Fans des SC Paderborn bereiten Trainer Kwasniok einen freundlichen Empfang

Paderborn. Lukas Kwasniok ließ die 500 Fans des SC Paderborn zunächst in der Sonne schmoren. So begann die erste Trainingseinheit der Saisonvorbereitung am Sonntagnachmittag mit 30 Minuten Verspätung, weil der Cheftrainer seine Schützlinge erst zur Besprechung gebeten hatte. Dann betrat Kwasniok als Erster den grünen Rasen des Paderborner Trainingszentrums. Und die Fans spendeten reichlich Applaus. Es war der erste öffentliche Auftritt seit seinem folgenschweren Kurztrip nach Mallorca, als Kwasniok Ende Mai vorübergehend in Gewahrsam genommen worden war, weil ihn eine 25-Jährige der sexuellen Belästigung bezichtigt hatte. "Es waren emotionale Wochen. Aber jetzt habe ich Lust, Energie und eine extreme Vorfreude auf die neue Saison", sagte der SCP-Coach am Sonntag in einer Medienrunde nach dem Training. Bereits am Samstag war im vereinseigenen SCP07-TV ein Interview mit Kwasniok veröffentlicht worden. Darin erklärte er 41-Jährige: "Grundsätzlich habe ich nichts Unrechtes oder Rechtswidriges getan. Die sofortige Freilassung nach der Anhörung ohne Auflagen spricht eigentlich eine sehr deutliche Sprache." Der Präsident spricht Klartext Einen Tag später ergänzte Paderborns Trainer: "Es gibt einen großen Unterschied zwischen der deutschen und spanischen Justiz. In Spanien wirst du nach einer Behauptung sofort in Gewahrsam genommen. Aber ich wurde sofort auf freien Fuß gesetzt und stehe hier als freier Mann." Von der Vereinsführung erhielt der SCP-Coach am Wochenende einmal mehr Rückendeckung. "In einem Gespräch mit Lukas Kwasniok haben wir ihm unsere Unterstützung versichert. Wir haben gemeinsam noch viel vor und streben für die neue Spielzeit das bestmögliche sportliche Ergebnis an", betont Klubchef Thomas Sagel in einer Stellungnahme, die der SCP am Samstag veröffentlichte. Allerdings gibt es für Kwasniok keinen Freifahrtschein. Der 41-Jährige bleibt letztlich ein Trainer auf Bewährung. Denn in der besagten Stellungnahme stellt Präsident Sagel mit Blick auf die Vorwürfe, die gegen Kwasniok im Raum stehen, auch klar: "Wir als Verein nehmen Anschuldigungen dieser Art ernst und fahren dabei ganz klar eine Nulltoleranzlinie. Insofern haben wir das laufende Verfahren im Blick und werden gegebenenfalls auch angemessen reagieren." Kwasniok verteidigt Kurztrip Eben jenes Verfahren wird den SCP wohl noch lange beschäftigen. Dies weiß auch Lukas Kwasniok. "Laut meiner Anwältin kann so ein Verfahren bis zu 18 Monate dauern. Die Wahrscheinlichkeit, dass es vorab eingestellt wird, ist in Spanien äußerst gering. Aber ich habe die Hoffnung, dass es aufgrund der Beweis- und Indizienlage schneller gehen könnte", so Paderborns Chefcoach, der schon einen Spieltag vor dem Saisonende mit seinem Trainerteam auf Mallorca gewesen war. "So einen Kurztrip hatten wir schon im Vorjahr gemacht. Das Problem nach dem letzten Spieltag ist, dass du dich dann in alle Herren Länder verabschiedest. Und wir hatten diesmal wieder die Konstellation, dass es für uns um nicht mehr viel ging. Und die Jungs hatten drei Tage frei", verteidigte Kwasniok die Reise, gab jedoch zu: "Wir hätten uns sicherlich einen clevereren Ort aussuchen sollen." Und so geht der Coach mit einer gewissen Hypothek in die neue Saison, in der Paderborn Leistungsträger wie Ron Schallenberg und Julian Justvan ersetzen muss. Beim Trainingsauftakt waren schon einmal sechs externe Neuzugänge mit dabei. Und weitere dürften in Kürze folgen, denn bis zur Abfahrt ins Trainingslager (6. bis 14. Juli in Bad Häring/Österreich) soll der Großteil des Kaders stehen. Dörfler nicht mehr im Profikader "Wir haben noch nicht jede Position so besetzt wie wir es uns wünschen", erklärte Kwasniok und fügte an: "Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Wir haben noch einiges in der Pipeline." Das gelte vor allem für die Offensive. So sind die Rückennummern 9 und 10, die bislang Marvin Pieringer und Julian Justvan getragen hatten, beim SCP noch nicht vergeben. Dafür war am Sonntag ein interner Neuzugang mit der Nummer 29 mit von der Partie. So unterschrieb der 18 Jahre junge Stürmer Ilyas Ansah, der in der vergangenen Saison für die U19 und U21 gekickt hatte, am Wochenende seinen ersten Profivertrag. Johannes Dörfler, den der SCP zuletzt an Waldhof Mannheim verliehen hatte, hat an der Pader dagegen zumindest im Zweitligateam keine Zukunft mehr. Der 26-jährige Rechtsverteidiger gehört nicht mehr zum Profikader und trainiert nun in der Regionalliga-Reserve. Die Zeichen stehen auf Abschied. Justus Henke, Jesse Tugbenyo und Felix Platte mussten beim Trainingsstart verletzungsbedingt passen. Florent Muslija weilt nach seinen Länderspiel-Einsätzen noch im Urlaub. Dennoch schwitzten 26 Spieler in der prallen Sonne, darunter Robert Leipertz. Und das Schlitzohr in der SCP-Offensive sagte mit Blick auf das laufende Verfahren gegen seinen Cheftrainer: "Das war natürlich Thema im Mannschaftskreis. Aber wir tun jetzt gut daran, uns ganz auf den Fußball zu konzentrieren."

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