SC Paderborn: Dräger darf endlich wieder ran

Paderborn. Mohamed Dräger musste erst mal weg. Ganz weit weg. Der 23-jährige Rechtsverteidiger des SC Paderborn nutzte die kurze Winterpause für einen Thailand-Trip. Acht Tage lang zog er mit Rucksack und drei Freunden durch das südostasiatische Land. Endlich konnte er einmal vom Fußball abschalten, denn ein turbulentes Jahr 2019 hatte ihm dafür ansonsten kaum Zeit gelassen. Die Lust aufs Kicken aber war stets da. Drägers Vorfreude auf den Rückrunden-Start ist groß. Denn wenn der SC Paderborn an diesem Sonntag, 19. Januar, um 18 Uhr in der heimischen Benteler-Arena auf Bayer 04 Leverkusen trifft, wird der gebürtige Freiburger in der Startelf stehen. Das war lange Zeit eine Selbstverständlichkeit. Seitdem der SCP den Deutsch-Tunesier im Sommer 2018 vom SC Freiburg ausgeliehen hatte, war Dräger auf der rechten Abwehrseite gesetzt. Auch in den ersten zehn Partien dieser Bundesliga-Saison durfte er von Beginn an ran. Beim 0:3 in Hoffenheim wurde Dräger jedoch nach einer grottenschlechten ersten Halbzeit ausgewechselt. Laurent Jans kam ins Spiel, nutzte seine Chance und verdrängte seinen Teamkollegen. Dräger saß in den folgenden sieben Spielen nur auf der Bank. Wichtige Tage in Thailand "Das tat meinem Fußballerherz schon sehr weh. Aber mit ein wenig gesundem Menschenverstand war es zu verkraften", kommentiert der 23-Jährige den Verlust seines Stammplatzes. So konnte Dräger immerhin neue Kraft tanken, denn zusammen mit den Einsätzen für Tunesiens A-Nationalmannschaft hatte der Außenverteidiger mehr als 60 Pflichtspiele in 15 Monaten bestritten. Den &bdquo;mentalen Akku" lud er dann in diesem Winter auf. Im Sommer hatte es dazu keine Möglichkeit gegeben. Wenige Tage nach dem Bundesliga-Aufstieg ging’s für Dräger zur Afrika-Cup-Endrunde. Nach dem Halbfinal-Einzug mit Tunesien blieben anschließend nur zwei Wochen bis zum Erstliga-Auftakt. "Die Tage in Thailand waren wichtig, um die Erlebnisse zu verarbeiten und den Kopf wieder frei zu bekommen", erklärt Dräger. Dennoch sei er sehr glücklich gewesen, als er am 4. Januar beim Testspiel gegen Lotte endlich wieder das SCP-Trikot überstreifen konnte. "Da habe ich gemerkt, wie sehr ich das Ganze vermisst habe", so Dräger. Gegen Leverkusen wird er nun zusammen mit Laurent Jans in der Anfangsformation stehen. Denn da Jamilu Collins eine Gelbsperre absitzt, weicht Jans auf die linke Abwehrseite aus. Eine Woche später könnte Dräger somit jedoch wieder die Ersatzbank drohen. "Mo ist immer eine Option. Er bleibt positiv, gibt Gas und hat sich nichts vorzuwerfen. Aber Laurent macht seine Sache halt sehr gut", urteilt Chefcoach Steffen Baumgart. Doch vielleicht stehen die beiden Rechtsverteidiger in der Rückrunde noch häufiger gemeinsam auf dem Platz. Denn Dräger ist letztlich flexibel einsetzbar. In seinen Regionalligazeiten beim SC Freiburg II überzeugte er nämlich in der Offensive - ob auf der Außenbahn, im Sturmzentrum oder hinter den Spitzen. "Am wohlsten habe ich mich sogar auf der Achterposition gefühlt. Als Freigeist im Zentrum, das war die beste Zeit", sagt ein schelmisch grinsender Dräger, der in der Saison 2017/2018 hierbei auch mit sehenswerten acht Torerfolgen glänzte. In Paderborn wartet er derweil noch immer auf seinen ersten Pflichtspieltreffer. Leihgeschäft endet im Sommer Gegen Leverkusen gibt’s die nächste Gelegenheit für die Torpremiere. Weitaus wichtiger wäre allerdings, dass der 23-Jährige mit seinen Teamkollegen die hochkarätig besetzte Bayer-Offensive um Havertz, Bellarabi, Volland und Co. im Griff hat. "Da kommt viel Qualität auf uns zu. Aber das ist in der Bundesliga eigentlich immer der Fall", sagt Dräger, der keine Angst vor großen Namen hat. Schließlich hat er sich in den vergangenen Monaten viel Selbstvertrauen geholt. Auch in den Länderspielen, in denen Dräger beispielsweise selbst Weltstar Sadio Mané (FC Liverpool) an die Kette legte. In diesem Jahr wird der SCP-Akteur erneut für Tunesien am Ball sein. Im März starten die Adler von Kathargo in die WM-Qualifikation. Zudem geht die Quali für den Afrika-Cup 2021 weiter. Für welchen Verein Dräger ab der Saison 2020/2021 kickt, ist derweil noch offen. Stand jetzt geht es für ihn im Sommer zurück nach Freiburg, denn das Leihgeschäft läuft am Saisonende aus. Und der SCP hat keine Kaufoption. "Wir müssen erst einmal schauen, was Freiburg vorhat", erklärt Paderborns Sportchef Martin Przondziono, der nach dem Ende der Winter-Transferperiode Gespräche mit den Breisgauern führen will. "Eine reelle Chance auf Spielpraxis wird für mich das Wichtigste sein. Ich möchte vollwertiger Teil einer Mannschaft sein", sagt Mohamed Dräger zu seinen Zukunftsplänen. Optimal wäre es, wenn sich dieses Ziel mit der Bundesliga kombinieren ließe. Vielleicht klappt's ja in Paderborn. Der Klassenerhalt ist allerdings noch weit weg.

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