Fast ein ganzes Leben lang Volleyballer

Bielefeld. Es gibt viele Arten von Gesteinen, die von den Geologen unter anderem auf ihre Festigkeit und Stabilität untersucht werden. Nicht untersucht werden dagegen die Urgesteine. Diese besondere Sorte ist seltener anzutreffen. Sie ist aber unverzichtbar, da sie Menschen bezeichnet, die seit langer Zeit etwa in einem Sportverein sind, sich dort einbringen und damit zum Fortbestand und zur Weiterentwicklung beitragen. Bernd Westerbeck aus der Volleyballabteilung des TuS Brake ist so ein Urgestein. Im Hauptberuf staatlich geprüfter Elektroniker, in der Freizeit seit über vier Jahrzehnten im TuS. In seiner Jugendzeit probierte sich Westerbeck erst im Fußball, dann im Handball. Seit 1980 und bis heute ist es Volleyball, so lange liegt Westerbecks &bdquo;Urknall“ zurück: &bdquo;Damals rief mich die ehemalige Abteilungsleiterin Ulla Schmidt an. Sie hatte eine Mannschaft angemeldet. Als vor dem ersten Spieltag plötzlich nur fünf Spieler zur Verfügung standen, fragte sie mich, ob ich kommen kann – und danach bin ich bei der Sportart geblieben.“ So kam der heute zweifache Familienvater zum Volleyball wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde. Zu den Anekdoten seiner gut vier Volleyball-Dekaden gehören nicht nur große Siege. Auch eine große Niederlage war dabei. Etwa dieses eine Auswärtsspiel bei SW Marienfeld in seiner ersten Saison. In drei Sätzen nur vier Punkte geholt &bdquo;In den drei gespielten Sätzen haben wir ganze vier Punkte gemacht. Und weil ich mit dem Moped nach Marienfeld gefahren war und meinen Helm dabei hatte, habe ich mir überlegt, den im Spiel aufzusetzen.“ Die Liga war damals die 2. Kreisklasse, die es im Volleyballkreis Bielefeld-Gütersloh (und weit darüber hinaus) inzwischen längst nicht mehr gibt. Rückläufige Mannschaftsmeldungen sind der Grund. Die Helm-Idee ist ebenso im Gedächtnis verankert wie die vier Aufstieg in Serie in den Jahren 1986 bis 1990. Westerbeck stieg mit der 1. Männermannschaft des TuS bis in die Landesliga auf. &bdquo;Die Väter des Erfolges waren in den Jahren die damaligen Trainer Hermann Onken, Hartmut Zander und Sven Pachur“, nennt Rechtshänder Westerbeck die Namen des erfolgreichen Trainertrios. Ein weiterer Höhepunkt waren die Spiele im Bezirkspokal 1991 gegen die klassenhöheren Teams des TuS Lübbecke und des Telekom Post SV Bielefeld. Innerhalb von fünf Stunden gab es zwei nicht zu erwartende 3:2-Siege – und einen entsprechenden Muskelkater am Tag nach dem großen Doppelerfolg. Ein Vereinswechsel war schnell vom Tisch Wechselgedanken kreisten nur einmal durch den Westerbeckschen Kopf. &bdquo;Der CVJM Stieghorst hatte in den 80er-Jahren eine tolle Truppe. Damals kam bei mir kurzfristig der Gedanke auf, an den Wortkamp zu wechseln.“ Ebenso so schnell wie die Überlegungen des Vereinswechsels aufgekommen waren, verflogen sie. &bdquo;Ich habe mir gedacht: Eigentlich bin ich Braker. Deshalb kam es nie zu einem Vereinswechsel.“ Neben den Erfolgen und dem Spaß am Sport waren es die Menschen in seiner Mannschaft und in der Volleyballabteilung des TuS, die den heute 57-jährigen in Brake hielten Zusammenhalt auf Fahrten geschmiedet &bdquo;Wir haben uns nicht nur zum Training und zum Spiel getroffen, sondern auch viel privat zusammen gemacht.“ Nach Training und Spiel ging es oft in die Kneipe &bdquo;Stellwerk“. Zu Pfingsten fuhren die Braker viele Jahre zu Volleyballturnieren nach Lüchow-Danneberg oder Pinneberg. Auf diesen Fahrten entstand eine Gemeinschaft und ein besonderer Zusammenhalt, die das Urgestein nicht missen möchte. Neben seiner seit einigen Jahren bestehenden Tätigkeit als Spielertrainer in der Hobby-Mixed-Mannschaft, die in der Leistungsklasse spielt, engagiert sich Bernd Westerbeck als Coach in Brakes Volleyballabteilung. Aktuell trainiert er die 3. Frauenmannschaft, davor waren es viele Jahre Jugendmannschaften. Ein Ball, vier Leute - und Sonne Angesichts der Möglichkeiten, die die Braker Beachvolleyballanlage bietet, ist Westerbeck ein großer Fan des Beachvolleyballs. Die Sandvariante ist zudem ein Grund, warum der Braker immer noch Volleyball spielt. &bdquo;Man braucht nur einen Ball, vier Leute und nach Möglichkeit Sonne.“ Momentan sorgt eine Verletzung dafür, dass Bernd Westerbeck weder Hallen- noch Beachvolleyball spielen kann. Ist die auskuriert, wird das einst weiße und jetzt farbige Spielgerät von dem Mann aus Brake wieder bewegt und ihn weiter bewegen. Ein Urgestein zerbröckelt schließlich nicht so schnell.

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