Heiße Diskussionen um Videobeweise im Duell zwischen Nürnberg und Paderborn

Nürnberg. Seit März hatte dem SC Paderborn das nötige Matchglück gefehlt. Trotz ansehnlicher Leistungen sprang für den OWL-Zweitligisten kein Sieg heraus. Das sollte sich am Freitagabend ändern. Da nämlich hatte das Team von Trainer Lukas Kwasniok beim 2:0 (1:0)-Erfolg in Nürnberg das besagte Matchglück. Der SCP profitierte zugleich vom Video-Assistant-Referee, der gleich mehrfach eingriff. So wurden zwei Treffer der Hausherren aberkannt. Und am Ende kamen aufgrund der Unterbrechungen in den beiden Halbzeiten insgesamt 15 (!) Minuten Nachspielzeit zusammen. &bdquo;Wenn es keinen VAR geben würde, hätten wir das Spiel möglicherweise verloren oder unentschieden gespielt“, gab Adriano Grimaldi zu. Paderborns routinierter Stürmer hatte die Gäste in der zehnten Minute mit 1:0 in Führung gebracht und in der ersten halben Stunde maßgeblich dazu beigetragen, dass der SCP vor den 27.939 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion die deutlich bessere Mannschaft gewesen war. So hätten die Kwasniok-Schützlinge in der ein oder anderen Szene das 2:0 nachlegen können. Stattdessen erzielte Nürnbergs Kanji Okunuki in Minute 31 das vermeintliche 1:1. Doch der Video-Schiedsrichter meldete sich ein erstes Mal zu Wort und teilte Referee Florian Exner mit, dass Okunuki knapp im Abseits gestanden hatte. Und so blieb es beim 1:0. Kwasniok ist kein Freund des VAR Sechs Minuten nach der Pause bekam der VAR dann besonders viel Arbeit. Bei einem Zweikampf zwischen SCP-Verteidiger Marcel Hoffmeier und FCN-Joker Joseph Hungbo hatte der Schiedsrichter zunächst auf Abstoß für Paderborn entschieden. Erneut meldete sich der &bdquo;Kölner Keller“. Exner schritt zum TV-Monitor, schaute sich das Duell noch einmal an, entschied auf Foul und prüfte, ob Hoffmeier seinen Gegenspieler im Strafraum zu Fall gebracht hatte. Ergebnis: Er hatte. Und so gab es einen Foulelfmeter für Nürnberg, den Torjäger Can Uzun im Nachschuss verwandelte. Die Hausherren jubelten, die FCN-Fans feierten. Und beide Teams standen schon zum Anstoß bereit, als Exner an sein Headset griff und eine Info aus Köln erhielt. So hatte der VAR erkannt, dass Uzun sich beim Elfmeter selbst angeschossen hatte. Tatsächlich hatte der Ball das Standbein hauchzart berührt. Und so wurde der Treffer regelkonform aberkannt. &bdquo;Ich wusste gar nicht, was los war“, erklärte SCP-Akteur Aaron Zehnter nach Spielschluss und fügte an: &bdquo;Wenn es andersherum gewesen wäre, würden wir wohl klagen, warum es den VAR gibt.“ Sein Trainer klagte auch so. &bdquo;Uzuns Doppelberührung siehst du auch auf den TV-Bildern nur minimal. Du kannst letztlich alles vom Hundertstel ins Tausendstel aufdröseln. Ich bleibe dabei: Ich bin kein Freund des VAR“, betonte Lukas Kwasniok, dessen Team in der 60. Minute in Person von Visar Musliu den 2:0-Endstand erzielte. Das Pendel kann bald wieder anders ausschlagen 220 Kilometer weiter westlich hatte der Bielefelder Leandro Putaro am Freitagabend beim 2:1-Sieg der Arminia in Sandhausen einen Elfmeter zum 1:1 verwandelt, bei dem er sich selbst ans Standbein geschossen hatte. Und dies deutlich klarer als Uzun. Doch der Treffer zählte, denn in der 3. Liga gibt es keinen VAR. Die Diskussionen um Sinn und Unsinn des Videobeweises werden somit wohl nie enden. Und die Partie zwischen Nürnberg und Paderborn lieferte sowohl den Befürwortern als auch den Kritikern Argumente. Auf der einen Seite sorgte der VAR an diesem Abend für regelkonforme Entscheidungen. Auf der anderen Seite standen einmal mehr quälend lange Unterbrechungen sowie die Tatsache, dass dem Fußball ein Stück seines ursprünglichen Charakters genommen wird. Bei jedem Torjubel muss schließlich befürchtet werden, dass man sich zu früh gefreut hat. &bdquo;Vor dem Videobeweis hat man über Fehlentscheidungen diskutiert. Jetzt diskutiert man, warum sich der VAR so oft einschaltet“, sagte Zehnter. Und seinem Teamkollege Grimaldi ist nur allzu gut bewusst, dass das Pendel auch schnell wieder zur anderen Seite ausschlagen kann. &bdquo;Beim nächsten Mal sind wir vielleicht wieder die Dummen“, orakelte der SCP-Torschütze. Denn auch Paderborn hat in dieser Saison in Sachen Videobeweis schon mehrfach Pech gehabt.

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