Abdelhamid Sabiri - Paderborns Ballkünstler vom Bolzplatz

Paderborn. Die klassische Laufbahn eines Fußballprofis hat Abdelhamid Sabiri wahrlich nicht eingeschlagen. Statt in Nachwuchsleistungszentren kickte der Deutsch-Marokkaner auf Frankfurter Bolzplätzen. Erst mit 17 Jahren trug er erstmals ein Vereinstrikot. Beim 1. FC Nürnberg gelang ihm 2017 ein fulminanter Start ins Profi-Dasein, ehe er von Misstönen begleitet nach England wechselte. Dort saß Sabiri zwei Jahre lang zumeist auf der Bank. Und so wagt der 22-jährige Offensivspieler nun einen Neuanfang beim SC Paderborn. Wenn an diesem Sonntag das Heimspiel gegen den FC Schalke 04 (18 Uhr, Benteler-Arena) ansteht, wird der letzte Sommerneuzugang des SCP mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in der Startelf stehen. Zwar kam Sabiri beim 1:1 in Wolfsburg auf Anhieb zu seinem ersten Joker-Einsatz, doch womöglich rutscht er gegen die Königsblauen sogar aus dem Kader. Konkurrent Marlon Ritter glänzte jedenfalls zuletzt im Test gegen Osnabrück. Doch auch das würde den in Frankfurt aufgewachsenen 22-Jährigen nicht schocken. "Ich bin geduldig", beteuert Sabiri. Wiedersehen mit dem Ex-Trainer Die besagte Geduld wurde seit dem Sommer 2017 hinreichend auf die Probe gestellt. Seitdem bestritt der 1,86 Meter Offensivakteur nämlich lediglich 13 Pflichtspiele für Huddersfield Town. Trainer David Wagner hatte ihn vor zwei Jahren zum damaligen Premier-League-Aufsteiger gelotst. Doch die Hoffnungen auf einen Stammplatz sollten sich für den 1,5 Millionen Euro teuren Neuzugang nicht erfüllen. "Wenn du gegen den Abstieg spielst, setzt du halt nicht unbedingt auf einen 20-Jährigen mit neun Zweitliga-Einsätzen", erklärt Sabiri. "Ich habe mich in England dennoch fußballerisch verbessert und persönlich weiterentwickelt. Aber klar, es war eine schwere Zeit", fügt der SCP-Neuzugang an. An diesem Sonntag kommt es zum Wiedersehen mit Wagner, der inzwischen bekanntlich Schalke trainiert. Und obwohl Sabiri unter diesem Coach kaum spielte, dürfte es eine freundliche Begrüßung geben. "Ich bin gut mit ihm zurechtgekommen und mache ihm keine Vorwürfe. David Wagner hat oft mit mir gesprochen. Und er hat tolle Arbeit geleistet, denn er hat mit dem kleinsten Etat die Liga gehalten", urteilt der SCP-Akteur. Der klassische Straßenfußballer Mit dem Etat-Winzling Paderborn strebt Sabiri nun das gleiche Ziel an. Dabei hätte sich der 22-Jährige in diesem Sommer für namhaftere Erstligisten entscheiden können. Angeblich buhlten auch Werder Bremen und Eintracht Frankfurt um die Dienste des ehemaligen deutschen U21-Nationalspielers. "Es gab Anfragen aus der 1. und 2. Liga. Ich wollte in ein Umfeld, in dem ich mich am besten weiterentwickeln kann. Und beim SC Paderborn und Trainer Baumgart hatte ich das beste Gefühl", erklärt Sabiri. In der Tat ist der 22-Jährige ein Wunschspieler Baumgarts. Denn Sabiri passt perfekt zur Paderborner Spielweise. Er ist mutig, dribbelstark, intuitiv, vielseitig einsetzbar und ein klassischer Straßenfußballer. "Auf Bolzplätzen lernst du Durchhaltevermögen und Willensstärke", sagt Sabiri, der im Stadtteil Frankfurter Berg, einem Problembezirk der Mainmetropole, aufwuchs. Durch eine Fußballschule für Nachwuchsspieler aus sozialen Brennpunkten wurde die TuS Koblenz auf den damals 17-Jährigen aufmerksam. Über Koblenz, Darmstadt und Siegen sollte Sabiri im Sommer 2016 beim 1. FC Nürnberg landen. Der Dribbelkünstler brillierte in der U23, feierte Ende Januar 2017 sein Profidebüt und schoss die Clubberer mit fünf Toren in neun Spielen zum Zweitliga-Klassenerhalt. Lobende Worte vom U21-Bundestrainer "Es war meine bislang schönste Zeit", urteilt Sabiri, "aber am Ende gab es leider einige Sachen, die vorgefallen sind." So provozierte er seinen Wechsel nach Huddersfield, um anschließend in den Sozialen Medien noch gegen seinen Ex-Klub zu sticheln. Sabiris Image litt entsprechend. Bei den Nürnberger Fans ist er unten durch. "Aber das ist Vergangenheit und für mich abgeschlossen", betont der 22-Jährige. Vor rund drei Wochen habe er noch mit Andreas Bornemann telefoniert, der damals Nürnbergs Sportvorstand gewesen war. Und auch mit seinem Nürnberger Ex-Trainer Michael Köllner habe er sich ausgesprochen. "Alle, die mich kennen, wissen, dass ich kein Stinkstiefel bin", sagt Sabiri. "Und Stefan Kuntz hätte mich sicher nicht zur U21 eingeladen, wenn ich kein Teamplayer wäre", ergänzt der SCP-Akteur mit Blick auf den U21-Bundestrainer, der für ihn zu einer wichtigen Bezugsperson werden sollte. So informierten sich die SCP-Verantwortlichen ausgiebig bei Kuntz über Sabiri. Und der U21-Bundestrainer fand nur lobende Worte. Lob gibt's auch von Steffen Baumgart. "Hamid arbeitet sehr gut mit und ist prima in der Mannschaft angekommen. Aber er muss sich noch ein wenig an unseren Fußball gewöhnen und sich körperlich verbessern", urteilt der SCP-Coach. Sollte Baumgart am Sonntag gegen Schalke auf seinen Neuzugang setzen, würde Sabiri hochmotiviert in die Partie gehen. Revanchegelüste gegenüber S04-Coach David Wagner wären aber nicht im Spiel. "Die einzigen Gelüste, die ich verspüre, sind die nach dem ersten Bundesliga-Sieg", betont Sabiri.

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