Nach denkwürdiger Pleite in Hannover: SC Paderborn braucht keine Sündenböcke

Paderborn. Auf der einen Seite Entsetzen, auf der anderen Seite Freude. Die Gefühle kochten am Sonntagnachmittag in der Heinz-von-Heiden-Arena innerhalb beider Fanlager schon früh hoch. Bei der 2:3-Niederlage des SC Paderborn bei Hannover 96 leisteten sich die Gäste defensive Aussetzer, die es in dieser Art selten zu sehen gibt. So verspielte sich das Team von Trainer Lukas Kwasniok schon bis zur 18. Minute die meisten Chancen auf Zählbares gegen den Tabellennachbarn. Sebastian Klaas wusste das Ganze zu relativieren. &bdquo;So schlimm fand ich es gar nicht“, sagte der SCP-Mittelfeldmotor nach dem Spiel. In einer Partie mit skurrilem Verlauf gehörte Klaas zu den Lichtblicken auf dem Rasen. Immer wieder versuchte der Paderborn-Regisseur sein Team nach vorn zu treiben, auch dann, als es nach dem 0:3 durch Nicolo Tresoldi gar nicht gut aussah für sein Team. Auch Kwasniok, der im Anschluss an die erste Niederlage gegen Hannover in der Paderborner Vereinsgeschichte im Hinblick auf die heftigen Böcke seiner Defensivspieler Visar Musliu und Marcel Hoffmeier die Ruhe bewahrte, hob die Leistung von Klaas und auch von Raphael Obermair heraus. &bdquo;Was die beiden hier heute trotz Niederlage abgespult haben – zwei starke Spieler und zwei starke Leistungen“, so der SCP-Coach. Nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen Kwasniok ordnete die ungewöhnlichen Szenen, die sich einige Zeit zuvor auf dem Rasen abgespielt hatten, nüchtern ein: &bdquo;So ist der Fußball. Du triffst Entscheidungen, nicht immer sind es die richtigen.“ Musliu und Hoffmeier seien ja selbst am meisten enttäuscht gewesen. Und so war es auch. &bdquo;Alles fängt mit meinem Fehler an“, sagte Visar Musliu, SCP-Kapitän an diesem Tag, selbstkritisch nach der Partie. Dass die Moral im SCP-Team stimmt, hatte man an der Reaktion gesehen, die nach dem 0:3 bei 96 erfolgte. Bis zur Pause waren die Paderborner durch starke 25 Minuten wieder im Rennen um Punkte. Doch auch die Reaktionen nach dem Spiel sprechen eine deutliche Sprache. Sebastian Klaas äußerte sich nach dem denkwürdigen Spiel in der niedersächsischen Landeshauptstadt ebenfalls keineswegs kritisch gegenüber seinen Mitspielern: &bdquo;Manchmal kommt eben alles auf einmal. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in dieser Saison schon solche Tore kassiert haben.“ Er selbst hätte am Anfang das 1:0 machen müssen, dann wäre das Spiel ganz anders verlaufen, so Klaas weiter. Der SCP kam am Sonntag mit viel Energie auf den Platz und hatte nach drei Minuten eine Doppelchance durch Ilyas Ansah und Klaas. &bdquo;Aber ich hatte auch nach dem 0:3 das Gefühl, dass das Spiel noch nicht vorbei ist“, sagte der Mittelfeldmann. Individuelle Böcke &bdquo;können jedem mal passieren“ Und sein Gefühl sollte ihn nicht trügen. Bis zum Pausenpfiff war der SCP durch ein sehenswertes Powerplay beim Spielstand von 2:3 wieder im Rennen. &bdquo;Und in der zweiten Halbzeit machen wir eigentlich ein ordentliches Spiel, kriegen den Ball aber nicht über die Linie“, blickte Klaas zurück. Individuelle Böcke könnten jedem mal passieren. &bdquo;Wir haben uns danach zusammengefunden und uns gesagt, hier geht noch was.“ Die grauenvollen Rückpässe von Musliu und Hoffmeier haben eindeutig dazu geführt, dass man in Hannover beinahe in ein Debakel abgestürzt wäre. Doch der Umgang mit der Situation – auf dem Feld und abseits des Rasens – zeigt, dass man beim SCP keine Sündenböcke braucht und man sich gegenseitig den Rücken deckt, wenn es darauf ankommt. Trotz aller Empathie: Solche Fehler dürfen erfahrenen Fußballprofis in aller Regel nicht unterlaufen. Dem sind sich ganz sicher auch alle Paderborner bewusst. &bdquo;Das darf nicht passieren und es wird auch nie wieder passieren“, sagte Klaas mit voller Überzeugung, bevor er sich in die Spielerkabine verabschiedete.

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