Spannung und Spektakel im Bielefelder Langbahn-Oval

Bielefeld. Spannung war auf dem 700-Meter-Oval programmiert. Denn wenn beim EM-Halbfinale im Grasbahnrennen auf dem Leineweberring die Besten der Besten an den Start gehen, kommt es auf jeden Meter Vorsprung an. Bei der größten Motorsportveranstaltung in Ostwestfalen-Lippe lieferten sich 15 europäische Elite-Fahrer vor rund 3.500 Zuschauern ein heißes Rennen um den Finaleinzug im südfranzösischen Tayac. Der DMSC Bielefeld hat Erfahrungen mit großen Titelkämpfen. Einmal mehr stellte er mit einer hervorragenden Rennorganisation sein Talent für die Ausrichtung von Langbahnrennen unter Beweis. Im Fahrerlager konnten sich die Zuschauer vorab einen Überblick verschaffen. &bdquo;Das Kettenrad wird nachjustiert, die Schweißnähte werden kontrolliert“, sagt Jan Kempa, der im Seitenwagen-Rennen an den Start ging. Schockmoment, als der Niederländer William Kruit stürzt In zehn Vorrunden des Hauptereignisses EM-Halbfinale traten je sechs Fahrer gegeneinander an. Auf das B- folgte das A-Finale. Nur für neun Motorsport-Enthusiasten gab es Finaltickets. Nach einem sehr engen fünften Vorlauf folgte im sechsten Rennen ein kurzer Schockmoment für die Zuschauer. Nachdem der Deutsche Mario Niedermeier bereits Startprobleme mit seiner Maschine hatte und abbrechen musste, stürzte der Niederländer William Kruit in der zweiten Kurve ohne Fremdeinwirkung. Ein bereitstehender Notarzt eilte zur Hilfe. Kruit richtete sich aber sofort auf und konnte sich eigenständig auf die Trage der herbeigeeilten Rettungskräfte setzen. Im geländegängigen Rettungswagen wurde er unter großem Applaus – zum kurzen Check – vom Feld gefahren. Später trat er wieder an und schaffte es sogar noch einen EM-Finalplatz zu holen. Der sechste Lauf startete noch einmal, das Teilnehmerfeld war auf vier Starter zusammengeschrumpft. Spätestens mit diesem Lauf konnte der Brite Chris Harris seine Favoritenrolle festigen. Doch fast hätte er sich zu früh gefreut. Vor dem Ziel nahm er siegessicher das Gas weg, wodurch ihm Charley Powell (GB) noch einmal gefährlich nah kam. Das hätte Harris beinahe noch einen Punkt gekostet. Schlammbrocken fliegen ins Publikum Die meisten Zuschauer sind Stammgäste und freuen sich das ganze Jahr auf die Ausrichtung hochwertiger Prädikate auf dem Leineweberring. Auch die vierjährige Louisa ist mit der Familie dabei. Gegen das laute Dröhnen der Motoren trägt sie Kopfhörer. In den Kurven haben die Zuschauer so richtig was von der Bahn – Schlammbrocken fliegen ins Publikum, wenn sich die Maschinen mit hoher Geschwindigkeit in die Kurven legen. Die Wetterbedingungen der vergangenen Tage waren für den Motorsport nicht optimal. Immer wieder müssen Trecker die Rennbahn ebnen und von lockerem Material befreien. &bdquo;Das macht den Maschinen schon zu schaffen“, sagt DMSC-Vorstand Stephan Prante. Bei den Rennen am Nachmittag zeigt sich die Bahn aber schon deutlich besser als am Vormittag beim Training. Mit der Zuschauerzahl ist Prante sehr zufrieden: &bdquo;Bedenkt man das lange Wochenende und den parallel stattfindenden Leineweber.“ Harris und Fienhage bestimmen das Finale Für Harris lief es im neunten Durchgang nicht mehr gut. Bei einer stabilen Führung riss ihm die Kette ab. Die Runde war für ihn gelaufen. Jetzt galt das Augenmerk einem anderen Favoriten: Lukas Fienhage aus Lohne, der alle Vorrundenläufe mit ordentlich Vorsprung für sich entschied. &bdquo;Durch Lehm und Nässe ist es heute eine schwierige Bahn, trotzdem läuft es gegen die starke Konkurrenz gut“, sagt er. Harris und Fienhage sind bei den Vorläufen nicht aufeinandergetroffen. Das Duell blieb den Zuschauern für das A-Finale vorbehalten. Lokalmatador Thilo Günter sah den Zustand der Bahn für seine Enduro viel besser: &bdquo;Es sind gute Bedingungen, der Boden ist nicht zu tief, schön griffig und es verstaubt einem nicht die Sicht.“ Einen Platz auf dem Podest hat er sich ganz fest vorgenommen. Geklappt hat es am Ende nicht. Leon Kleinegrauthoff aus Schloß Holte-Stukenbrock entschied die Enduro-Klasse nach drei Rennsiegen für sich. Bei den Solo-Rennen konnte Marcel Sebastian aus Brake den dritten Platz auf dem Treppchen klarmachen. Das Seitenwagen-Rennen schloss Jan Kempa mit Sina Stickling im Mittelfeld ab. Fienhage mit Tempo 111,3 auch der Tagesschnellste Nach einem äußerst spannenden A-Finale – wie von den Zuschauern erwartet mit Fienhage und Harris an der Spitze – fuhr Fienhage schließlich den Gesamtsieg ein. &bdquo;Er hat einen super Start hingelegt, Harris versuchte noch zu attackieren, was aber von Fienhage abgewehrt wurde“, sagt Prante. Mit 111,3 Stundenkilometern war Fienhage der schnellste im letzten Lauf und gewann obendrein den ADAC-Silberhelm. Die ersten neun für das Finale am 6. Juli qualifizierten Fahrer: 1. Lukas Fienhage (Lohne), 2. Chris Harris (GB), 3. Jacob Bukhave (DK), 4. Andrew Appleton (GB), 5. Charley Powell (GB), 6. Mika Meijer (NL), 7. Fabian Wachs (Emsland), 8. Gabriel Dubernard (FR), 9. William Kruit (NL). Das zweite Halbfinale wird am nächsten Samstag, 8. Juni, im niederländischen Loppersum ausgetragen.

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