Paderborn sendet mit dem 2:2 auf St. Pauli eine wichtige Botschaft

Hamburg/Paderborn. Die Vorzeichen standen nicht gut. In der Länderspielpause waren beim SC Paderborn gleich sechs Spieler positiv auf Corona getestet worden. Zu Wochenbeginn verabschiedete sich Toptorjäger Sven Michel zum Erstligisten Union Berlin. Und dann ging es auch noch zum heimstärksten Team der 2. Bundesliga, das zuhause bislang neun Pflichtspielsiege und ein Remis eingeheimst hatte. Doch der SCP trotzte am Samstagabend allen Widrigkeiten, ergatterte ein hochverdientes 2:2 beim FC St. Pauli und blieb damit zum 13. Mal in Folge auswärts ungeschlagen. "Ich bin brutal stolz. Das war gerade nach den Ereignissen der vergangenen Tage vielleicht die wichtigste und beste Saisonleistung", bilanzierte Paderborns Coach Lukas Kwasniok und fügte an: "Die Botschaft des Spiels lautet, dass wir in der Lage sind, auch ohne den wichtigen Stürmer Sven Michel eine gute Leistung abzurufen. Das wird uns Auftrieb geben, insbesondere was die innere Überzeugung betrifft." So mancher SCP-Fan dürfte beim Blick auf die Aufstellung allerdings große Zweifel gehabt haben, ob die imposante Auswärtsserie auch am Hamburger Millerntor hält. Als Stoßstürmer fungierte mit Jannis Heuer ein etatmäßiger Innenverteidiger. Grund: Fast alle Paderborner Offensivkräfte hatten in der Länderspielpause krankheitsbedingt so gut wie gar nicht trainieren können. Und so musste auch Felix Platte zunächst auf der Bank Platz nehmen. Mit Spielkontrolle zum Erfolg Doch Kwasniok war guter Dinge, dass sein Vorhaben gelingt. "Alle Dinge, die ich der Mannschaft mitgebe, tue ich aus vollster Überzeugung", sagte der SCP-Trainer. Kleinere Restzweifel resultierten allein aus der Tatsache, dass seine Schützlinge das neue Konzept auf dem Trainingsplatz aufgrund der besagten Ausfälle kaum einstudieren konnten. Und so setzte Kwasniok verstärkt auf Video-Schulungen und Taktikbesprechungen. Sein Matchplan sah hierbei vor, mit ballsicheren Akteuren möglichst viel Spielkontrolle und Ballbesitz zu erlangen. "Wir mussten unser Spiel anpassen und den ein oder anderen Mittelfeldspieler mehr aufs Parkett bringen", so Kwasniok. Sein Matchplan sollte aufgehen, wenngleich es anfangs nicht danach ausgesehen hatte. St. Pauli wirbelte den SCP vor den 6.012 Zuschauern am Millerntor nämlich zunächst kräftig durcheinander und ging schon nach fünf Minuten durch Maximilian Dittgen in Führung. "In den ersten 15 Minuten waren wir gefühlt noch auf der Autobahn", kommentierte Kwasniok den holprigen Start seiner Mannschaft, die dann aber von Minute zu Minute an Sicherheit gewann. Die Gäste ließen Ball und Gegner laufen, kamen durch das erste Saisontor von Dennis Srbeny zum 1:1 (37.) und ließen sich auch vom erneuten Rückstand durch Etienne Amenyido (44.) nicht aus dem Konzept bringen. Jetzt soll es endlich auch zuhause klappen Paderborn behielt vielmehr in Durchgang zwei das Heft des Handelns in der Hand und kam durch eine Co-Produktion zweier Edeljoker in der 84. Minute zum 2:2-Ausgleich. Felix Platte legte auf Marco Stiepermann, der mit seinem feinen linken Fuß aus 15 Metern einnetzte. "Wenn mir etwas gelingt, dann sind das Schüsse", scherzte Stiepermann. "Man hat gesehen, dass wir fußballerisch richtig gute Jungs auf dem Platz haben. Das macht Lust auf mehr", sagte SCP-Abwehrchef Uwe Hünemeier. Das Paderborner Kombinationsspiel hat gerade durch die Winterneuzugänge Florent Muslija und Philipp Klement deutlich an Qualität gewonnen. Das hatten schon die ersten beiden Spiele des neuen Jahres gegen Bremen und Nürnberg gezeigt. "Ich hoffe, dass wir nun auch zuhause auf dem neuen Rasen eine Serie starten, damit wir uns in der oberen Tabellenhälfte festsetzen können", sagte Lukas Kwasniok. Gegen Dynamo Dresden soll dabei am kommenden Samstag, 12. Februar, ab 13.30 Uhr endlich der dritte Heimsieg der Saison her. Der Gegner erlebte am Sonntag ein Debakel. Dresden kassierte eine 1:4-Heimpleite gegen Hansa Rostock und lag dabei schon nach 18 Minuten mit 0:4 hinten. Vieles spricht somit für Paderborn. Doch die 90 Minuten am Millerntor haben wieder einmal gezeigt, dass die Aussagekraft von Vorzeichen begrenzt ist.

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