Dieser bekannte Bielefelder Fußballer tritt ab

Bielefeld. Thies Kambach ist in der Bielefelder Fußballszene bekannt. Er ist ein Typ. Ehrlich, hilfsbereit, fußballverrückt. Nach mehr als 20 Jahren beim TuS Dornberg als Spieler, Trainer und sportlicher Leiter ist an diesem Freitag – mit 40 Jahren – sein letzter Arbeitstag im Bielefelder Westen. Kambach sagt: &bdquo;Ich bin froh, nun weniger Verantwortung zu haben. Fußball ist nämlich ein Zeitfresser. Ich habe es aber immer gerne gemacht.“ Als Spieler des TuS Dornberg, des SC Verl und des VfL Theesen stand Kambach für Tore. Davon erzielte er reichlich in all den Jahren. Und es wären wahrscheinlich noch Hunderte mehr gewesen, hätte er nicht mit ektodermaler Dysplasie, einer Hauterkrankung, zu tun. Sein Körper besitzt nicht die Funktion, sich selbst abkühlen zu können, was insbesondere im Sommer ein großes Problem ist. Daher war ein Eimer Wasser stets Kambachs treuer Begleiter am Spielfeldrand. Flugs wurde das Trikot eingetaucht und nass wieder übergezogen. Ein Markenzeichen. Vorfreude auf Langeweile Nun verlässt Thies Kambach die Bielefelder Fußballbühne – zumindest als Vereinsverantwortlicher. &bdquo;Ich schaue mir weiterhin Fußballspiele an. Als erstes werde ich natürlich den Spielplan vom TuS Dornberg studieren, aber vielleicht sieht man mich künftig auch mal bei einem tollen Spiel in der Bezirksliga“, erzählt Kambach. Nach all den Jahren im Fußball freut er sich darauf, sich &bdquo;auch mal langweilen zu können“. Einige seiner langjährigen Weggefährten erinnern sich an gemeinsame Zeiten. Der Fußballer Unter den Trainern Mario Ermisch und Andreas Brandwein hat Thies Kambach etliche Jahre gespielt. Gemeinsam haben sie einiges erlebt. Beide Ex-Coaches blicken positiv auf die gemeinsamen Zeiten zurück. Mario Ermisch erzählt: &bdquo;Thies ist ein absolut korrekter Typ. Auf ihn konnte ich mich immer verlassen. Im Kopf ist mir natürlich auch noch seine schwere Verletzung, die er sich im Spiel mit dem SC Verl bei Preußen Münster zugezogen hatte. Damals ist er mit dem Münsteraner Torwart Michael Joswig zusammengerasselt und hat sich das Schien- und Wadenbein gebrochen. Das waren keine schönen Bilder. Als Stürmer war Thies ein Juwel. Ohne seine Erkrankung hätte er sicherlich viel höher spielen können.“ Besonderes Klima in allen Teams Brandwein: &bdquo;Mit Unterbrechungen haben wir insgesamt rund zehn Jahre miteinander gearbeitet und Thies war oftmals mehr als nur ein Spieler. Er hat aufgrund seiner hohen sozialen Kompetenzen immer dafür gesorgt, dass wir ein besonderes Klima innerhalb der Mannschaften hatten. Sportlich haben ihn sein unbändiger Wille, seine Lauf- und Handlungsschnelligkeit, die Fähigkeit sich selber gut einschätzen zu können und seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor ausgezeichnet. Zudem war und ist er einfach fußballschlau. Thies war einer der besten Stürmer, die ich trainieren durfte und das ist insofern bemerkenswert, weil er aus meiner Sicht eigentlich gar nicht richtig schießen konnte und auch kein besonders gutes Kopfballspiel hatte. An ein Tor von ihm, das er außerhalb des Strafraums erzielt hat, kann ich mich gar nicht erinnern.“ Der Dornberger TuS-Präsidentin Annette Köhne und Vorstandsmitglied Thomas Nottebrock sagen über Thies Kambach: &bdquo;Über die fußballerischen Qualitäten von Thies Kambach muss man nicht viel sagen. Er war es, der den TuS Dornberg zusammen mit seinem Sturmpartner Tony Agyeman in den Jahren 1999 bis 2004 aus der Kreisliga C in die damalige Verbandsliga schoss. Fünf Aufstiege in Folge hatte es bis dahin noch nicht gegeben. 1999 war Thies 17 Jahre alt, und kam aus der B-Jugend in die A-Jugend. Er durfte eigentlich noch nicht bei den Senioren spielen. Noch heute können wir uns bei dem untersuchenden Arzt des Fußballverbandes in Kaiserau bedanken, dass er Thies trotz seiner Vorerkrankung für voll sporttauglich hielt. Ein Glücksgriff für den Verein Nachdem sich der TuS Dornberg 2015 aus dem gehobenen Amateursport zurückgezogen hatte, war es unser damaliger Manager Hans-Werner Freese, der Thies überreden konnte, eine komplett neue Mannschaft zusammenzustellen und als Trainer mit Janis Theermann in der Bezirksliga den Neuanfang zu starten. Nach dem plötzlichen Tod von Hans-Werner Freese war es Thies, der auf den Vorstand zukam und angeboten hatte, die sportliche Leitung zu übernehmen. Bis heute ein absoluter Glücksgriff für den Verein. In den letzten vier Jahren hat Thies neue Strukturen im Verein geschaffen. Er hat es geschafft, Spieler und Trainer an den Verein zu binden. Und damit das so bleibt, hat Thies in dieser Zeit eine neue Ü32 gegründet. Thies ist nicht weg. Nur sein Aufgabengebiet ändert sich wieder. Er schnürt die Schuhe nunmehr ausschließlich für die Ü32 des TuS Dornberg. Wir wünschen uns, dass Thies uns noch lange erhalten bleibt, egal in welcher Funktion.“ Der sportliche Leiter Dornbergs Trainer Jens Horstmann erzählt über Thies Kambach: &bdquo;Ich bin sehr traurig, dass Thies als sportlicher Leiter aufhört. Nicht nur, weil er ein sehr guter Freund von mir ist, sondern vor allem weil unsere Zusammenarbeit immer sehr homogen und erfolgreich war. Außerdem kann ich jetzt ja gar nichts Schlechtes sagen, weil er mich ja nicht nur zum Trainer in Dornberg gemacht, sondern im vergangenen Jahr auch sehr stur an mir festgehalten hat. Das muss ich jetzt irgendwie zurückzahlen. Ernsthaft: Ich glaube, die vergangene Saison hat nochmal alles von ihm als sportlicher Leiter abverlangt, aber auch seine Qualitäten herausgestellt. Er war immer sehr interessiert was Aufstellung, Training und so weiter angeht. Wir haben diskutiert, gestritten und er hat mich auch kritisiert. Aber dabei war er auch immer fair, uneitel und hat jede meiner Entscheidungen akzeptiert. Er hat mir nie etwas vorgeschrieben oder mir einen Spieler aufgedrückt, den ich nicht wollte.“ Thies Nervosität wird fehlen &bdquo;Er hat mir auch viel den Rücken frei gehalten, indem er im Hintergrund viel gemacht und organisiert hat. Und ich glaube, diese ehrliche Zusammenarbeit ist ein Schlüssel zu unserem Erfolg der vergangenen Jahre. Fehlen wird mir tatsächlich seine ihm eigene Nervosität vor allen Spielen. Mich hat das immer sehr amüsiert. Das erste Mal fiel mir das vor einem Derby gegen Wellensiek 2019 auf. Als ich 15 Minuten vor Anpfiff sein Gesicht sah, dachte ich es gäbe irgendwo einen Trauerfall. Als ich vorsichtig nachfragte, was denn los sei sagte er nur: Hoshi, ich bin ultra-nervös. Woraufhin ich lauthals lachen musste.“ Der Mitspieler Janis Theermann hat praktisch seine gesamte Fußballerkarriere zusammen mit Thies Kambach verbracht. Theermann ist nicht nur ein Mitspieler, sondern auch einer von Kambachs besten Freuden. Theermann sagt: &bdquo;Als ich 2003 als unbekannter, junger Spieler zum Landesliga-Aufsteiger TuS Dornberg wechselte, war der nur ein Jahr ältere Thies bereits eine bekannte Größe im Bielefelder Amateurfußball. 2015 beendeten wir nach zehn gemeinsamen Saisons unsere aktive Fußballzeit. Während Thies zu Beginn auch jedes Trainingsspiel gewinnen wollte – ich erinnere mich an aufreibende bis überharte Trainingszweikämpfe auf der alten Dornberger Asche mit seinem Kumpel Damian Solorz –, zeigte er sich gegen Ende der Laufbahn weniger als Trainingsweltmeister und überzeugte vielleicht noch mehr im Abschlussspiel. Wenn er als junger Stürmer in einem Spiel nicht traf, wechselte er von gelben auf rote Schuhe, zuletzt trug er konstant schwarze Klassiker. Wo früher ein eventueller bis minimaler Gegnerkontakt für einen Aufschrei samt Kugeleinlage sorgte, korrigierte Thies später die Entscheidungen des Schiedsrichters zu unseren Ungunsten im Sinne des Fair Play. Viele Teamabende begannen in einer seiner unzähligen Wohnungen – Umzüge gehören wohl zu seinen Hobbys – und endeten für Thies nicht selten mit einem Schläfchen inmitten der Feier.“

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