Paderborn

Das sagt der SCP zur Boykott-Drohung und zur Kooperation mit RB Leipzig

In einer Stellungnahme erläutert der Verein die geplante Zusammenarbeit

Nach dem Aufstiegs-Trubel sind zumindest einige Fans jetzt sauer auf den SCP. | © Lena Henning

05.06.2019 | 05.06.2019, 21:19

Paderborn. Es deutete sich schon Dienstag kurz nach der Bekanntmachung der geplanten Kooperation zwischen dem SC Paderborn und RB Leipzig an, dass die den Fußballfans nicht gefallen wird. Die Meldung ging im weltweiten Netz gleich steil – und es waren nicht nur Paderborner Anhänger, die in den sozialen Medien vom „Verkauf der Seele" oder „Übernahme durch das Kunstobjekt" sprachen. Nun hat die aktive Fanszene des Bundesliga-Aufsteigers SC Paderborn in einem öffentlichen Schreiben mit einem Boykott gedroht und fordert die Vereinsführung des SCP auf, von der „anvisierten Kooperation mit dem Konstrukt RB Leipzig Abstand zu nehmen".

Elmar Volkmann, Vorsitzender des SC Paderborn, ist überrascht, dass die noch nicht näher beschriebene Kooperation eine solche Protestwelle im Internet hervorgerufen hat.

Der Präsident ist überrascht

„Wir hatten schon mit einigen Reaktionen und Nachfragen gerechnet, aber dass es so heftig ist, kann ich nicht nachvollziehen. Die Kooperation ist nur rein sportlich zu sehen, nichts anderes. Wir sind keine RB-Filiale", sagt der Club-Präsident, der aber schon den Weg zu den Fangruppen gesucht hat. „Wir haben uns mit den Fanclubs darauf verständigt, dass in drei Wochen ein Austausch stattfinden wird. Eher geht es nicht", so Volkmann.

Dann werden die Vertreter der sechs SCP-Fanclubs, die die Forderung unterschrieben haben, mit den SCP-Verantwortlichen an einem Tisch sitzen. Und es wird viel zu diskutieren geben, denn viele Vorwürfe und offene Fragen stehen im Raum.

„Die Vereinsliebe und die jahrzehntelange Unterstützung stirbt mit dem Tag einer RB Leipzig Kooperation", heißt es in der Erklärung der Fangruppierungen. Sie sehen den nach Jahren wieder aufgebauten Ruf des SCP als nun stark geschädigt an, ihr Verein würde bereits als Leipzig-Filiale oder Farmteam verschmäht. Laut der Fanszene würden sportliche Vorteile durch den Verlust der Seele und Identität des bodenständigen Fußballvereins teuer erkauft.

Weiter schreiben sie: „Wir hatten nie Stars auf dem Feld oder das große Geld. Unsere Erfolge haben wir immer gemeinsam mit Leidenschaft und ehrlichen Emotionen erarbeitet. Wir wollen kein weiterer Teil in diesem kranken Spielerkarussell der RB-Clubs, noch ein Marketinginstrument für ein Brauseprodukt sein." Darüber hinaus gefährde eine umfassende Kooperation mit einem Ligakonkurrenten den fairen Wettbewerb erheblich.

RB Leipzig als Feindbild

Der SCP-Vorsitzende hat erkannt, dass allein der Name RB Leipzig bei vielen Fans schon ein Feindbild sei. „Das habe ich vielleicht persönlich etwas unterschätzt. Aber wir sind kein Ausbildungsverein von RB, das war nie ein Gegenstand der Überlegung", stellt er klar und erklärt: „Wir sind ja erst im Laufe der Vertragsverhandlungen auf eine Kooperation gekommen – die Idee kam von uns."

Elmar Volkmann kündigte gegenüber nw.de an, auch auf RB Leipzig zuzugehen, um den Passus der Schweigepflicht in dem Kooperationsvertrag aufzulösen. Am Abend veröffentlichte der SCP dann eine Pressemitteilung mit weiteren Details zu der Kooperation.

Die Stellungnahme des SCP

Inhaltlich ziele die Kooperation auf einen gegenseitigen Austausch über sportliche Entwicklungen, insbesondere im Bereich der Ausbildung von Spielern und der Fortbildung von Trainern ab. Dadurch soll es zu einem "Know-How-Transfer" in beide Richtungen kommen, der letztlich beiden Klubs helfe, heißt es in dem Statement." Die Möglichkeit von Spielerleihen wurde ebenfalls besprochen, steht aber sicherlich nicht im Vordergrund." Ob es tatsächlich dazu kommen werde, sei aktuell auch noch nicht abzusehen, zumal ja der Spieler die Letztentscheidung treffe.

Eine konkrete Dauer ist laut dem SCP nicht vereinbart worden. Nach der kommenden Saison wollen beide Vereine überlegen, wo der Austausch sinnvoll war, wo man diesen vertiefen kann und wo es weniger sinnvoll ist. "Unabhängig davon stehen wir natürlich in sportlicher Konkurrenz im Ligaspielbetrieb", betont der SC Paderborn in seiner Stellungnahme.

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Derweil könnte schon Donnerstag der Nachfolger von Markus Krösche vorgestellt werden. Es seien nur noch Kleinigkeiten zu klären, sagt Volkmann. Martin Przondziono (49), aktuell noch Leiter Sport des Lizenzspielerbereichs, ist der Mann, der in die großen Fußstapfen von Krösche treten soll. Das wäre einen Tag vor seiner Hochzeit ein tolles Geschenk.


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