar. Vor zwei Jahren sind Bremen und Schalke nach einer schwachen Hinrunde aufgestiegen. Jede Mannschaft kann mal in den Flow kommen. Ein Team, das mal acht Spiele am Stück gewinnt, hat sicher gute Chancen. Und das kann einem HSV mal passieren. Den Kölnern sowieso. Oder auch Schalke in der derzeitigen Verfassung. Diese Mannschaften haben dafür einfach die individuelle Qualität. Und wie kann und will der SCP weiter oben mitmischen? Unsere Stärke ist die Konstanz. Wir sind schwer schlagbar. Und es wird unsere Aufgabe sein, in der Verlosung dabei zu bleiben. Das haben wir offen kommuniziert. Die Ansprüche steigen, weil die Leistung der Mannschaft so gut ist. Wir haben unseren Kader noch einmal punktuell verstärkt. Und wenn du eine gute Vorrunde gespielt hast, willst du eine noch bessere Rückrunde spielen. Aber das wollen viele Teams. Alle haben Lunte gerochen. Da sagt keiner: Jetzt sind wir aber happy, wenn wir Zwölfter werden. Aber irgendjemand muss Zwölfter werden. Unsere Motivlage ist jedoch klar: Wir wollen alles versuchen, um bis zum Schluss oben dranzubleiben. Was muss denn passieren, damit Sie ihren bis 2026 laufenden Vertrag in Paderborn erfüllen? Werden Sie im Fall des Aufstiegs ganz sicher bleiben? Ich mache mein Lebensglück nicht davon abhängig, ob ich irgendwann einmal in der Bundesliga arbeiten darf. Andere Parameter sind für mich viel wichtiger. Ich muss immer das Gefühl haben, dass die Zusammenarbeit von allen Verantwortlichen, von Trainer und Mannschaft funktioniert. Das muss alles immer eins sein. Ansonsten ist es mir das nicht wert. Irgendwo hinzugehen, um dort aufzuräumen, ist nicht mein Ding.

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