Paderborn. "Das wäre doch super, wenn ich Ihnen die Aufstellung schon jetzt sagen würde", scherzte SC Paderborns Trainer Lukas Kwasniok vor dem Rückrundenauftakt gegen den Karlsruher SC (Freitagabend, Anpfiff 18.30) mit den Medienvertretern. Zugegeben: Eine konkrete Aufstellung schon weit vor einem wichtigen Spiel zu nennen, das klingt taktisch gesehen eher unklug. Sein Vorgänger Steffen Baumgart zeigte kürzlich jedoch, dass sich so eine Aktion auch positiv auf einen Spielverlauf auswirken kann.
Der aktuelle Trainer des FC Köln offenbarte zwei Tage vor dem Spiel gegen Werder Bremen am vergangenen Wochenende bereits auf der Pressekonferenz zur Partie, mit exakt welcher ersten Elf er in die Partie geht. Teile der sportinteressierten Medienwelt dachten wohl zunächst, bei der Aktion handle es sich um einen vorgezogenen Karnevals-Scherz des Kölners.
Nachdem seine Mannschaft Bremen im späten Samstagsspiel schließlich mit 7:1 vom Feld fegte, könnte der Taktik-Kniff unter Bundesliga-Trainern ja unter Umständen doch noch zum Trend werden.
Jahreshauptversammlung mit ambitionierten Zielen
Währenddessen fand am Montagabend die Mitgliederversammlung des SC Paderborn statt. Präsident Thomas Sagel und Sportchef Benjamin Weber kommunizierten dort ihre Pläne für den SCP und schlugen dabei durchaus forsche Töne an. Man wolle nicht länger der "Selbstbedienungsladen für die Bundesligisten" sein, betonte Sagel, der auch die weitere Förderung der Nachwuchsarbeit und eine deutliche Steigerung der Mitgliederzahl als Arbeitsschwerpunkte für die kommenden Jahre deklarierte.
Weber bekräftigte seinerseits, er wolle den Verein bis zur Saison 2023/24 in Sachen Marktwert auf Platz sechs der 2. Fußball-Bundesliga hieven. SCP-Trainer Lukas Kwasniok sieht das Ganze "in erster Linie extrem positiv". Er habe das Gefühl, dass sich beim SC Paderborn im guten Sinne einiges tut - sportlich wie strukturell. "Das war auch einer der Gründe, warum ich hier meinen Vertrag verlängert habe", so Kwasniok.
"Wir wollen hier wachsen und größer denken. Stagnation ist immer gefährlich, ich finde, das sind absolut legitime Zielsetzungen", bekräftigte der 41-jährige in der Pressekonferenz zum KSC-Spiel am Donnerstagmorgen. "Wenn das schon negativer Druck für uns wäre, müssten wir uns einen neuen Job suchen."
Zumal mit den erwähnten Aussagen ja nicht gemeint sei, man müsse sich jetzt mit Erstliga-Klubs messen. Vielmehr wolle man den Abstand zu den großen Vereinen der zweiten Liga verringern. "Aktuell ist es bis dahin noch ein Stück. Aber der SC Paderborn ist kerngesund, ich finde es wichtig, seine Ambitionen auch klar zu formulieren", stärkt Kwasniok die Aussagen von Sagel und Weber.
Zum Rückrundenauftakt in die alte Heimat
Während in Kwasnioks neuer Heimat also scheinbar viel Positives ins Rollen kommen soll, könnte beim SCP-Coach am Freitagabend eine gewisse Melancholie aufkommen, wenn sein Team im Karlsruher Wildpark aufläuft. Im Alter von sieben Jahren zog er mit seiner Familie aus Polen nach Karlsruhe. Beim KSC wurde Kwasniok zum Jugendnationalspieler und durfte sich auch damals schon einige Spieler als Profi-Trainer probieren.
"Es ist kein Geheimnis, dass ich den KSC cool finde. Der Verein hat mich nicht nur als Fußballer, sondern auch ganz stark als Mensch geprägt. Spiele in Karlsruhe werden für mich auch in 10 oder 20 Jahren noch besonders sein, das wird sich, solange ich Trainer bin, auch nie ändern", so Kwasniok, der jedoch noch schnell ergänzt, er wolle keinesfalls bis ins hohe Alter Trainer sein. "Sonst wären wohl zu wenige gute Trainer nachgekommen und ich hätte definitiv zu wenig Zeit mit meiner Familie verbracht", schmunzelt der Paderborn-Trainer.
Gut vorbereitet geht es in die Rückrunde
Zehn intensive Tage verbrachte der SC Paderborn von Anfang bis Mitte Januar im Wintertrainingslager im kleinen spanischen Ort Roldán in der Nähe von Alicante. Obgleich auch eine Niederlage (0:1 gegen St. Gallen) auf der Vorbereitungsbilanz zu finden ist, sagte Kwasniok im Anschluss: "Viel besser hätte es im Trainingslager nicht laufen können."
Auch das 1:1 im Testspiel gegen OWL-Rivale Arminia Bielefeld vergangenen Samstag wurde als Erfolg verbucht. "Da hat man noch einmal gesehen, wie gut wir aktuell drauf sind", unterstrich Kwasniok. Den Schwung aus der guten Vorbereitung will der SCP nun auch mit in die Rückrunde nehmen und schon gegen den Karlsruher SC ein Zeichen setzen - die Formkurve soll nach einer Phase mit einem Punkt aus fünf Spielen zum Ende des Kalenderjahres 2022 für Paderborn nun endlich wieder nach oben zeigen.
Einer geht, ein neuer könnte kommen
"Der Kader für das Spiel ist fix", betonte Lukas Kwasniok in der Pressekonferenz zum Rückrundenauftakt. Auch in der Torwartfrage herrscht Klarheit: Jannik Huth geht als klare Nummer eins zwischen den Pfosten in die Rückrunde, Pelle Boevink wird hinter ihm die Nummer zwei. Leo Zingerle hingegen steht für das Spiel gegen den KSC nicht im Kader. Ebenso wie aller Wahrscheinlichkeit auch Kelvin Ofori, der sich unter der Woche bei einem Verein im Ausland vorstellte.
Zeitgleich zeigt der SCP wohl starkes Interesse an einer Leihe von Defensivspieler Bashir Humphreys. Das 19-jährige Talent steht zur Zeit beim englischen Top-Klub FC Chelsea unter Vertrag, wo auch Paderborns Sportchef Benjamin Weber als Co-Trainer Analyse unter Thomas Tuchel tätig war. Weber kennt den jungen Innenverteidiger also wohl noch persönlich.
Viemal saß Humphreys bereits bei den Londoner Profis auf der Bank. An der Pader könnte er nun zu mehr Spielpraxis im Profibereich kommen und den nächsten Entwicklungsschritt gehen.