Der Zweck heiligt die Mittel: Paderborns Defensivtaktik geht in Hamburg auf

Hamburg/Paderborn. "Wir spielen in allen Mannschaften mutig und offensiv", heißt es im Leitbild des SC Paderborn. Am Samstag aber rückten die Zweitliga-Kicker des SCP bewusst von dieser Spielphilosophie ab, um den achten Auswärtssieg der Saison einzutüten. So setzte Cheftrainer Lukas Kwasniok im Gastspiel beim Hamburger SV auf eine ungewohnte Defensivtaktik. Und der Zweck heiligte die Mittel. So feierte der SCP einen verdienten 2:1 (1:0)-Erfolg, mit dem die Kwasniok-Schützlinge zugleich die 40-Punkte-Marke knackten. In einem ziemlich wilden Hinspiel hatten sich die Paderborner noch auf einen offenen Schlagabtausch eingelassen und am Ende eine unglückliche 1:2-Niederlage kassiert. "Diesmal war unser Ansatz ein anderer. Wir wollten dem HSV den Ball überlassen und dann in den entscheidenden Momenten da sein", erklärt der SCP-Coach, der am Samstag mit einer Abwehr-Fünferkette plus Doppelsechs spielen ließ. "Eigentlich entspricht das nicht unserem Naturell. Aber wir freuen uns, dass wir bewiesen haben, dass wir auch so bestehen können", sagt SCP-Stürmer Dennis Srbeny, der vor den 27.136 Zuschauern im Volksparkstadion als Doppeltorschütze zum Matchwinner avancierte. Seinen ersten Treffer hatte der 27-Jährige dabei schon nach 45 Sekunden erzielt. Der HSV verlor im Mittelfeld den Ball, der bei Srbeny landete. Paderborns Angreifer fackelte nicht lange, zog aus 40 Metern ab und überwand Keeper Daniel Heuer Fernandes, der viel zu weit vor seinem Tor gestanden hatte.SCP zeigt ungewohnte Qualitäten Es war kein Zufallstreffer. "Der Trainer hat uns vorher den Tipp gegeben, dass wir darauf achten sollen, wo Hamburgs Torwart steht. Ohnehin hatten wir in dieser Woche mehr Videositzungen als üblich", erklärt Srbeny. Der Matchplan ging aber vor allem auf, weil sich die SCP-Kicker an einen Satz hielten, der ebenfalls im Leitbild des Vereins verankert ist: "Wir ziehen alle an einem Strang." "Es war großartig mit anzusehen, wie bei uns einer den anderen unterstützt und für den Erfolg mitgearbeitet hat", schwärmt SCP-Sportchef Fabian Wohlgemuth, der die Partie aufgrund seiner Corona-Infektion vor dem heimischen Fernseher verfolgt hatte. "Es war eine absolute Teamleistung und Willensleistung. So diszipliniert haben wir in dieser Saison noch nie verteidigt", urteilt Dennis Srbeny, der in der 61. Minute den schönsten Angriff der Partie mit seinem 2:0-Treffer krönte. Vier Minuten zuvor hatte SCP-Keeper Jannik Huth einen Foulelfmeter von HSV-Torjäger Robert Glatzel pariert. Unterm Strich aber gerieten die Paderborner nur selten in Bedrängnis, denn die Hausherren hatten zwar einen Ballbesitzanteil von knapp 70 Prozent, entwickelten aber kaum Torgefahr. Der Anschlusstreffer durch HSV-Joker Giorgi Chakvetadze, der in der dritten Minute der Nachspielzeit von einem bösen Patzer des ansonsten bärenstarken Huth profitierte, kam zu spät. Nun wartet Kwasnioks "Heimatklub" Und so fuhren die Gäste mit ihrem "Kwasniok-Catenaccio" einen bemerkenswerten Sieg ein. Der Chefcoach war dennoch nicht gänzlich zufrieden. "In unseren Aktionen mit Ball waren wir relativ mutlos. Das war sicher kein Zuckerschlecken, was wir da angeboten haben", urteilt Kwasniok und fügt an: "Das ist schon ein Kritikpunkt, aber es resultiert sicher auch aus den vergangenen Wochen, in denen uns die Selbstverständlichkeit im Spiel mit dem Ball fehlte. Daran gilt es zu arbeiten." Die Vorbereitung aufs nächste Spiel wird Paderborns Trainer wohl mindestens genauso akribisch in Angriff nehmen. Schließlich geht es am kommenden Sonntag, 10. April, ab 13.30 Uhr in der heimischen Benteler-Arena gegen seinen "Heimatklub" Karlsruher SC. Dann dürfte der SCP wohl zu seiner offensiven Spielphilosophie zurückkehren. Ob er damit erfolgreich sein wird, ist eine andere Frage.

Meistgelesen

Paderborn Mann für Mann