Paderborn. Markus Krösche ist neuer Geschäftsführer Sport beim Fußball-Drittligisten SC Paderborn. Der Rekordspieler und ehemalige Kapitän des SCP war als Co-Trainer gemeinsam mit Chefcoach Roger Schmidt am 5. März beim Bundesligisten Bayer Leverkusen entlassen worden. In Paderborn erhielt er einen Fünfjahresvertrag.
Am Freitagmittag stellte Präsident Wilfried Finke den neuen Sportchef als seinen "Wunschkandidaten" vor. Noch am Vortag hatte Finke klar gemacht, dass der in sportlicher und finanzieller Schieflage befindliche Verein alles auf den Prüftstand stellen werde. Krösche überzeuge mit einer "makellosen Vita", sagte der Präsident. Bei ihm verbinde sich menschliche Qualität mit Knowhow.

Krösche freut sich nach eigenen Angaben auf die Aufgabe beim SCP. "Ich bin überzeugt davon, dass wir hier im Verein Möglichkeiten haben, wieder erfolgreich und nachhaltig arbeiten zu können." Den Klub hatte er nie aus den Augen verloren: "Mein Ziel war es immer, mal wieder beim SCP tätig zu sein. Dass es jetzt so schnell geht, war nicht geplant."
"Das ist ab heute nicht mehr mein Job"
Am Samstag steht das nach zuletzt fünf Niederlagen richtungsweisende Spiel gegen Jahn Regensburg auf dem Programm. Trainer Stefan Emmerling versprach, dass er die Mannschaft so vorbereite, dass sie die schwierige Situation annehme. Präsident Wilfried Finke vermied bewusst, eine Jobgarantie für den am 6. Dezember angetretenen Coach abzugeben. "Trainer einzustellen ist ab heute auch nicht mehr mein Job", sagte er anschließend mit Blick auf den neuen Sportchef Markus Krösche.
Der gebürtige Hannoveraner Krösche war als Spieler 1999 von Werder Bremens Amateuren an die Pader gewechselt und absolvierte für den SCP 354 Spiele in der 2. und 3. Liga, dabei erzielte er 15 Tore für den Klub.
Nach dem Ende seiner Karriere arbeitete Krösche in der Saison 2014/15 als Cheftrainer der zweiten Mannschaft des SC Paderborn in der Westfalenliga. Sein ursprünglich bis zum 30. Juni 2017 gültiger Vertrag wurde nach dem Saisonende aufgelöst, um ihm einen Wechsel zu Bayer 04 Leverkusen zu ermöglichen, wo er auf seinen früheren Trainer Roger Schmidt traf.
Der SC Paderborn ist nach fünf Niederlagen in Folge aktuell Tabellenvorletzter der 3. Liga und kämpft mit Finanzproblemen, die den Klub um die Drittliga-Lizenz für die kommende Spielzeit zittern lassen.
Kommentar
Ein ehrlicher Arbeiter
Jetzt ist er da. Der Rekordspieler des Vereins, die Ikone des Paderborner Fußballs, der "Wunschkandidat" von Präsident Wilfried Finke. Markus Krösche ist zurück beim SC Paderborn und wird ab sofort das Amt des Geschäftsführers Sport übernehmen.
Die Euphorie unter den Fans ist groß. Gerade in der aktuellen Situation, in der viele das Vertrauen in die Vereinsspitze verloren haben, kann diese Personalentscheidung wichtig sein.
Wer Markus Krösche als Spieler und als Mensch kennengelernt hat, der weiß, dass seine Arbeit ehrlicher nicht sein könnte. Der SCP ist seine Herzensangelegenheit und für die wird er sich zerreißen.Doch inwieweit die Liebe zum Verein und die unbestreitbaren sportlichen Erfolge in der aktuellen Krise helfen, eine erfolgreiche Rolle als Geschäftsführer Sport zu spielen, darf vorsichtig bezweifelt werden.
Der SCP ist Krösches erster Job in dieser Position und schon lasten enorme Hoffnungen auf ihm - denen er gerecht werden will und soll. Für den Fall, dass der SCP gegen Regensburg nicht gewinnt, könnte die erste unangenehme Aufgabe auf ihn zukommen. Einen Trainer zu entlassen - oder weiter zu ihm zu stehen.
Der Sportchef muss jetzt beweisen, dass er den Mut für solche Entscheidungen hat. Nur dann kann er der richtige Mann für den Posten sein - auch abseits aller Sympathien, die ihm schon gewiss sind.