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Paderborner Studie: So fair sind die Fanshops der Fußballklubs

Die gemeinnützige Gesellschaft „cum ratione“ untersucht das Fanartikel-Angebot von 21 Erst- und Zweitligisten. Resultat: In Sachen Nachhaltigkeit gibt’s Nachholbedarf. Auch beim SC Paderborn, bei dem sich aber einiges tut.

SCP-Merchandising-Mitarbeiter Philipp Kruse präsentiert eines der beiden Damen-Shirts aus der aktuellen Kollektion, das mit einem Siegel für fair produzierte Naturtextilien zertifiziert ist. Doch auch der SCP hat in diesem Bereich noch Nachholbedarf. | © Andreas Götte

Frank Beineke
22.09.2020 | 23.09.2020, 18:06

Paderborn. In der vergangenen Bundesliga-Saison hatte der SC Paderborn nach der Corona-Pause mit aller Macht versucht, doch noch auf Relegationsplatz 16 zu klettern. Das Vorhaben misslang, es ging zurück in die zweite Liga.

In einer Studie der gemeinnützigen Gesellschaft "cum ratione", die in Paderborn beheimatet ist, landete der SCP unter 21 Erst- und Zweitligisten nun auf Rang 16. Damit gelang zwar der Klassenerhalt. Doch auch die Paderborner haben in dem Bereich, der in der Studie untersucht worden ist, noch jede Menge Nachholbedarf.

Das Team von cum ratione um Projektleiterin Lara Schröder hatte hierbei von März bis August 2020 die 21 Fanshops der Profivereine unter die Lupe genommen und unter anderem ermittelt, wie viele nachhaltig produzierte Fanartikel es gibt.

Wichtige Fragen lauteten: Werden bei der Herstellung relevante Arbeits- und Umweltstandards eingehalten? Achten die Vereine auf die Auswahl ihrer Lieferanten? Und gibt es für die Fans genügend Informationen über die angebotenen Artikel?

Der SCP ist auf einem guten Weg

Ergebnis: Der Großteil der untersuchten Klubs schneidet ausgesprochen schlecht ab. Acht der 21 Vereine haben kein einziges Fantextil im Sortiment, das ein glaubwürdiges Siegel für faire und nachhaltige Herstellungsbedingungen trägt. Und vor allem in Sachen Transparenz gebe es jede Menge Luft nach oben. Der SC Paderborn biete immerhin zwei Damen-Shirts an, die mit dem GOTS-Siegel zertifiziert sind.

Zudem würdigt cum ratione das Vorhaben des Klubs, sich verstärkt ums Thema Nachhaltigkeit zu kümmern. "Der Verein hat verstanden, dass er sich auf den Weg machen muss und geht diese Herausforderung entschlossen an", heißt es in der Studie, die nun im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund präsentiert wurde. Und tatsächlich tut sich beim SCP einiges in diesem Bereich.

Gordon Knebel, Fanartikel-Produktmanager von Union Berlin, nahm die Auszeichnung aus den Händen von cum-ratione-Geschäftsführerin Kerstin Haarmann (l.) und Projektleiterin Lara Schröder entgegen. - © cum ratione
Gordon Knebel, Fanartikel-Produktmanager von Union Berlin, nahm die Auszeichnung aus den Händen von cum-ratione-Geschäftsführerin Kerstin Haarmann (l.) und Projektleiterin Lara Schröder entgegen. | © cum ratione

Mit 16,8 Punkten ist der SCP in der Studie zudem immerhin deutlich besser als das abgeschlagene Schlusslicht Arminia Bielefeld, das mit 7,35 Zählern hinter Leverkusen (14,1), Freiburg (13,4) und Leipzig (13,2) auf dem letzten Platz landet.

"Wir zeigen aber nicht mit dem Finger auf die Vereine die unten stehen. Es geht nicht um Wir gegen Euch. Wir wollen den Klubs vielmehr unsere Unterstützung anbieten, um gemeinsam Veränderungen zu schaffen", betont Projektleiterin Lara Schröder, die beim TuS Sennelager selbst dem Fußballsport frönt.

Union Berlin holt den Titel

Vor allem sechs Vereine haben die besagten Veränderungen längst eingeläutet. So setzen sich Union Berlin, der VfB Stuttgart, Werder Bremen, der VfL Wolfsburg, der FC St. Pauli und die TSG Hoffenheim deutlich vom Rest des Feldes ab. Union Berlin hat beispielsweise aktuell in seiner "Dufte-Kollektion" 118 fair produzierte Fantextilien im Sortiment.

Das sichert den Köpenickern mit 76,2 von 100 möglichen Punkten den Titel "Fairnessmeister", was auch Katja Baumgart freuen dürfte. Die Ehefrau von SCP-Trainer Steffen Baumgart leitete bis vergangenen November die "Zeughäuser" von Union Berlin, ehe sie ihren Job aufgab, um mehr Zeit für die Familie zu haben.

"Wir beschäftigen uns seit 2016 mit diesem Thema. Und man muss nicht gleich das Riesen-Konzept aus der Schublade holen. Oftmals ist ein Konzept der kleinen Schritte sinnvoller", erklärt Gordon Knebel, der bei Union als Merchandising-Leiter fungiert. So hatten sich die Köpenicker Anregungen beim VfB Stuttgart und bei Werder Bremen geholt. "Man muss schon den ein oder anderen Euro mehr im Einkauf investieren. Aber es lohnt sich", so Knebel.

Fußball kann Vorreiterrolle einnehmen

"Faire Textilien müssen das neue Bio werden", fordert Kerstin Haarmann. Die Geschäftsführerin von cum ratione setzt hierbei vor allem auf das Kaufverhalten der Verbraucher. "Nur wenn die Kunden sagen, dass sie fair produzierte Produkte haben wollen, wird sich langfristig etwas ändern", so Haarmann.

Der Sport sei dabei ein probates Mittel, um das Thema in die Öffentlichkeit zu transportieren. Und die populärste Sportart der Welt biete eine besonders gute Plattform, ergänzt Lara Schröder und zitiert die US-Nationalspielerin Megan Rapinoe: "Wir haben im Fußball die einzigartige Gelegenheit, dieses wunderschöne Spiel zu nutzen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen."

Und da sich immer mehr Vereine ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden, ist die Projektleiterin guter Dinge, dass das Thema Nachhaltigkeit bald auch verstärkt in den Fanshops Einzug halten wird. „Ich bin optimistisch, dass unsere Tabelle in ein bis fünf Jahren schon ganz anders aussehen wird", sagt Lara Schröder.

Die komplette Studie mit den Ergebnissen zu den 21 Erst- und Zweitliga-Klubs gibt es hier.


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