Paderborner Hoffnungsträger: Vom schnellen "Sissi" sind jetzt Tore gefragt

Paderborn. Im Hinspiel auf St. Pauli hatte Sirlord Conteh als Joker den Turbo angeworfen. In der 85. Minute traf der pfeilschnelle Stürmer des SC Paderborn zur vermeintlichen 2:1-Führung, doch der Treffer wurde vom VAR wegen einer knappen Abseitsstellung wieder einkassiert. In der Nachspielzeit zog Conteh erneut auf und davon, um gegen seinen Ex-Klub zum 2:1 einzunetzen. Diesmal zählte das Tor. Wenn der SCP an diesem Freitag, 3. März, um 18.30 Uhr den FC St. Pauli zum Rückspiel erwartet, dürfte der Angreifer mit dem Spitznamen "Sissi" nun in der Anfangsformation stehen. Seine Sturmkollegen Marvin Pieringer und Robert Leipertz (Fußfrakturen) fallen langfristig aus. Felix Platte (Mandelentzündung) ist noch nicht bereit für einen Startelf-Einsatz. Und so darf Conteh in den kommenden Wochen wohl jede Menge Spielpraxis sammeln, wenngleich er sich schon in der Vergangenheit nicht über ein mangelndes Vertrauen seines Cheftrainers beschweren konnte. So kam der Neuzugang aus Magdeburg bislang in allen 25 Pflichtspielen zum Einsatz, wobei er 13-mal von Beginn an ran durfte. "Ich bin sehr zufrieden. Viele Wünsche sind in Erfüllung gegangen. Für mich und das gesamte Team läuft es super", bilanziert Conteh, der auch in der Rückrunde bereits zugeschlagen hat. Stärke muss zur Waffe werden So traf der gebürtige Hamburger beim 4:3-Sieg in Hannover. Auch dort war er als Einwechselspieler erfolgreich. Insgesamt stehen für Conteh derzeit vier Pflichtspieltreffer für Paderborn zu Buche. "Es könnten mehr Tore sein", gibt der 26-Jährige zu. Denn noch macht der schnellste Spieler der 2. Bundesliga (Topspeed 36,6 km/h) zu wenig aus seinen besonderen Fähigkeiten. "Sissi muss sich dessen bewusst sein, dass er eigentlich nichts anderes machen muss, als in die Tiefe zu laufen. Aus dieser Stärke muss er eine absolute Waffe machen. Sein Laufweg bestimmt den Passweg - und nicht umgekehrt", betont SCP-Coach Lukas Kwasniok und fügt an: "Niemand spielt gerne gegen ihn. Das muss der Gegner spüren." Pauli-Verteidiger wie Jakov Medic dürften in der Tat keine große Wiedersehensfreude verspüren, wenn sie es am Freitag erneut mit Conteh zu tun bekommen. Im Hinspiel waren sie dem Tempo des Paderborners nicht gewachsen. "St. Pauli scheint mein Lieblingsgegner zu sein", sagt "Sissi" mit einem breiten Grinsen. So hatte er bereits im August 2021 im DFB-Pokalspiel gegen die Kiezkicker einen Doppelpack für den 1. FC Magdeburg geschnürt. St. Pauli kommt mit Rückenwind Allerdings gelang Conteh, der vier Jahre lang für die U23 des FC St. Pauli gekickt hatte, noch kein Sieg gegen den Ex-Verein. Das Pokalspiel ging trotz drückender Überlegenheit mit 2:3 verloren. Mit dem SCP reichte es in der Hinrunde nur zu einem 2:2, weil Pauli mit der letzten Aktion des Spiels noch zum Ausgleich traf. "Da haben wir bei einem Eckstoß leider ein bisschen geträumt", erinnert sich Conteh. Das Unternehmen Heimsieg dürfte am Freitag allerdings ein schwieriges Unterfangen werden. So hat St. Pauli seine fünf Rückrundenspiele unter dem neuen Trainer Fabian Hürzeler allesamt gewonnen. Die in der Winterpause getroffene Entscheidung, sich vom äußerst beliebten Chefcoach Timo Schultz zu trennen, zahlt sich offenbar aus. "Es lag aber sicher nicht an Timo, denn er hat überragende Arbeit geleistet. Es gibt halt Phasen im Fußball, in denen es nicht läuft. Und die Spieler haben sich offenbar selbst wachgerüttelt", sagt Sirlord Conteh, der allerdings keine großen Kontakte mehr nach St. Pauli hat. Besuch vom jüngsten Bruder Selbstbewusste Kiezkicker treffen zudem auf Paderborner, die zahlreiche Ausfälle verkraften müssen. "Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das kompensieren können. Wir haben die Qualität dafür. Jetzt bekommen halt andere ihre Chance", erklärt "Sissi" und nimmt sich selbst in die Pflicht: "Ich will die Verletzten glücklich machen." Conteh hat ebenfalls schon die Schattenseiten des Fußballer-Daseins kennen gelernt. In der vergangenen Saison hatte er beispielsweise eine schwere Knieverletzung erlitten. Auch sein jüngerer Bruder und Ex-Paulianer Christian (23), der als Leihgabe von Feyenoord Rotterdam nun für Dynamo Dresden spielt, musste bereits diverse längere Zwangspausen überstehen. "Gesund bleiben ist das A und O. Alles andere ist Bonus", sagt daher Sirlord Conteh, der sich am Freitag auf Familienbesuch freut. Unter anderem wird sein jüngster Bruder Kervin (18) in die Home-Deluxe-Arena kommen, um live dabei zu sein, wenn "Sissi" wieder den Turbo anwirft.

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