Ein ehemaliger SCP-Coach auf schwieriger Mission in Ingolstadt

Paderborn. Seine Zeit beim SC Paderborn ist lange her. Von März 2006 bis Juni 2011 war André Schubert in verschiedenen Funktionen für den SCP im Einsatz gewesen. "Aber die Zeit ist noch sehr präsent. Und Paderborn ist weiterhin ein wichtiger Bestandteil meines Lebens", sagt der inzwischen 50 Jahre alte Fußball-Lehrer, der seit Ende September den FC Ingolstadt trainiert. Und mit dem aktuellen Zweitliga-Schlusslicht gastiert Schubert an diesem Samstag, 6. November, um 13.30 Uhr in der Paderborner Benteler-Arena. Es ist das Stadion, in dem der gebürtige Kasselaner seine ersten großen Erfolge als Profi-Coach feierte. In der Schlussphase der Drittliga-Saison 2008/09 hatte er Pavel Dotchev als Trainer beerbt und dem SCP den damals existenziell wichtigen Zweitliga-Aufstieg gesichert. Als Coach und Sportchef in Personalunion führte Schubert den Liga-Neuling in der 2. Bundesliga auf einen sehenswerten fünften Platz. Ein Jahr später brach er seine Zelte an der Pader ab. Die Trennung zum Saisonende war im April 2011 vorzeitig bekanntgegeben worden - übrigens vor einem Heimspiel gegen Ingolstadt. Im Sommer 2011 übernahm Schubert das Traineramt beim FC St. Pauli. "Es waren sehr schöne und aufregende Zeiten in Paderborn. Ich habe den Verein in allen Bereichen kennen gelernt. Und die Kontakte sind nie abgebrochen", erklärt der 50-Jährige, der regelmäßig in seiner alten Wahlheimat vorbeischaut. "Ich habe dort viele Freunde und Bekannte. Auch mein bester Freund und mein Patenkind kommen aus Paderborn", berichtet Schubert. Zurück im Hamsterrad In den vergangenen zwei Jahren hatte er hierbei deutlich mehr Zeit für Besuche. Da nämlich war Schubert ohne Job. Es gab zwar diverse Anfragen, doch ein Engagement kam aus unterschiedlichen Gründen nicht zustande. Schubert wurde es dennoch nicht langweilig. "Es gab keinen Tag, an dem ich mich selbst gefragt habe: Was macht du jetzt nur? Du bleibst in Gesprächen, bildest dich fort, schaust dir Spiele an und überarbeitest deine Spielphilosophie. Denn Fußball ist ein Prozess, der sich stetig weiterentwickelt", betont der ehemalige SCP-Coach. Und dann wäre da noch die kostbare Zeit für all die privaten Dinge, die im Alltag eines Profi-Trainers sonst viel zu kurz kommen. "Du musst vieles vernachlässigen. Das versuchst du dann nachzuholen", erklärt Schubert. Seit fünf Wochen ist er nun aber wieder mittendrin im Hamsterrad Profifußball. Die Herausforderung, die Schubert angenommen hat, ist denkbar schwer. Der 50-Jährige heuerte beim vom Verletzungspech gebeutelten Zweitliga-Aufsteiger FC Ingolstadt an, der tief im Tabellenkeller steckt. Die Wende blieb bislang aus. Unter Schuberts Ägide gab es vier Pflichtspiel-Niederlagen und ein Remis gegen Kiel. Denn das besagte Verletzungspech riss nicht ab. Zuletzt fiel die komplette Offensivreihe aus. "Die Lage ist schwierig. Wir müssen nun in der Hinrunde schauen, dass wir den Anschluss ans rettende Ufer halten. Dann brauchen wir eine sehr gute Rückrunde. Die können wir auch spielen, wenn alle fit sind", bekräftigt Schubert. Kiel-Kapitel ist abgehakt In der Saison 2018/19 war ein solcher Plan aufgegangen. Im Oktober 2018 hatte Schubert das Drittliga-Schlusslicht Eintracht Braunschweig übernommen. Der Chefcoach holte mit den Niedersachsen satte 32 Rückrundenzähler und bewahrte die Eintracht damit vor dem tiefen Sturz in die Regionalliga. Holstein Kiels damaliger Sport-Geschäftsführer Fabian Wohlgemuth, nun bekanntlich Sportchef des SC Paderborn, lotste ihn anschließend an die Förde. Es war ein kurzes Vergnügen. Nach nur sieben Pflichtspielen wurde Schubert als Cheftrainer von Holstein Kiel freigestellt. Drei Wochen später musste auch Wohlgemuth gehen. "Es passiert manchmal im Fußball, dass es innerhalb eines Vereins verschiedene Ideen und Sichtweisen gibt. Ich habe die Sache längst abgehakt", sagt Schubert. Seine ganze Konzentration und Hingabe gilt nun dem FC Ingolstadt. Trotz der äußerst diffizilen Lage habe er "keine Sekunde gezögert", das Angebot der Schanzer anzunehmen. "Die Rahmenbedingungen sind top, die Infrastruktur hat sich ähnlich wie in Paderborn sehr gut entwickelt. Ich gehe jeden Tag mit Freude zur Arbeit", betont Schubert, der zudem seit Jahren ein gutes Verhältnis zu FCI-Vorstandschef Peter Jackwerth pflegt. In Ingolstadt setzt der neue Coach dabei auch auf das Know-how eines alten Paderborner Weggefährten. So sicherte er sich die Dienste von Asif Saric, der bereits zu SCP-Zeiten sein Co-Trainer gewesen war. "Der Kontakt zu Asif ist nie abgebrochen. Ich wusste, dass er frei ist. Da lag es nahe, ihn nach Ingolstadt zu holen. Ich bin dankbar, dass er da ist, denn ich schätze Asif als Co-Trainer und als Menschen", sagt Schubert. "Ich traue dem SCP alles zu" An diesem Samstag will das Duo Schubert-Saric nun den Ex-Klub ärgern und zumindest einen Punkt aus der Benteler-Arena entführen. Wie schwer das Vorhaben ist, ist dem FCI-Trainer bewusst. "Der SCP ist in der Offensive so gut und so breit aufgestellt wie kaum eine andere Mannschaft. Wenn du Spieler wie Pröger und Srbeny von der Bank bringen kannst, spricht das für die Qualität des Kaders. Die Mannschaft ist zudem taktisch sehr variabel", urteilt Schubert und fügt an: "Ich traue dem SCP alles zu, auch den Aufstieg." Für Schubert und den FC Ingolstadt aber geht es in dieser Saison allein um den Klassenerhalt. Vielleicht gelingt der erste kleine Schritt zu diesem großen Ziel ausgerechnet im Gastspiel beim SC Paderborn, der André Schubert übrigens im Oktober 2015 gerne zurückgeholt hätte. Der SCP suchte zu dieser Zeit einen Nachfolger für den glücklosen Markus Gellhaus. Schubert, damals Interimscoach von Borussia Mönchengladbach, war ein heißer Kandidat. Doch Gladbach ließ ihn nicht ziehen. Schubert wurde vielmehr zum Cheftrainer befördert und führte die Borussia vom letzten Tabellenplatz in die Champions League. Der SC Paderborn aber verpflichtete einen Trainer-Neuling namens Stefan Effenberg.

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