Paderborns Dörfler darf auf den Durchbruch hoffen

Paderborn. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, wann Johannes Dörfler in diesem Sommer den SC Paderborn verlässt. Der schnelle Flügelspieler war zur Saison 2019/20 vom Drittligisten KFC Uerdingen an die Pader gewechselt, stand anschließend aber in keinem einzigen Pflichtspiel im SCP-Kader. Auch eine halbjährige Leihe zum FSV Zwickau brachte nicht den gewünschten Erfolg. Dörfler schien auf dem Abstellgleis zu stehen. Doch nun ist der Mann mit dem Spitznamen "Jojo" eine ernsthafte Option für die Startelf. "Mir war nahegelegt worden, den Verein zu verlassen. Aber ich wollte es in der Vorbereitung auf jeden Fall noch einmal versuchen, alles auf Null stellen und die Herausforderung annehmen. Der Trainer hat mir eine faire Chance gegeben. Und ich habe alles reingehauen", erklärt Dörfler, der in seiner Paderborner Zeit bis dato nur neun Einsätze für die Oberliga-Reserve verbucht hatte. Neue Chance in ungewohnter Rolle Doch nun sollte der 24-Jährige beim 5:0-DFB-Pokalsieg gegen den SC Wiedenbrück mit seiner Einwechslung in der 81. Minute das ersehnte Pflichtspiel-Debüt für die SCP-Profis feiern. Bei der Paderborner 0:1-Niederlage in Kiel kam Dörfler eine Woche später in der 64. Minute in die Partie, um seine erste Zweitligapartie zu bestreiten. "Es war ein sehr schönes Gefühl", betont der in Mönchengladbach aufgewachsene Deutsch-Ghanaer, der eigentlich gelernter Offensivspieler ist. Doch da die Rechtsverteidiger-Position beim SCP in diesem Sommer nach den Abgängen von Mohamed Dräger und Laurent Jans zunächst gänzlich verwaist war, wurde Dörfler von Trainer Steffen Baumgart in den Testspielen auf die rechte Abwehrseite beordert. Und der 1,86 Meter große SCP-Akteur nutzte seine Chance. In Zwickau lief's bescheiden Eine solche Chance hatte Dörfler auch in der Vorbereitung auf die Spielzeit 2019/20 erhalten. "Doch die Testspiele liefen für mich nicht gut. Der Sprung von der dritten in die erste Liga war halt sehr groß. Das Tempo war ungewohnt", erinnert sich der 24-Jährige. Als der SCP dann seinen Erstliga-Kader zusammenhatte, war Dörfler meilenweit von der Startelf entfernt. Der etatmäßige Rechtsaußen sollte umgehend ausgeliehen werden, doch das klappte erst in der Winterpause. Dörfler ging zum FSV Zwickau. Beim sächsischen Drittligisten sollte er jedoch ganze zwei Mal in der Anfangsformation stehen. "Ich wurde als Stürmer geholt. Aber der Zwickauer Fußball mit den vielen langen Bällen lag mir überhaupt nicht", sagt Dörfler. Und so wurde es ein bitteres Lehrjahr, in dem er vor allem eine Erkenntnis gewann. "Ich musste fokussierter und professioneller werden. Und so habe ich einige Sachen umgestellt. Beispielsweise meine Ernährung", erklärt der SCP-Akteur, der sich mit der neuen Rolle als Rechtsverteidiger durchaus anfreunden kann. "Ich habe noch mehr Räume vor mir, so dass ich mein Tempo und meine Athletik gut ausspielen kann. Und die Außenverteidiger sind bei unserem Spiel ja ohnehin sehr offensiv ausgerichtet", so Dörfler. Der 24-Jährige wäre nicht der erste Profiteur einer Baumgart'schen Umschulungsmaßnahme. Teamkollege Sebastian Schonlau galt vor der Drittliga-Saison 2017/18 ebenfalls schon als Aussortierter. Dann stellte der Chefcoach den defensiven Mittelfeldspieler einfach mal in der Abwehrmitte auf. Resultat: Schonlau ist mittlerweile ein Innenverteidiger von Erstliga-Format. Startelf-Debüt gegen den HSV? Ob Dörfler ebenfalls einen solchen Karriereweg einschlagen kann, ist noch ungewiss. Doch ein Anfang ist gemacht. Nach seiner Einwechslung in Kiel zählte der Rechtsverteidiger jedenfalls zu den Lichtblicken im SCP-Spiel. Dörfler zeigte den Offensivdrang und die Zielstrebigkeit, die so mancher Teamkollege an diesem Tag vermissen ließ. "Ich habe einfach versucht, noch etwas zu reißen", sagt der 24-Jährige, der 90 Prozent seiner Zweikämpfe gewann und drei Freistöße herausholte. "Ich bin schon den ganzen Sommer mit Jojo sehr zufrieden. Er trainiert gut, nimmt seine neue Position prima an und er ist sehr konzentriert. Wir planen nicht, ihn abzugeben", urteilt Steffen Baumgart über seinen Schützling, der am kommenden Montag, 28. September, im Heimspiel gegen den Hamburger SV (20.30 Uhr) womöglich sogar sein Startelf-Debüt feiern wird. Grund: Rechtsverteidiger Frederic Ananou laboriert an einem Bluterguss im Sprunggelenk und droht auszufallen. Sehen Sie hier Johannes Dörfler im Videointerview:

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