Mehr als eine Momentaufnahme? Warum der SC Paderborn für eine Überraschung gut ist

Paderborn. Nach elf Spieltagen hat eine Tabelle schon eine gewisse Aussagekraft. Und das aktuelle Tableau der 2. Fußball-Bundesliga weist den SC Paderborn derzeit als Tabellenzweiten aus. Hat das Team von Trainer Lukas Kwasniok tatsächlich schon das Zeug, um dauerhaft oben mitzumischen? Oder ist es dann doch nur eine Momentaufnahme? &bdquo;Wir stehen nicht zu Unrecht da oben. Wir arbeiten hart und machen es gut mit den Mitteln, die wir haben. Und wir sind in der Lage, jeden Gegner zu schlagen“, bilanzierte SCP-Kapitän Raphael Obermair am vergangenen Sonntag nach dem Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig. Letztlich ist es aber auch ein Stück weit bezeichnend, dass die Paderborner mit einem 0:0 gegen Braunschweig auf den zweiten Rang kletterten. Denn ohne die bislang beeindruckende Leistung des SCP schmälern zu wollen: Die Kwasniok-Mannen profitierten auch von den Schwächen der weitaus stärker eingeschätzten Konkurrenten. Erstliga-Absteiger 1. FC Köln führt zwar fast sämtliche Statistiken an, dümpelt aber mit 15 Punkten auf Rang elf herum. Der Hamburger SV (19) und Hertha BSC Berlin (17) wurden den eigenen Ansprüchen bislang ebenfalls noch nicht gerecht. Fortuna Düsseldorf (20) stürzte am Wochenende mit einer 0:1-Pleite in Münster von der Spitze. Und auch der neue Tabellenführer Hannover 96 (22 Punkte) wirkt mit seiner notorischen Auswärtsschwäche nicht gerade gefestigt. Die Statistiken lügen nicht Der SC Paderborn enttäuschte unterdessen mit Nullnummern gegen Ulm und Braunschweig, die aber unterm Strich keine großen Überraschungen sind. Denn das Leistungsgefälle ist in Liga zwei bei Weitem nicht so groß wie im Oberhaus. &bdquo;Alles ist so eng beieinander. Die Mannschaften von unten haben immer die Qualität, den Spitzenteams wehzutun“, betont Obermair. In der Tat: Zwischen Rang zwei und Platz zehn liegen derzeit nur vier Punkte. Sollten vermeintliche Aufstiegsfavoriten wie der HSV, Hertha oder Köln mal ins Rollen kommen, könnte die Tabelle sehr schnell anders aussehen. So wie in der Zweitliga-Spielzeit 2021/22, als Werder Bremen und der FC Schalke 04 nach einem schwachen Saisonstart noch recht souverän die direkte Bundesliga-Rückkehr meisterten. Sollte es an der Tabellenspitze aber weiterhin so eng zugehen, sollte man den SC Paderborn auf der Rechnung haben. Denn der aktuelle zweite Platz kommt nicht von ungefähr. So rangiert der OWL-Zweitligist in zahlreichen Statistiken unter den Top-Sechs der Liga. Beispielsweise bei der Anzahl der Torschüsse und Flanken, der Passquote, dem Ballbesitz-Anteil und den gewonnenen Zweikämpfen. Hannover profitiert von einem Ex-Nationaltorwart Bei der Laufdistanz, den Sprints und den intensiven Läufen zählt der SCP sogar jeweils zu den drei besten Teams. Die Effizienz lässt allerdings zu wünschen übrig. Trotz der relativ vielen Torschüsse hat Paderborn erst 18 Treffer erzielt, denn bei der Chancenverwertung liegt der SCP nur auf Rang 13. Die besten Quoten weisen in diesem Bereich derweil Schalke und der HSV auf. Das ist ein Indiz für die individuelle Qualität, über die selbst eine überhaupt nicht funktionierende Mannschaft wie Schalke verfügt. Im Zweifelsfall schießt Geld eben doch Tore. Was individuelle Qualität auf der Torhüterposition ausmachen kann, zeigt unterdessen das Beispiel Hannover 96. Auch dank Ex-Nationalspieler Ron-Robert Zieler kassierten die Niedersachsen bislang erst sieben Gegentore, obwohl sie 64 gegnerische Großchancen zuließen. Zum Vergleich: Paderborn gönnte den Gegnern nur 54 Chancen, fing sich aber schon 13 Treffer ein. Damit hat der SCP aber noch immer die drittbeste Defensive. Götze sorgt für ein Abwehr-Upgrade Im Abwehrverhalten hat das Kwasniok-Team wohl im Vergleich zur Vorsaison auch die größten Fortschritte gemacht. Schon die Stürmer laufen unermüdlich den Gegner an. Und mit Felix Götze hat der SCP einen umsichtigen Abwehrchef hinzugewonnen, der zum einen als Dreh- und Angelpunkt im Aufbauspiel fungiert. Zum anderen riskiert der Neuzugang aus Essen immer wieder Kopf und Kragen, um gegnerische Einschussmöglichkeiten zu vereiteln. Und so mischt SCP derzeit vorne mit, obwohl im Verhältnis von Aufwand und Ertrag noch viel Luft nach oben ist - defensiv wie offensiv. Letzteres liegt sicherlich daran, dass Paderborn nicht über die größte individuelle Qualität verfügt. Doch die Mannschaft funktioniert derzeit hervorragend. Und wenn das so bleibt, könnte der zweite Tabellenplatz durchaus mehr sein als eine Momentaufnahme.

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