Weniger Ballbesitz, mehr Effizienz: Der SC Paderborn ist auf dem Vormarsch

Paderborn. Anfang September herrschte im Umfeld des SC Paderborn eine ziemlich bescheidene Stimmung. Der mit ehrgeizigen Zielen in die Saison gestartete OWL-Zweitligist lag mit nur vier Zählern auf Rang 16 und hatte sich mit zwei 1:2-Niederlagen in Folge in die Länderspielpause verabschiedet. Vier Wochen später sieht die SCP-Welt schon wieder ganz anders aus. Mit einem hochverdienten 3:1 (1:0)-Heimsieg gegen den FC Schalke 04 holten die Schützlinge von Trainer Lukas Kwasniok am Freitagabend die Saisonpunkte neun bis elf, um damit den Sprung ins Mittelfeld zu schaffen. "Wir tun gut daran, demütig zu bleiben, weiter hart zu arbeiten und die Dinge richtig einzuordnen. Schalke 04 hat mehr Mitglieder als Paderborn Einwohner. Dass wir diese Mannschaft schlagen konnten, ist keine Selbstverständlichkeit", erklärte Kwasniok nach dem ersten SCP-Pflichtspielsieg gegen die Königsblauen. Die Partie in der ausverkauften Home-Deluxe-Arena zeigte, warum die Paderborner nun deutlich effizienter und damit auch erfolgreicher sind als zu Saisonbeginn. Zum einen wäre da die physische Komponente. "Die Länderspielpause kam zum absolut richtigen Zeitpunkt. Wir haben da gut und hart gearbeitet. Jetzt sind wir definitiv einen Schritt weiter", betont SCP-Coach Kwasniok. Die Widerstandsfähigkeit nimmt zu Diese Einschätzung lässt sich durch Zahlen belegen. In den vergangenen drei Spielen gegen Wiesbaden, Magdeburg und Schalke kam Paderborn auf eine Laufdistanz von durchschnittlich 122 Kilometern pro Partie. Damit übertrumpften die SCP-Kicker ihre Gegner um insgesamt 11,3 Kilometer. Zum Vergleich: In den ersten fünf Saisonspielen lag der Paderborner Kilometerschnitt bei nur 111. Diese Steigerung ist aber nicht nur auf eine verbesserte Fitness, sondern auch auf eine Anpassung der Spielweise zurückzuführen. So definiert sich der SCP nicht mehr nur über Ballbesitzfußball. Paderborn verbuchte in den drei Partien nach der Länderspielpause lediglich 43 Prozent Ballbesitz, holte dabei aber sieben Punkte. In den vier Spielen zuvor waren es satte 61 Prozent Ballbesitz, doch nur vier Zähler wanderten aufs SCP-Konto. Die Kwasniok-Mannen halten es nun auch aus, wenn der Gegner das Spiel macht. Gerade in solchen Phasen hat die Widerstandsfähigkeit des Teams zugenommen. Zugleich steigerten sich Durchschlagskraft und Zielstrebigkeit. Der SCP kommt nun schneller ins letzte Drittel und überbrückt auch mal mit langen Bällen auf Zielspieler wie Adriano Grimaldi oder Felix Platte das Mittelfeld. Gepaart mit den Spielkünsten eines Florent Muslija oder Sebastian Klaas ergibt das eine exzellente Mischung. Und dann wäre da noch die Tatsache, dass diverse Spieler Verletzungen und Formkrisen überwunden haben. So sind die "Sturmbüffel" Grimaldi und Platte endlich fit. Und Akteure wie Marcel Hoffmeier und Raphael Obermair, die zu Saisonbeginn arg geschwächelt hatten, spielten zuletzt wieder stark auf. "Jeder ist in Topform, jeder kann rennen, jeder kann sprinten, jeder kann die Meter machen. Und die Automatismen funktionieren immer besser", urteilt Florent Muslija, der gegen Schalke einen Doppelpack schnürte. Bald gibt's weitere personelle Optionen Sein erster Treffer resultierte aus einem Elfmeter, den Muslija trotz eines quälend langen VAR-Checks traumhaft sicher verwandelte. "Da siehst du die Überzeugung von Flo. Und diese Überzeugung hatte die ganze Mannschaft. Wir hatten alle das Gefühl, heute geht hier nichts raus. Wir hatten in der Verteidigung immer einen Fuß dazwischen", so Lukas Kwasniok. Der Findungsprozess ist wohl noch immer nicht abgeschlossen. Doch gerade der Monat September lieferte wichtige Erkenntnisse, wie es funktionieren kann. Dies schließt nicht aus, dass es auch künftig einige personelle und taktische Änderungen geben wird. So stehen potenzielle Leistungsträger wie Filip Bilbija, Robert Leipertz und Maximilian Rohr vor ihrem Comeback. "Diese Jungs werden uns noch variabler machen", freut sich Paderborns Trainer. Kwasniok konnte zudem gegen Schalke trotz des Ausfalls von insgesamt vier Stammkräften auf eine exquisit besetzte Ersatzbank zurückgreifen. Auf der saßen beispielsweise die drei Königstransfers Max Kruse, David Kinsombi und Visar Musliu. Paderborns Perspektiven dürften daher nicht allzu schlecht sein. "Wir sind auf einem sehr guten Weg", sagte Kapitän Jannik Huth nach dem Erfolg gegen Schalke. Ob es für den SCP ein Goldener Oktober wird, bleibt abzuwarten. Mit dem Gastspiel bei Eintracht Braunschweig (Sonntag, 8. Oktober, 13.30 Uhr) wartet nun erst einmal ein hartes Stück Arbeit. Die Räume, die kriselnde Schalker dem SCP gewährten, werden die Paderborner dort wohl nicht bekommen.

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