SCP-Trainer Kwasniok im Interview: "Wollen aus 3:4 ein 4:3 machen"

Herr Kwasniok, wie fällt Ihr Fazit des USA-Trainingslagers aus? Lukas Kwasniok: Wir haben uns wahnsinnig auf das Trainingslager gefreut und summa summarum wurden sämtliche Erwartungen übertroffen. Warum war dieses Trainingslager aus Ihrer Sicht besonders? Ein großer Pluspunkt war die Herzlichkeit der Menschen, der andere die Kultur. Ein Beispiel: Man stieg in den Aufzug und hatte am Ende der Fahrt gefühlt einen neuen Freund. Diese alltäglichen Dinge machten den Aufenthalt so außergewöhnlich. Was war Ihr persönlicher Höhepunkt der Reise? Es gab viele besondere Momente auf dieser Tour. Das Event rund um das Spiel gegen Minnesota United wird aber etwas Unvergessenes bleiben. Gibt es auch etwas, was Ihnen gar nicht gefallen hat? Das einlagige Toilettenpapier. Wie haben die Spieler die für ein Trainingslager ungewöhnlich hohen Belastung durch lange Reisen und Jetlag weggesteckt? Die Hitze war teilweise extrem, aber wir haben die Einheiten trotzdem durchgezogen. Die Jungs haben nicht ein einziges Mal gejammert, auch wenn mal etwas nicht optimal funktioniert hat. Das zeigt die Charakterstärke der Mannschaft. Als der Bus 50 Minuten im Stau stand, sind wir den Rest des Weges zum Platz zu Fuß gelaufen. Ich weiß nicht, ob jede Mannschaft damit so entspannt umgehen würde. Wie sehr fehlten Ihnen Florent Muslija und Marcel Mehlem in den USA? Darüber mache ich mir wenig Gedanken. Ich weiß, dass "Flo" eine gute Belastung bei der Nationalmannschaft (Kosovo, Anm. d. Red.) hatte und auch zu Einsätzen gekommen ist. Mit Marcel Mehlem war ich regelmäßig im Austausch. Er hat vor Ort in Paderborn mit der U19 trainiert und ein individuelles Programm absolviert. Sie haben bis jetzt zehn Neuzugänge und zwölf Abgänge zu verzeichnen. Vor einem Jahr haben Sie einen Kader übernommen, an dem Sie nur noch wenige Stellschrauben drehen konnten. Entspricht das Aufgebot jetzt zu 100 Prozent Ihren Vorstellungen? Wenn ein Trainer das erste Jahr überlebt, ist es so, dass der Kader sich im zweiten Jahr stärker in seine Richtung entwickelt. In erster Linie bin ich aber Trainer und die Hauptverantwortung für Neuverpflichtungen liegt beim Management. Wir tauschen uns natürlich aus, damit mir die passenden Spieler zur Verfügung gestellt werden. Was machen die Neuzugänge bisher für einen Eindruck auf Sie? Man hat im Laufe des Trainingslagers gemerkt, dass sich die neuen und die alten Spieler nach anfänglicher Grüppchenbildung nach und nach vermischen. Das sind normale Prozesse. Aber auch deshalb war diese Tour umso wertvoller, damit dieser Prozess schneller geht. Gibt es einen Mannschaftsteil, in dem Sie gerne noch personell nachjustieren würden? Der gesundheitliche Zustand von Felix Platte ist entscheidend, was unsere Planungen im Sturmzentrum angeht. Ist Felix kerngesund, sind wir top aufgestellt. Ansonsten müssen wir Lösungen finden. Der Sturm ist deshalb der Bereich, wo wir uns umschauen. Die Position ist aber am schwersten abzudecken. Sobald ein Stürmer trifft, ist er teuer. Trifft er nichts, taugt er für viele Beobachter nichts. Das ist das Dilemma, in dem alle Vereine stecken. Sie haben frühzeitig und klar kommuniziert, dass Ron Schallenberg Kapitän bleibt. Wie hat er sich als Typ entwickelt und wenn stellen Sie ihm als Spielerrat zur Seite? Letzteres habe ich noch nicht entschieden. Mir war wichtig, die Stellung von Ron zu untermauern. Er hat in sehr jungen Jahren sein erstes Jahr als Kapitän hinter sich und hat vor allem in Sachen Spielleistung eine außergewöhnlich gute Saison absolviert. Jetzt wird es darauf ankommen, in diese Führungsrolle noch mehr hineinzuwachsen. Neben seinen fußballerischen Qualitäten ist Ron im Moment aber ein richtig positiver Anführer. Sie haben vor einem Jahr gesagt, sie gehen voller Stolz, Dankbarkeit und Demut in ihre erste Saison als Zweitligatrainer. Wie ist es in der zweiten Saison? An meiner Überzeugung hat sich genau gar nichts geändert. Es ist nach wie vor das gleiche Gefühl. Wir neigen sehr schnell dazu, Dinge als selbstverständlich wahrzunehmen. Es ist immer noch etwas Außergewöhnliches. Wie sehen Sie die Liga in der kommenden Saison? Der HSV wird mit aller Macht versuchen, aufzusteigen. Die werden sehr clever einkaufen. Dann sind da noch Düsseldorf und Hannover, die investieren. Diese größeren Vereine werden versuchen, die vermeintliche Gunst der Stunde nach dem Aufstieg von Schalke 04 und Werder Bremen zu nutzen. Aber attraktiv ist die Liga nach wie vor. Vor allem die Duelle mit der Arminia reizen mich, weil ich dort eine persönliche Vergangenheit habe. Zum Nachlesen: Der exklusive Liveticker aus dem USA-Trainingslager des SCP In der abgelaufenen Saison gab es nur vier Heimsiege. Warum lohnt es sich für Fans dennoch, eine Dauerkarte zu kaufen? In der vergangenen Saison war das ein oder andere Ergebnis unglücklich. Man kann aber auch als Besitzer einer Dauerkarte glücklich nach Hause gehen, wenn wir 3:4 gegen Bremen verloren haben. Weil wir trotzdem für ein Spektakel gesorgt haben. Jetzt versuchen wir, in der nächsten Saison aus dem 3:4 ein 4:3 zu machen. Je mehr Leute sich die Dauerkarte holen, desto wahrscheinlicher ist es, dass das eine Tor dann für uns fällt. Ihr Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Gibt es bereits Bestrebungen, diesen zu verlängern? Ich fühle mich in Paderborn total wohl und habe noch ein Jahr Vertrag. Viele andere wären glücklich, in so einer Situation zu sein. Es ist nichts Außergewöhnliches, den Vertrag jetzt noch nicht verlängert zu haben. Wir sind zwar immer im Austausch, aber die Gespräche waren bisher nicht konkret. Der Fokus liegt auf der USA-Reise und auf der Vorbereitung. Wenn die Vorrunde gespielt ist, werden wir schauen. Irgendwann in der Winterpause machen konkrete Gespräche Sinn.

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