Paderborn. Kurz danach ist kurz davor: Der SC Paderborn und Trainer Lukas Kwasniok hatten nach dem Aus im DFB-Pokal-Achtelfinale kaum Zeit zum Grübeln. Nur zwei Trainingstage blieben den Paderbornern, um sich auf das nächste schwere Spiel am Freitag gegen Tabellennachbarn Düsseldorf vorzubereiten. Ein Sieg gegen den VfB Stuttgart wäre "nice to have" gewesen, aber auch nicht mehr, blickte Kwasniok in flüssigem Englisch in aller Kürze auf die bittere Pokal-Pleite unter der Woche zurück.
Normalerweise hat es der SCP-Trainer nicht so mit der englischen Sprache. Doch Winterneuzugang Bashir Humphreys, der vom Londoner Top-Klub FC Chelsea an die Pader kam und in seinem Debüt gegen Stuttgart umgehend über 90 Minuten einen starken Auftritt zeigte, scheint eine echte Bereicherung für seinen neuen Arbeitgeber zu sein - sportlich wie sprachlich.
"Bash" bringt viel Qualität mit - auch als Mensch
Mehrfach wurde nach dem ersten Spiel des 19-Jährigen Engländers in der Innenverteidigung des SCP über dessen "kommunikative und wache" Spielweise gesprochen. "Wir wussten genau, was da auf uns zukommt. Immerhin haben wir mit Benjamin Weber sehr gute Kontakte nach Chelsea. Bash bringt viel Qualität mit - auf dem Rasen und genauso als Mensch", findet Kwasniok bereits nach kürzester Zeit viele lobende Worte für seinen neuen Spieler.
"Bash", so der Spitzname von Humphreys, sei zudem überaus wissbegierig und wolle sich auch im Training ständig weiter verbessern. Dass er sich in seinem ersten Spiel über 90 Minuten so stark präsentierte, sei für einige wahrscheinlich eine Überraschung gewesen, für Kwasniok hingegen nicht: "Das war erst der Anfang, da wird noch viel von ihm kommen. Der Wille von jungen, englischen Spielern ist oft noch höher, als wir es in Deutschland kennen."
Als Belohnung darf Humphreys auch im anstehenden Spiel gegen Fortuna Düsseldorf wieder von Anfang an ran. Um Schwierigkeiten in der Kommunikation zu verhindern, tauchte im Pokalspiel wohl ganz bewusst SCP-Routinier Uwe Hünemeier in der Innenverteidigung neben dem Neuzugang auf. Von 2015 bis 2018 spielte Hünemeier beim englischen Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion und spricht daher perfektes Englisch. Zu einem erneuten Startelf-Einsatz des Paderborner Premier-League-Duos wird es aber gegen Düsseldorf wohl nicht kommen: "Für Uwe ist die Taktung Dienstags- und Freitagsspiel hintereinander nicht mehr so optimal", schmunzelt Kwasniok.
Abwehrbollwerk geht auch
In den vergangenen beiden Partien glänzte der SC Paderborn - ganz anders als noch in weiten Teilen der Hinrunde - eher mit leidenschaftlicher Verteidigung als mit spektakulären Offensivaktionen. In der Wintervorbereitung auf die Rückrunde hatte der SCP intensiv an seiner Defensive gearbeitet. "Es ist auch ein schönes Gefühl, wenn du den Gegner von deinem Tor fernhalten und Treffer verhindern kannst, indem du tiefer verteidigst. Das ist aber nicht unser erster Ansatz", will Kwasniok mit seinem Team weiter an der Balance zwischen Abwehr und Angriff arbeiten, um möglichst schnell auch wieder mehr Angst und Schrecken im gegnerischen Strafraum zu verbreiten.
Neben Robert Leipertz, der zuletzt den besten Eindruck unter den SCP-Stürmern hinterließ und Sirlord Conteh, der nach seiner Einwechslung gegen Stuttgart frisch und quirlig wirkte, könnte die Offensivgefahr der Paderborner in der Rückrunde auch von Felix Platte und/oder Marvin Pieringer ausgehen. Beide Stürmer kämpfen aber aktuell mit einer persönlichen Torflaute.
"Das Stürmerleben ist nicht immer fair. Manchmal machst du nichts und hast auf einmal sechs Tore nach vier spielen – und manchmal arbeitest und ackerst du ohne Ende, bist auch maßgeblich am Erfolg beteilig, aber es kommt nichts Zählbares dabei rum", stärkt Kwasniok seinen Spielern den Rücken. Am hilfreichsten gegen so eine Durststrecke sei ganz einfach, wenn mal wieder ein Schuss ins Tor rollt. "Dann fragen dich alles: Wow, was hast du mit deinen Spielern gemacht? Nichts, es geht nur ums Vertrauen", so der Paderborn-Trainer.
Zwei Mannschaften mit offenem Visier
Düsseldorfs Trainer Daniel Thioune kündigte am Donnerstagvormittag an, seine Mannschaft werde in Paderborn mit offenem Visier spielen. "Da sind wir schon zwei", erwiderte Kwasniok seinem Kollegen. "Wenn Daniel hier mit offenem Visier spielen will, freue ich mich. Dann haben unsere Zuschauer sicher ein cooles Spiel vor der Brust." Am schönsten sei so ein offener Schlagabtausch aber natürlich, wenn am Ende ein Tor mehr auf Paderborner Seite steht - und spätestens dann sollte die bittere Pille gegen Stuttgart wohl endgültig verdaut sein.