Bielefelder überqueren die Alpen bei 13.500 Höhenmetern

Bielefeld. Der TransAlpine-Run oder kurz TAR zählt zu den schönsten Ultra-Etappenrennen in Europa – und zu den härtesten. Seit 2005 testen beim TAR jedes Jahr Hunderte Sportlerinnen und Sportler ihre Grenzen und laufen auf spektakulären Strecken von Nord nach Süd über die Alpen. Jetzt war die Rekordzahl von fast 1.000 Aktiven aus 39 Ländern am Start, um die 230 Kilometer und sagenhafte 13.500 Höhenmeter unter die Beine zu nehmen. Erstmals dabei die &bdquo;6y Beine aus Bielefeld“: Professor Florian Weißinger (61), Leiter des Onkologischen Zentrums am Klinikum Bethel, seine Tochter Antoni Weißinger (20), Medizinstudentin und jüngste Frau im ganzen Feld, sowie Tobias Schaefer (63), Unternehmenskundenberater der Commerzbank. &bdquo;Die Idee, den TAR zu laufen, habe ich schon seit 20 Jahren“, sagt Florian Weißinger. &bdquo;Und wer im Internet die Filme vom TransAlpine sieht, der weiß auch, warum“, ergänzt Tobias Schaefer. Die dort gezeigten Highlight-Aufnahmen gäben &bdquo;eins zu eins“ die Realität wider. Eigens zum TransAlpine-Lauf hatte das Trio eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Sie unterstützt ein palliativ-medizinisches Zentrum in Malawi. Bisher kamen rund 19.000 Euro zusammen. Monatelange Vorbereitung im Teuto Die drei bereiteten sich viele Monate auf den größten Lauf ihres Lebens vor, unter anderem mit üppigen Trainingskilometern im Teuto; dazu absolvierten Florian Weißinger und Tobias Schaefer 2024 den Schnupperkurs des TAR, den &bdquo;RUN2“, der nur die ersten beiden Etappen umfasst. Multitalent Schaefer finishte im Juli seinen zweiten Triathlon über die Ironman-Distanz. Zudem half ein Coach, die Trainingsbelastung zu steuern. Denn gerade in den Monaten und Wochen vor solchen Laufevents drohen sonst Übertraining, Verletzungen und erschöpfungsbedingte Erkrankungen. &bdquo;Es geht ja nicht nur um Ausdauer, und dass man Erschöpfungsresilienz aufbaut“, sagt Weißinger. Ebenso gefragt seien mentale Stärke und die Fähigkeit, in hochalpinem Gelände technisch schwierige Pfade, ausgesetzte, teils drahtseilversicherte Passagen und Kletterstellen meistern zu können. Weißinger: &bdquo;Nicht umsonst sind Helm und Spikes auf manchen Abschnitten Pflicht.“ Schaefer ergänzt: &bdquo;Dazu kommen die wahnsinnslangen Abstiege, stundenlang bergab. Ein Fehltritt, ein Sturz – und das war’s dann!“ Die Königsetappe trennt die Spreu vom Weizen Kein Wunder, dass früher oder später jeder auf dem TAR eine Krise durchlebt. Am ehesten auf der Königsetappe, die am dritten Tag die Spreu vom Weizen trennt: 49,5 Kilometer und 3.314 Höhenmeter hoch, 3.132 Höhenmeter herunter. Und das nachdem Muskeln und Knie an den beiden Vortagen mit insgesamt 72 Kilometern und 4.250 Höhenmetern downhill heißgelaufen waren. Spätestens an diesem Tag erweist sich die Idee, als Trio zu starten, für die &bdquo;6y Beine“ als goldrichtig. &bdquo;Die Etappe war schon hart“, gibt Florian Weißinger zu. &bdquo;Aber wir konnten uns gegenseitig helfen und Mut machen. Das war total entscheidend.“ Am höchsten Punkt empfing die drei nicht nur das traditionelle Kuhglocken-Geläut des TAR-Organisationsteams, sondern auch Florian Weißingers Frau, die als emotionale Stütze die Tour begleitet. So schöpfen die &bdquo;6y Beine“ wieder neue Kraft und bewältigen diese Etappe mit Bravour. Finisher-Tanz der Bielefelder beeindruckt Im Ziel in Klosters hatten sie sogar noch die Energie, ihren Finisher-Tanz zu präsentieren. Dessen ausgefeilte Choreographie beeindruckte auch den Moderator des Live-Streams. &bdquo;Die Organisation und die Atmosphäre beim TAR sind absolut einzigartig“, betont Florian Weißinger. &bdquo;Es geht nicht um Bestzeiten, sondern um das gemeinsame Erlebnis, den Lauf zu schaffen und diese großartige Landschaft zu genießen.“ Auf den Etappen vier und fünf gesellte sich zum Muskelkater auch noch Regen. Aber vom Wetter lassen sich Bielefelder bekanntlich nicht so schnell schocken. &bdquo;In hohen Lagen gab’s Schneestürme“, meinte Papa Weißinger, &bdquo;daher entschied die Tourleitung, die fünfte Etappe zu kürzen.“ Die Gesamtstrecke reduziert sich von geplanten 243 Kilometern auf 230. Es empfiehlt sich einen Arzt mitzunehmen - besser noch zwei Auf der vorletzten Etappe wurde es noch einmal spannend: Vor jeder Verpflegungsstation des TAR lag eine Matte zur Zeitmessung. Wer das vorgegebene Limit überschritt, wurde aus dem Rennen genommen. &bdquo;Mit den Zeitlimits hatten wir bis dahin überhaupt keine Probleme“, erklärt Florian Weißinger. &bdquo;Aber auf dieser sechsten Etappe haben sie direkt hinter uns die Matte abgebaut.“ Von Euphorie getragen, schaffte es das Trio schließlich, auch die letzte Etappe nach Bella Italia zu bewältigen. Die drei erreichten das Ziel am berühmten halbversunkenen Kirchturm am Reschensee – eine grandiose Sieben-Tage-Tour war vollendet. Wer jetzt überlegt, das Ganze nachzumachen, hält es am besten mit Tobias Schaefer: &bdquo;Ich kann nur empfehlen, einen Arzt mitzunehmen – besser noch zwei!“

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