Bulldogs-Center Michael Reimer spielt mit Kopf und Körper

Bielefeld. Spektakuläre Touchdown-Pässe des Quarterbacks, scheinbar jeglichen Naturgesetzen widersprechende Ballfänge aus der Luft oder gar mit nur einer Hand durch die Receiver und schließlich wilde Slalomläufe der Runningbacks – für diese Aktionen ist der Football bekannt. Die übrigen Positionen auf dem Spielfeld bekommen weniger Aufmerksamkeit. Dabei sind sie ein wichtiges Rädchen im Gesamtkonzept. Felix Gorny, neben Bert Smith einer der beiden Headcoaches der Bielefeld Bulldogs, achtet darauf, dass auch die Leistung derer gewürdigt wird, die weniger im Rampenlicht stehen. Ein Center beispielsweise. Als Offensiv-Koordinator ist Gorny froh, in Michael Reimer jemanden zu haben, den er in puncto Spielverständnis, Taktik und Technik durchaus auf Nationalmannschaftsniveau sieht. &bdquo;Michael ist der Anker unserer Offensiv-Line. Er ist unglaublich schlau und ein ganz wichtiger Partner für junge Quarterbacks“, sagt Gorny. Vor dem Snap gilt der Blick dem Gegner Als Center wirft Reimer den Ball durch die Beine zum Quarterback. Der sogenannte Snap muss exakt sein, sonst bekommt der Quarterback Probleme beim Einleiten des Spielzugs. &bdquo;Ich weiß ohne hinzugucken, ob der Ball angekommen ist“, sagt Reimer. Doch schon vor dem Snap ist er gefragt. Wenn sich die Offense formiert, studiert er den Gegner, tauscht sich mit den Nebenleuten in der O-Line aus. &bdquo;Wenn ich sehe, dass unser Laufkonzept über die rechte Seite nicht funktionieren könnte, weil der Gegner dort einen Mann mehr positioniert hat, kann ich unseren Spielzug ändern“, erklärt Reimer. Es ist Aufgabe des Quarterbacks und/oder des Centers, auf Veränderungen in der gegnerischen Defense zu reagieren und den geplanten Spielzug, das sogenannte Play, kurzfristig zu ändern, oder sich mit Hilfe einer Auszeit neu zu sortieren. &bdquo;Da steckt schon eine Menge dahinter“, sagt Reimer. Der Center und der Quarterback sind der verlängerte Arm des Trainers auf dem Platz. Sie kennen die Spielzüge bis ins Detail. &bdquo;Michael kann ich blind vertrauen. Nach dem Quarterback muss er am meisten wissen. Ich halte große Stücke auf ihn“, sagt Gorny. "Seitdem bin ich begeistert vom Football" Umgekehrt gilt das auch. &bdquo;Durch Felix habe ich das System Football verstanden“, sagt Reimer. Vor zehn Jahren, als 15-Jähriger, kam er über ein Probetraining zu den Bulldogs und blieb mit kleinen Unterbrechungen (Verletzungen, Studium) am Ball. Gorny war einer seiner ersten Jugendtrainer. &bdquo;Seitdem bin ich begeistert vom Football“, sagt Reimer. Schon früh übernahm er Verantwortung. Als Center-Legende Andreas Lettow aufhörte, waren die Bulldogs froh, in Reimer jemanden aus den eigenen Reihen als Nachfolger zu haben. Sein Spiel bestehe aus &bdquo;50 Prozent Kopf und 50 Prozent Körper“, meint Reimer. Körperlich wird es, sobald der Ball seine Hände verlassen hat. &bdquo;Dann prallt auch schon ein Tackle der gegnerischen Defense in mich rein“, sagt Reimer. Blocken ist eine wichtige Aufgabe der O-Liner und damit auch des Centers. Bei der Absicherung des eigenen Quarterbacks oder der Runningbacks ist voller Einsatz gefragt. "Wir haben die Mentalität für den Aufstieg" Dann setzt der kräftige 1,91-Meter-Mann aggressiv seinen Körper ein und schont weder sich noch sein Gegenüber. &bdquo;Mir hat mal jemand gesagt, ich wäre ich ein anderer Mensch, sobald ich das Spielfeld beträte“, sagt Reimer. In den vergangenen Jahren hat er auch die Schattenseiten des Kollisionssports Football erlebt. Erst während der Sommerpause erholte er sich von einem Bruch des Radiusköpfchens im Arm. Zweimal schon erlitt er eine Gehirnerschütterung. Nach der zweiten 2021 habe er aufgehört mit Football. &bdquo;Doch im März 2022 hat es mich wieder gejuckt. Ich konnte es nicht lassen und musste dabei sein“, sagt Reimer. Zum Glück für die Bulldogs. &bdquo;Michael ist ein absoluter Teamplayer. Wir sind froh über jeden Einsatz, über jedes Play, das er macht“, sagt Felix Gorny. Das Ziel Aufstieg in die GFL2 ist es, das Reimer antreibt: &bdquo;Wir haben die Mannschaft und die Mentalität dafür. Jeder spielt für jeden. Das ist wichtig.“ Am Samstag ein Heimspiel gegen Köln Für ein erfolgreiches Saisonfinale opfert er gern seine Zeit. Im Moment arbeitet er halbtags als Fahrer. &bdquo;Ich habe gern mit Menschen zu tun. Später möchte ich mal etwas im Erziehungsbereich machen“, sagt Reimer. Und solange es Spaß bereitet und er gesund bleibt für die Bulldogs spielen. Am Samstag, 18 Uhr, kommen die Cologne Falcons in das Stadion Rußheide. Einmal mehr muss die O-Line umgestellt werden. Kim Rödder ist verletzt. Felix Gorny erwartet die Kölner mit Auftrieb nach dem Sieg über Bonn. &bdquo;Wir Trainer warnen davor, Köln zu unterschätzen“, sagt Gorny. Er weiß jedoch auch um das große Potenzial und die gute Form seiner eigenen Mannschaft. Und er weiß, dass er sich auf seinen Center Michael Reimer verlassen kann.

Meistgelesen