SC Paderborn

Ein Paderborner erlebt sein persönliches Fußball-Märchen

Vor knapp zwei Jahren schien Schonlau beim damaligen Drittligisten SC Paderborn keine Zukunft zu haben.

Ein Ostwestfale trifft im OWL-Derby: So jubelte Sebastian Schonlau (l.) mit seinem Teamkollegen Uwe Hünemeier im Hinspiel über sein Tor zum 1:1 gegen Arminia Bielefeld. | © Wilfried Hiegemann

Frank Beineke
01.05.2019 | 01.05.2019, 06:00

Paderborn. Erst der Aufstieg in die 1. Liga. Dann der tiefe Fall mit drei Abstiegen in Folge. Und nun könnte der SC Paderborn mit einem Durchmarsch in die 1. Bundesliga endgültig für eine der verrücktesten Geschichten der deutschen Fußballgeschichte sorgen.

Märchenhaft mutet aber auch der persönliche Werdegang von SCP-Akteur Sebastian Schonlau an. Dessen Profi-Karriere war nämlich schon zwei, drei Mal beendet, bevor sie so richtig begonnen hatte. Und nun ist der gebürtige Warburger einer der besten Abwehrspieler der 2. Liga.

„Fußball ist halt ein schnelllebiges Geschäft", sagt Schonlau, der schon zu Juniorenzeiten für den SCP gekickt hatte. In der B-Jugend wurde er jedoch aussortiert. Der Befund: Zu leicht, zu klein. Schonlau kehrte zu seinem Heimatverein Sportfreunde Warburg 08 zurück, ehe er 2012 einen zweiten Anlauf in Paderborn unternahm. Mit Erfolg: Schonlau erhielt einen Profivertrag. Doch der Durchbruch blieb aus.

Vom Viertliga-Reservisten zum Zweitliga-Ass

Zur Saison 2014/2015 wurde er an den Regionalligisten SC Verl ausgeliehen, saß dort aber oft nur auf der Bank. „Es gab Momente, an denen ich dachte, mit Fußball wird das nichts mehr", sagt der 24-Jährige, der auch deshalb ein Studium an der Europäischen Fernhochschule Hamburg begann. Derzeit feilt Schonlau an seinem Bachelor im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften.

Auch im Frühsommer 2017 sah die Lage alles andere als rosig aus. Nach der Amtsübernahme von Steffen Baumgart verlor Schonlau seinen Stammplatz. Der Warburger galt vor dem Start in die Vorbereitung als Aussortierter.

Doch dann hatte Baumgart die glänzende Idee, den defensiven Mittelfeldspieler zum Innenverteidiger umzuschulen. „Dieser Wechsel hat mir gut getan", sagt Schonlau. Der 1,88-Meter-Mann bestritt in der Drittliga-Aufstiegssaison 42 Pflichtspiele und ist auch in dieser Spielzeit trotz der starken Konkurrenten Christian Strohdiek und Uwe Hünemeier in der Abwehrmitte gesetzt.

„Der Weg zum Profi ist halt ein Marathon und kein Sprint", erklärt Schonlau und ergänzt: „Talent ist sicher wichtig. Aber du brauchst vor allem den Willen und viel Fleiß. Man muss lernen, mit Rückschlägen umzugehen. Und dann musst du sicherlich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein."

Schalke hat angeblich Schonlau auf dem Zettel

Mit dem Aufschwung des SCP begann jedenfalls auch sein persönlicher Höhenflug. „Wenn mir vor zwei Jahren jemand gesagt hätte, was alles passieren wird, hätte ich das nie geglaubt", sagt Schonlau, der in dieser Saison mit konstant guten Leistungen aufwartet. Und so ist auch der 24-Jährige derzeit Gegenstand von Transfergerüchten.

Angeblich ist der FC Schalke 04 an Schonlau interessiert. „Jeder freut sich, wenn er mit solchen Vereinen in Verbindung gebracht wird. Aber ob Vasi, Philipp, Jimmy, Berni oder ich – wir alle tun gut daran, uns auf unsere Aufgaben zu konzentrieren und diese geile Zeit hier zu genießen", betont der SCP-Verteidiger mit Blick auf seine ebenfalls umworbenen Teamkollegen Vasiliadis, Klement, Antwi-Adjei und Tekpetey.

Die 1. Bundesliga würde sich Schonlau aber zutrauen. Vielleicht klappt’s ja mit dem SC Paderborn. „Das wäre natürlich perfekt", sagt der 24-Jährige. Dafür sollte an diesem Freitag, 3. Mai, im OWL-Derby bei Arminia Bielefeld (18.30 Uhr) der nächste Sieg her.

„Ich bin Ostwestfale. Ich weiß, worum es geht. Aber bei uns hapert es ja ohnehin nie an der Motivation", sagt Schonlau, der beim 2:2 im Hinspiel sein erstes und bislang einziges Saisontor erzielte. „Es wäre schön, wenn ich am Freitag nachlegen könnte", sagt der Abwehrrecke und fügt schmunzelnd an: „Aber wir haben ja genug Jungs, die wissen, wo das Tor steht."

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SCP-Stürmer Michel ist angeschlagen

- Die Personallage beim SC Paderborn ist weiterhin glänzend. Trainer Steffen Baumgart hätte derzeit fast alle Mann an Bord. Ein kleines Fragezeichen steht mit Blick aufs OWL-Derby allein hinter Sven Michel. Der Stürmer klagt über Oberschenkelprobleme. „Wir müssen schauen, wie es sich entwickelt. Momentan gehen wir aber davon aus, dass Sven in Bielefeld spielen kann", berichtet Baumgart.

- Ein ehemaliger Trainer des SC Paderborn sorgt derzeit im fernen China für Furore: Roger Schmidt hat mit dem Erstligisten Beijing Guoan die ersten sieben Saisonspiele gewonnen und somit einen Rekord für die chinesische Super League aufgestellt. Der 52-Jährige arbeitet seit Sommer 2017 bei dem Klub aus Peking und wurde vor ein paar Wochen auch als möglicher neuer Chefcoach des FC Schalke 04 gehandelt. Doch Schmidt sagte den Königsblauen Anfang April ab, denn sein Vertrag mit Beijing Guoan läuft noch bis Ende 2019. Und angeblich kassiert der ehemalige Coach des Delbrücker SC und SC Paderborn in China ein Jahresgehalt von zwölf Millionen Euro.


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