
Dardai verabschiedet sich vorzeitig
Eigentlich lief es bei Hertha BSC Berlin in den vergangenen Wochen gar nicht mal so schlecht. So holte der Erstliga-Absteiger, der an diesem Freitag, 5. April, um 18.30 Uhr beim SC Paderborn gastiert, aus den vergangenen sieben Spielen drei Siege und drei Remis. Um das Nervenkostüm des Cheftrainers scheint es dennoch nicht zum Besten bestellt zu sein. So sollte Hertha-Coach Pal Dardai am Mittwoch die Pressekonferenz zum SCP-Spiel vorzeitig verlassen.
Grund war offenbar sein Ärger über die Berichterstattung von „Kicker"-Redakteur Steffen Rohr. Dieser hatte Mitte März in einem Artikel die Frage aufgeworfen, ob sich die Hertha im Sommer von Dardai trennt. Eine durchaus berechtigte Frage, zumal der Vertrag mit dem Trainer am Saisonende ausläuft. Doch der Bericht kam bei Dardai offenbar nicht allzu gut an.
Als Rohr am Mittwoch eine erste Frage zum Spiel stellte, antwortete Dardai in Richtung Rohr: „Du hast geschrieben, Hertha BSC hat kein Konzept. Solange du das so siehst, rede ich nicht mir dir. Bitte die nächste Frage. Dankeschön." Es folgten zwei Fragen anderer Journalisten, die der Ungar beantwortete. Als Rohr sich dann erneut meldete, verließ der dünnhäutige Dardai zur allgemeinen Überraschung die Pressekonferenz.
Zum Glück saß auch noch Hertha-Offensivakteur Fabian Reese auf dem Podium. Dieser war zwar zunächst ebenfalls ziemlich verdutzt, stand dann aber noch neun Minuten lang in äußerst souveräner Manier Rede und Antwort.
Bedingt abwehrbereit
Vor seinem denkwürdigen Abgang hatte Dardai noch bereitwillig über die Defensivschwächen seines Teams gesprochen, das bereits 46 Gegentreffer kassiert hat. Zuletzt gab’s ein 3:3 im Heimspiel gegen Nürnberg. „Unser Grundproblem ist, dass die zentralen Mittelfeldspieler nicht die nötige Schnelligkeit und Dynamik haben. Wir versuchen das zu kompensieren, aber wir müssen eine bessere Balance zwischen Offensive und Defensive finden", erklärte der Hertha-Coach. Zudem müsse sein Team die Anzahl der individuellen Fehler minimieren.
Den SC Paderborn bezeichnete der Ungar als „stabile und gut organisierte Mannschaft". „Paderborn spielt guten Fußball. Wir dürfen den Gegner nicht ins Laufen kommen lassen", ergänzte Fabian Reese, der am Freitag definitiv in der Hertha-Startelf stehen wird. Seine Teamkollegen Tjark Ernst, Peter Pekarik, Smail Prevljak und Gustav Christensen fallen dagegen verletzt aus. Zudem fehlt der gelbgesperrte Marten Winkler, der in den vergangenen beiden Spielen drei Tore erzielt hatte.
Ein Duo liefert zuverlässig
Schon in Diensten von Holstein Kiel hatte Fabian Reese den SC Paderborn wiederholt vor Probleme gestellt. Beim Hinspiel in Berlin sorgte der Hertha-Flügelflitzer zusammen mit seinem Sturmkollegen Haris Tabakovic fast im Alleingang dafür, dass der SCP eine 1:3-Niederlage kassierte. So hieß es im vergangenen Oktober gleich zwei Mal: Reese, Tabakovic, Tor.
Das Hertha-Duo verbuchte damals somit vier von inzwischen 44 Scorerpunkten. Reese kommt auf 6 Tore und 16 Assists. Torjäger Tabakovic steht bei 17 Treffern und 5 Assists. „Wir reden sehr viel miteinander und versuchen stets, den anderen bestmöglich einzusetzen. Und jeder gönnt dem anderen den nächsten Torerfolg", erklärt Reese. Schon frühzeitig hatten sich die beiden Berliner Offensiv-Asse dabei ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. „Wir wollen in dieser Saison gemeinsam 50 Scorerpunkte erreichen", so Reese.
Die SCP-Fans haben die Wahl
Der SC Paderborn bittet seine Fans wieder zu einer Online-Abstimmung. Ab sofort kann auf „www.scp07.de" der Spieler des Monats März gewählt werden. Nominiert sind diesmal Stürmer Adriano Grimaldi, Mittelfeldspieler David Kinsombi und Außenbahnspezialist Aaron Zehnter. Abgestimmt werden kann bis Freitag, 5. April, 12 Uhr. Anschließend will der SCP den Gewinner bekanntgeben. Im Februar hatte Filip Bilbija den Titel Spieler des Monats eingeheimst.
Adriano Grimaldi war im März mit zwei erzielten Toren der treffsicherste Spieler des SCP. Der 32-Jährige netzte zuletzt gegen Eintracht Braunschweig (1:2) und den FC St. Pauli (1:2). Allerdings sah Grimaldi auf St. Pauli auch die Gelb-Rote Karte. David Kinsombi stand im März in allen vier Meisterschaftsspielen in der Startelf und führte den SCP dabei dreimal als Kapitän auf den Platz. Beim 3:3 auf Schalke verwandelte er zudem einen Elfmeter.
Aaron Zehnter verbuchte im März zum ersten Mal in seiner noch jungen Karriere drei Profi-Startelf-Einsätze in Serie. Mit dem äußerst sehenswerten 1:2-Anschlusstreffer auf Schalke markierte der 19-jährige Winterneuzugang aus Augsburg darüber hinaus sein erstes Tor im Profifußball.
Preußen in Paderborn?
Drittliga-Aufsteiger SC Preußen Münster ist derzeit drauf und dran, den Durchmarsch in die 2. Bundesliga zu schaffen. Allerdings hätte der Traditionsklub in diesem Fall ein Problem, denn das altehrwürdige Preußenstadion ist nicht zweitligatauglich. So fasst die Spielstätte beispielsweise nur 12.794 statt der geforderten 15.000 Zuschauer. Es fehlt an Sitzplätzen. Das Flutlicht ist zu schwach. Und auch ansonsten müsste in Sachen Infrastruktur fleißig nachgebessert werden.
Vermutlich würde Münster aber wie derzeit die SV Elversberg eine Ausnahmegenehmigung erhalten, zumal der Ausbau des Preußenstadions schon beschlossene Sache ist. Bis 2027 soll die Arena für rund 60 Millionen Euro saniert und erweitert werden. Allerdings müssten die Preußen eine Ausweich-Spielstätte benennen. Und derzeit deutet vieles darauf hin, dass dies die Paderborner Home-Deluxe-Arena sein würde.
Laut „Bild" hat es schon Gespräche zwischen den beiden Vereinen gegeben. Zudem berichtet die Boulevard-Zeitung, dass sich Preußen Münster zuvor eine Absage fürs Bochumer Ruhrstadion eingehandelt hatte. Die Spielstätten der Erzrivalen Arminia Bielefeld und VfL Osnabrück sind derweil keine Option. Das Dortmunder Westfalenstadion und die Arena auf Schalke wären zu groß und zu teuer.
Dass die Preußen im Fall des Aufstieges in Paderborn spielen, ist aber unwahrscheinlich. Schließlich ist die Home-Deluxe-Arena ohnehin schon gut ausgelastet, da auch die U21 des SC Paderborn seit dieser Saison ihre Regionalliga-Heimspiele im 2008 eröffneten Stadion austrägt.